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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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weiter«, sagte Philippa. Der Flugingenieur wählte die Nummer auf der Stelle wieder, sodass Philippa ihm sagen musste, dass ein Versuch pro Stunde genügen würde.
    Philippa ging zurück zu ihrem Platz und stellte mit Entsetzen fest, dass sie von einer berühmten Musikgruppe umgeben war, die nach Peking flog, um auf dem Platz des Himmlischen Friedens ein Konzert zu geben. Mehrere Bandmitglieder waren bereits betrunken und randalierten und die arme Flugbegleiterin hatte alle Hände voll zu tun, um sie unter Kontrolle zu halten.
    »Vielleicht sollte ich lieber mit ihnen reden«, sagte Philippa zu ihr. Das war, genau genommen, kein Befehl, daher sah die Flugbegleiterin Philippa an, als habe sie den Verstand verloren.
    »Du?«, sagte sie. »Ich weiß wirklich nicht, was du erreichen willst. Du bist doch noch ein Kind. Nein, ich glaube, du bleibst lieber hier auf deinem Platz, mein Fräulein, und überlässt mir die Sache.«
    Philippa musste ihren Satz noch einmal umformulieren, damit er mehr wie ein Befehl klang. »Nein,
ich
rede mit ihnen«, sagte sie also. »Und das ist ein Befehl.«
    »Sehr wohl, Miss«, sagte die Flugbegleiterin. »Wie Sie wünschen.«
    Immer noch mit der goldenen Tafel unter dem Arm ging Philippa durch den Gang zu den Plätzen der Band. Einer der Musiker hatte zwei Trommelstöcke in der Hand und klapperte rhythmisch auf seinem Klapptischchen herum. Ein anderer gab seltsame Percussiongeräusche von sich und ein Dritter reimte Verse über die vor ihnen liegende Reise zusammen. Ein Vierterwarf mit Erdnüssen nach ihrer großen, in Trainingsanzügen steckenden Begleitcrew. Einige rauchten dicke Zigarren und alle tranken Champagner. Philippa schenkten sie ebenso viel Aufmerksamkeit, wie eine Herde Nashörner auf einen kleinen Madenhacker achten würde: Sie war ihnen völlig gleichgültig.
    Philippa fixierte die Band mit ihrem strengsten Blick.
    »Also gut. Alle mal herhören!«, sagte sie streng.
    Die Rapper verstummten auf der Stelle.
    »Wir haben eine lange Reise vor uns«, sagte Philippa. »Deshalb möchte ich, dass ihr euch bis zu unserer Landung in China ruhig, freundlich und anständig benehmt. Ist das klar?«
    Die Bandmitglieder nickten gehorsam.
    »Das heißt, es wird nicht mit Essen herumgeworfen, nicht laut geredet, keine Musik gespielt, nicht herumgeklopft, nicht gerappt, nicht geraucht, nicht um Geld gespielt und erst recht kein Alkohol getrunken. Aber vor allen Dingen benehmt ihr euch den Flugbegleiterinnen und euren Mitreisenden gegenüber anständig. Habt ihr das verstanden?«
    »Ja, Ma’am«, sagte der Typ mit den Trommelstöcken. Er setzte sich gerade hin und legte gehorsam den Sicherheitsgurt an. Die anderen taten es ihm nach, rückten ihre Baseballkappen gerade, drückten die Zigarren aus und räumten die Spielkarten und den Champagner weg.
    Mit ein wenig Schamesröte im Gesicht über den wohlverdienten Applaus, den die anderen Passagiere ihr gespendet hatten, kehrte Philippa zu ihrem Platz zurück und sah aus dem Fenster. Ein oder zwei Minuten später startete das Flugzeug, trug sie hoch über London und kurz darauf über den Ärmelkanal. Der Himmel war strahlend blau und klar undtief unten sah sie eine Schar Seevögel, die über den weißen Klippen von Dover kreisten.
    Plötzlich überkam sie die seltsame Ahnung, dass ihre Mutter in den Vereinigten Staaten eingetroffen und auf dem Weg nach Hause war. Und einen Moment lang versuchte sie sich vorzustellen, wie Mrs   Gaunt, glamourös wie immer, New Yorker Boden betrat.
    Zumindest die eine Hälfte davon stimmte. Philippas Gefühl, so unbestimmt es auch sein mochte, traf mehr oder weniger zu. Mrs   Gaunt war nach einem Langstreckenflug um den halben Globus tatsächlich in eben diesem Moment im New Yorker Central Park eingetroffen. Nur konnte Philippa nicht ahnen, dass ihre Mutter weit weniger glamourös aussah als je zuvor in ihrem Leben. Nein, Philippa hätte sie nicht erkannt. Nicht in einer Million Jahren.
     
    Mrs   Gaunt landete ein wenig unbeholfen wie alle Albatrosse, die zwar hervorragende Flieger, aber nicht für das Leben an Land geschaffen sind. Beim Aufsetzen im feuchten Gras kamen ihr die riesigen Flügel in die Quere, sodass sie auf der Nase landete, sich überschlug und etliche Federn ließ, ehe sie unter einer Parkbank zum Stehen kam. Doch trotz ihrer tollpatschigen Ankunft in New York hatte Mrs   Gaunt gut navigiert und befand sich nun südlich der Transverse Road und damit fast exakt auf gleicher Höhe mit der

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