Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
Tafel weiß.«

Ihr Wille ist Befehl

    Wie Marco Polo vorhergesagt hatte, machte die goldene Tafel Philippa die Reise nach China leicht. Zumindest hätte sie das tun sollen. Das Problem war jedoch, dass es Philippa ganz und gar nicht behagte, andere Leute herumzukommandieren. Sie war ein von Natur aus respektvoller, demokratisch veranlagter Mensch. Daher dauerte es eine Weile, ehe sie sich über die wahre Macht des alten chinesischen Artefakts, das sie nun in Händen hielt, klar wurde und sie richtig einzusetzen begann. Sie musste den Menschen schlicht und einfach vorschreiben, was sie zu tun hatten. Das größte Problem dabei war, dass die Leute ihre Anordnungen augenblicklich in die Tat umsetzten – in dieser Beziehung versagte die Tafel nie   –, und Philippa stellte bald fest, dass das Erteilen von Befehlen ebenso viele Fallstricke bereithielt wie das Erfüllen von Wünschen. Jetzt verstand sie, warum die ungeheure Macht, die in der goldenen Tafel steckte, Marco Polo so nervös gemacht hatte. Wer die Tafel besaß und sich ihrer Macht bediente, musste sämtliche Konsequenzen seiner Befehle im Voraus bedenken. Und Philippa sollte bald eine Ahnung davon bekommen, welche Einsamkeit und Verantwortung Regierungs- und Führungspositionen wie die einer Präsidentin oder Premierministerin mit sich brachten.
    So staunte sie nicht schlecht, als ein Mann, der ihr auf dem Flughafen Heathrow in London gefolgt war und dem sie ziemlich verärgert gesagt hatte, er solle ihr aus den Augen gehen, in den nächsten Besenschrank sprang und die Tür hinter sich zuzog. Oder als eine Stewardess, der sie am Check-in-Schalter einen »schönen Tag« gewünscht hatte, sich plötzlich die Schuhe auszog, die Füße auf den Schalter legte und in einer Zeitschrift zu schmökern begann.
    Natürlich hatte der Besitz der goldenen Tafel auch Vorteile: Obwohl sie nicht einmal ein Ticket besaß, wies man Philippa in der Maschine nach Peking (von London schien es keinen Direktflug nach Xian zu geben) den besten Platz in der ersten Klasse zu; dann gestattete man ihr, in der Abflug-Lounge der ersten Klasse zu warten; und wenige Minuten vor dem Start ging sie ins Cockpit und teilte dem Flugkapitän, dem Kopiloten und dem Flugingenieur mit, dass sich ihr Reiseziel ein wenig geändert habe. Sie tat es nicht gern, weil sie wusste, welche Unannehmlichkeiten das für ihre Reisegefährten bedeuten würde; doch wenn der Welt durch die Kriegerteufel wirklich Gefahr drohte, war es den Preis wert, fand sie.
    »Ich fürchte, in unserem Flugplan hat es eine Änderung gegeben«, erklärte Philippa der Cockpitbesatzung. Sie hatte sich die goldene Tafel wie einen kleinen Laptop unter den Arm geklemmt. »Wir fliegen nicht nach Peking.«
    »Okey-dokey«, sagte der Flugkapitän.
    »Stattdessen fliegen wir den Internationalen Flughafen von Xian an.«
    »Okey-dokey«, wiederholte der Kapitän, der Australier war.
    »Wissen Sie, wo das ist?«, fragte sie den Flugingenieur.
    »XIY? Aber sicher«, antwortete dieser. »Größte Stadt im nordwestlichen China. Näher als Peking. Kein Problem.«
    »Das werden Sie den anderen Passagieren und dem Rest der Crew aber nicht mitteilen«, fügte sie hinzu. »Damit sie durch die Änderung des Flugplans nicht beunruhigt oder verärgert werden. Wenn wir uns Xian nähern, erklären Sie einfach, es gebe ein technisches Problem und wir würden dort landen, um es zu beheben. Alles klar?«
    »Völlig«, sagte der Kapitän.
    »Sollten sich durch diese Befehle irgendwelche Schwierigkeiten ergeben, kommen Sie einfach und sagen es mir«, fügte sie hinzu. »Übrigens. Ich habe gesehen, dass auf diesem Flug das Rauchen erlaubt ist.«
    »Ja«, sagte der Kopilot. »Die Chinesen rauchen gern. Deshalb fliegen sie lieber mit uns als mit den anderen Fluggesellschaften.«
    Philippa schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht durchgehen lassen. Das Rauchen wird auf diesem Flug nicht gestattet. Mir selbst macht es nichts aus. Aber es ist zu ihrem eigenen Besten. Rauchen ist für Menschen in geschlossenen Räumen nämlich äußerst ungesund.«
    »Sehr schön«, sagte der Kapitän. »Dann mache ich gleich eine Durchsage.«
    »Oh, und noch etwas.« Sie reichte dem Flugingenieur einen Zettel, auf dem Nimrods Handynummer stand. »Versuchen Sie, diese Nummer für mich zu erreichen. Ich versuche es schon den ganzen Tag, aber es meldet sich immer nur die Mailbox.«
    Der Flugingenieur wählte die Nummer und schüttelte dann den Kopf.
    »Versuchen Sie es

Weitere Kostenlose Bücher