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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Leibwächter?«
    »Da keiner von uns beiden im Moment einen Leib hat«, sagte Mr   Rakshasas, »trifft das nicht ganz den Punkt. Er ist mehr ein Schutzengel. Nur dass er natürlich kein Engel ist. Ich weiß selbst nicht genau, wie es funktioniert. Hoffen wir, dass wir es nie herausfinden werden.«
    Dieser Ansicht war auch John. Da er im Moment selbst mehr oder weniger ein Geist war, traute er sich allmählich zu, auch mit anderen Geistern fertig zu werden. Was Mr   Rakshasas hingegen als »etwas anderes« bezeichnet hatte, nun, das war tatsächlich etwas anderes.
    An der 34 th Street stiegen sie aus und betraten den Bahnhof, wo Mr   Rakshasas sich in die Warteschlange einreihte, um die Fahrkarten zu kaufen, bis John ihn daran erinnerte, dass einer der Vorteile, ein Geist zu sein, darin bestand, keine Fahrkarte zu brauchen.
    Sie bestiegen den gleichen Zug nach Newburgh Bay, den auch John und Philippa genommen hatten, als sie wenigeWochen zuvor zum ersten Mal nach Bannermann’s Island gefahren waren. Im Unterschied zu damals mussten John und Mr   Rakshasas auf getrennten Plätzen sitzen, da der Zug voller Menschen war, die nach einem Arbeitstag in Manhattan nach Hause zurückkehrten. Die meisten von ihnen versteckten sich hinter ihrer Zeitung oder hatten die Augen geschlossen und die Ohren mit Musik verstöpselt. Es schien eine sehr ereignislose Reise werden zu wollen.
    Es dämmerte, als sie den Newburgh-Bay-Bootsclub erreichten, wo sie, wie John Leo erzählt hatte, vermutlich ein Kanu ausleihen konnten, um nach Bannermann’s Island zu gelangen. Und während Leo nach einem Kanu Ausschau hielt, spazierten John und Mr   Rakshasas zu dem alten Bootshaus hinüber. Von außen wirkte das Haus unverändert, doch der alte Bootsmann, der dort lebte, kam John jünger vor, als er ihn in Erinnerung hatte. Jünger, aber auch trauriger. Als habe ihn irgendein Unglück ereilt. Außerdem hatte John das starke Gefühl, dass der Bootsmann sie sehen konnte, obwohl er wusste, dass das kaum möglich war. Lebende Menschen sahen nur in Ausnahmefällen Gespenster.
    Sie standen draußen vor dem offenen Küchenfenster und sahen dem Bootsmann zu, während dieser sich einen Tee kochte. Dann ging er murmelnd zurück ins Wohnzimmer und warf die Küchentür geräuschvoll hinter sich zu. John wollte nachsehen, ob er Hendrix, die Katze von Dybbuks Freund, noch bei sich hatte, und da sie nicht annahmen, dass es etwas schaden könnte, folgten sie ihm ins Haus und durch die geschlossene Küchentür.
    Das Haus wirkte leblos und still und keineswegs so gemütlichwie beim letzten Mal. Von Hendrix, dem Kater, war nichts zu sehen. Eine Standuhr stand stumm in der Diele. An den nackten Fenstern hingen Spinnweben und die meisten Möbel waren mit Staubdecken verhangen. Es war ein kühler Abend, doch im Wohnzimmer brannte kein Kaminfeuer, was John ein wenig ungewöhnlich vorkam. Allerdings längst nicht so ungewöhnlich wie die beiden Männer, die im Wohnzimmer am Tisch saßen.
    Die Männer trugen beide glänzende schwarze Anzüge und schwarze Hemden, sie hatten schwarze Bärte und schwarze Augen; in den Händen hielten sie schwarze Bücher und schwarze Rosenkränze. Selbst ihre Socken waren schwarz. Einer von ihnen hatte eine schwarze Reisetasche wie einen Arztkoffer neben sich stehen und dem anderen ragte ein Zugfahrplan aus der Brusttasche, als seien sie mit einem früheren Zug angereist. John kam zu dem Schluss, dass ihm irgendetwas an diesen beiden Männern nicht gefiel, und es war keineswegs nur der starke Weihrauchgeruch, der ihren Kleidern entströmte.
    Ohne mit den beiden ein Wort zu wechseln, setzte sich der Bootsmann in einen Schaukelstuhl, begann vor- und zurückzuschaukeln und dabei vor sich hin zu summen. Sobald er damit anfing, zuckten die beiden seltsamen Männer zusammen, als hätte sie etwas erschreckt. Der eine sah den anderen an und nickte mit ernstem Gesicht. Dann schlugen sie ihre Bücher auf und begannen laut und abwechselnd zu lesen, woraufhin der Bootsmann im Schaukelstuhl leise zu stöhnen begann, als habe er Bauchschmerzen.
    »Was ist los mit ihm?«, wisperte John.
    Sobald John den Mund aufmachte, begann einer der beiden Männer am Tisch noch lauter zu lesen und der andere verspritzte aus einer kleinen Flasche, die er in der Hand hielt, Wasser im Zimmer, was zur Folge zu haben schien, dass das katzenartige Gejammer des Bootsmannes nun zum Jaulen eines Hundes anschwoll.
    Die Männer erhöhten ihre Lautstärke noch einmal, was für

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