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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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in die Tasche seines Seidenjacketts und holte ein kleines Lederkästchen von der Größe einer Streichholzschachtel heraus, das er Nimrod übergab.
    »Vor Jahren«, erklärte Nimrod seiner Nichte, »war ich verpflichtet, Silman drei Wünsche zu erfüllen. Einer davon war, dass ich ihm nach seinem eigenen Entwurf einen Spezialschlüssel anfertigen sollte.«
    Nimrod öffnete das Kästchen, in dem sich ein menschliches Skelett befand, das nicht länger als eine Büroklammer war und auch nicht viel dicker. Er nahm das winzige Skelett in die Faust und hauchte sie an, als halte er einen Satz Spielwürfel in der Hand. Als er die Faust wieder öffnete, stand das Skelett auf und reckte sich wie jemand, der lange geschlafen hatte.
    »Aufwachen«, sagte Silman mit leisem Lachen. »Raus aus den Federn, mein hübsches Kerlchen.«
    »Iiih«, sagte Philippa. »Was ist denn das?«
    »Ein Skelettschlüssel«, antwortete Nimrod.
    Ziemlich angewidert sah Philippa zu, wie Nimrod die Hand an das Schlüsselloch der Eingangstür vom Wachsmuseum hielt, das Skelett über seine Handfläche marschierte und im Innern des Schlüssellochs verschwand.
    »Mit diesem erstaunlichen kleinen Kerl in der Tasche hat sich das Knacken von Schlössern erledigt«, sagte Nimrod. »Das nimmt er einem alles ab. Er zieht die Stifte, legt die Hebel um und schiebt die Riegel zurück.«
    »Das ist richtig, Mr   Nimrod«, sagte Silman. »Vor ihm ist keine Tür sicher.«
    Es vergingen nur wenige Sekunden und schon hörte Philippa das Geräusch einer aufgehenden Tür. Im nächsten Moment kletterte das kleine Skelett aus dem Schlüsselloch zurück in sein Lederkästchen und Silman huschte wie ein geölter Blitz durch die Tür, um sich der Alarmanlage anzunehmen. Und ehe Philippa sich versah, war er mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht auch schon wieder zurück.
    »Bitte schön, Mr   Nimrod«, sagte er.
    »Vielen Dank, Silman«, sagte Nimrod. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, warten Sie doch bitte hier, für den Fall, dass Sie noch einmal gebraucht werden.«
    Silman berührte wieder seine Stirnlocke. »Unbedingt, Sir. Ich warte im Wagen.«
    Nimrod schaltete seine Taschenlampe an und betrat das Wachsfigurenkabinett als Erster, dicht gefolgt von Philippa und Groanin.
    »Ich muss schon sagen«, murmelte Groanin. »Wenn man bedenkt, wie lange die Schlange vor diesem Laden normalerweise ist, muss das der schnellste Eintritt aller Zeiten gewesen sein.«
     
    Groanin hat nicht übertrieben, dachte Philippa und leuchtete mit ihrer eigenen Taschenlampe durch die Ausstellung,während sie und Groanin ihrem Onkel durch das dunkle Gebäude folgten. Es war wirklich unheimlich im Wachsfigurenkabinett. Wohin man auch ging, überall hatte man das Gefühl, von Leuten angestarrt zu werden. Einige von ihnen erkannte sie natürlich sofort. Den Präsidenten, den britischen Premierminister, die britische Königsfamilie und ein paar Filmstars. Ein oder zwei der Figuren wirkten ungeheuer echt. Andere, fand sie, ähnelten den Leuten, die sie darstellen sollten, nicht im Geringsten. Außerdem sahen einige Prominente aus, als litten sie an einer schlimmen Krankheit oder unter fehlgeschlagenen Schönheitsoperationen. Und manche waren so schlecht, dass sie fast gelacht hätte. Aber nur fast. Das nächtliche Wachsfigurenkabinett hatte etwas an sich, das einem das Lachen im Halse stecken bleiben ließ. Und wie immer war es Groanin, der die Angst in Worte kleiden konnte, die Philippa dabei empfand, sich im Dunkeln an einem solchen Ort aufzuhalten.
    »Es heißt, dass Madame Tussaud ihr Handwerk in Paris gelernt hat«, erzählte er flüsternd. »Indem sie von den abgeschlagenen Köpfen der armen Teufel, die während der Französischen Revolution unter die Guillotine kamen, Modelle anfertigte. Das allein wäre schon gruselig genug. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass einige dieser Wachsgestalten vielleicht doch die Leichname von echten Toten sind, die man in Wachs getaucht hat. Vielleicht wirken sie deshalb so lebendig. Ist dir aufgefallen, dass ihre Augen einem irgendwie zu folgen scheinen?«
    »Eigentlich habe ich versucht, das zu übersehen«, gab Philippa zu. »Warum flüstern Sie eigentlich?«
    »Das habe ich mich auch schon gefragt«, sagte Nimrod.
    »Weil man es in einer Krypta oder auf einem Friedhof genauso macht«, sagte Groanin. »Man spricht leise, um die Toten nicht zu stören. Oder die Untoten. Je nachdem, wie man das sehen will. Wissen Sie, ich werde den Gedanken nicht los,

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