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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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alte italienische Tradition.«
    Das Glanzstück auf der Katakomben-Webseite war der Leichnam eines perfekt erhaltenen Mädchens von etwa zwölfJahren, das 1920 gestorben war und von den Ortsansässigen »Dornröschen« genannt wurde. Das Mädchen wurde in einer offenen Glasvitrine ausgestellt, und mit den rosa Schleifen in den immer noch üppigen Haaren sah sie tatsächlich aus wie ein Wesen aus einem Märchen. Sie hatte ein ausdrucksvolles, schönes Gesicht, volle rote Lippen und lange Wimpern. Doch etwas an ihr kam Philippa vage bekannt vor. Einen Moment lang war sie verblüfft darüber, dass das Mädchen ausgerechnet Dybbuk ähnlich sah. Doch dann fiel ihr das Porträt über dem Kamin im Haus auf Bannermann’s Island wieder ein – jener Insel, zu der John und Mr   Rakshasas gerade unterwegs waren. Dort hatte sie das Mädchen schon einmal gesehen – auf dem Porträt. Dieses junge Mädchen war überhaupt nicht tot.
Es war Faustina
.

Men in Black

    »Es ist merkwürdig«, sagte Leo Politi, der Ka-Diener des Tempels von Dendur. »Aber Sie beide sind ganz anders als alle anderen Toten, die ich je zuvor durch die Geisterwelt führen musste.«
    »Wirklich?«, sagte John. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Die meisten Leute sind anfangs völlig verwirrt«, sagte Leo. »So durcheinander, dass sie die große Veränderung, die mit ihnen vorgegangen ist, gar nicht ahnen.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte John.
    »Ich will damit sagen, dass sie gar nicht wissen, dass sie tot sind«, sagte Leo. »Kaum haben sie ihre irdische Gestalt verlassen, versuchen sie schon wieder, nach dem alten Schema zu leben. Und dann werden sie wütend, wenn die Lebenden sie ignorieren. Die alten Ägypter wussten das. Deshalb bauten sie die Tempel und schufen das Amt des Ka-Dieners. Damit es jemanden gab, der den Geistern behutsam erklären konnte, was ihnen zugestoßen war. Heutzutage haben die Menschen natürlich keine Ahnung, wo sie sich hinwenden sollen, wenn sie gestorben sind. Ihnen würde sicher nicht im Traum einfallen, zum Tempel von Dendur im New Yorker Metropolitan Museum zu kommen. Aber Sie beide scheinen genau zu wissen, was Sie sind, was Sie tun und wo Sie hinwollen.«
    »Nun, es hat keinen Sinn, einen Regenschirm mitzunehmen, wenn man Löcher in den Schuhen hat«, sagte Mr   Rakshasas. »Wir wissen, wo wir sind, Leo, und wir gehören nicht zu denen, die sich darüber beklagen. Man muss die kleinen Kartoffeln mit den großen hinnehmen.«
    Die drei saßen in einem Bus zur Penn Station, um von dort einen Zug zu nehmen, der den Hudson River hinauffuhr. John war aufgefallen, dass keiner der Passagiere auf sie zu achten schien. Als ob sie gar nicht da wären.
Als ob sie Geister wären
. Was das anging, hatte Leo recht. Davon abgesehen, fand John, hatten die Dinge in der Geisterwelt große Ähnlichkeit mit denen in der physischen Welt. Nur dass diese natürlich in Farbe war, während sich die spirituellen Dinge in Schwarz-Weiß abspielten. Und er gewann langsam den Eindruck, dass ihr Eintritt in die ätherische Welt, wie Nimrod sie nannte, durch das Tempelportal eine ziemliche Zeitverschwendung gewesen war.
    John lehnte sich ein wenig zur Seite und flüsterte Mr   Rakshasas zu: »Wenn es nur darum geht, einen Bus oder einen Zug zu nehmen, hätten wir das doch auch allein gekonnt. Ich kenne den Weg nach Bannermann’s Island. Warum mussten wir erst zu diesem Tempel und warum brauchen wir Leo?«
    »Zum einen«, sagte Mr   Rakshasas, »können wir uns jetzt selbst wieder sehen, was wir vorher nicht konnten und was äußerst hilfreich ist. Zum anderen sind wir in der Lage, Faustina zu sehen, was ebenfalls hilfreich ist. Unsichtbar zu sein, ist ein großer Nachteil, wenn man sich mit jemandem unterhalten will.«
    »Stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, flüsterte John zurück.
    »Es gibt noch einen Grund«, fuhr Mr   Rakshasas fort. »Ein Ka-Diener hat genau wie jeder andere Führer den Vorteil, dass er einige Dinge weiß, von denen wir nichts wissen. Zum Beispiel, wer von den Gestalten, die wir sehen, tot und wer noch am Leben ist. Und von denen, die tot sind, weiß er, wem man über den Weg trauen kann und wem nicht. Wer von ihnen ein Geist ist und wer etwas anderes. Es hat schon so mancher Wolf versucht, sich als Großmutter auszugeben. Was nichts anderes heißen soll, als dass Leo ein wenig mehr ist als nur ein Führer, John. Er verfügt in dieser Welt über Kräfte, die wir nicht haben.«
    »Sie meinen, er ist so was wie ein

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