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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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dass sich ein Geist doch wohl eher hier aufhalten würde, bei der Attrappe dessen, was man mal war, statt bei der Kiste mit Knochen, die im Grab landet. Vor allem einige der Mörder da unten, die am Galgen geendet haben oder sich selbst um die Ecke gebracht haben.«
    »Ach, halten Sie den Mund, Groanin«, sagte Nimrod, öffnete eine Tür und führte sie durch einen engen Korridor. »Sie machen meine Nichte nervös.«
    »Nein, mir geht es gut«, sagte Philippa, ging aber trotzdem ein wenig schneller, um nicht allein im Dunkeln zurückzubleiben.
    »Hier unten gibt es mehrere alte Lagerräume, in denen alte Figuren aufbewahrt werden«, erklärte Nimrod. »Und in einem von ihnen hat Faustina ihren Körper zurückgelassen, als ihr Geist sich aufmachte, um in den Premierminister einzufahren. Auf Regal Nummer dreizehn in Raum dreizehn, um genau zu sein.«
    »Das verheißt nichts Gutes«, sagte Groanin.
    »Nur dass es mehr als zehn Jahre her ist, seit ich das letzte Mal hier unten war«, sagte Nimrod. »Und mein Orientierungssinn ist ein wenig eingerostet.«
    Sie stiegen eine lange, gewundene Treppe hinab in einen tiefen und ziemlich feuchten Keller. Die Türen waren nicht nummeriert, und als Nimrod die erstbeste öffnete, standen sie plötzlich vor keinem anderen als Adolf Hitler. Daraufhin gabPhilippa einen derart gellenden Schrei von sich, dass sich Groanin, die Hand auf der Brust, an die Wand lehnen musste.
    »Entschuldigung«,
sagte Nimrod auf Deutsch und verbeugte sich knapp vor dem früheren Naziführer von Deutschland. Während er die Tür hinter sich zuzog, fügte er hinzu: »Muss die Kammer des Schreckens gewesen sein.«
    »Teufel auch, Philippa«, schnaufte Groanin aufgeregt. »Hast du mich erschreckt. Schrei bitte nicht so. Am besten schreist du gar nicht. Hier ist es gruselig genug, auch ohne dass du für Soundeffekte sorgst. Mir ist fast das Herz stehen geblieben.«
    »Tut mir leid«, sagte Philippa und ergriff seine warme Hand.
    Nimrod schritt weiter den Korridor entlang und öffnete die nächste Tür. »Ah, das ist sie, glaube ich«, sagte er, wischte einige Spinnweben fort und schaltete das Licht an.
    Philippa sah sich verwundert um. Der Stuhl in der Ecke war vermutlich der einzige normale Gegenstand in dem Lagerraum. Es gab mehrere Reihen mit Köpfen früherer Berühmtheiten, als hätte Madame Tussaud sie aus dem Korb einer noch kürzlich aktiven Guillotine geholt; einige größere Regale, auf denen man die Figuren einzeln gelagert hatte, eine Kiste mit Händen und eine mit Augen.
    Nimrod hob einen der Köpfe hoch und betrachtete ihn traurig. »Diesen hier habe ich früher gekannt«, sagte er.
    »Das ist so was von krank«, sagte Philippa. »Wie konnte sie das nur tun? Wie konnte Faustina an solch einem Ort ihren Körper zurücklassen? Ich wäre auf dem Weg hierher vor Angst gestorben. Wie ist sie nur darauf gekommen, ihren Körper ausgerechnet hier zu lassen?«
    »Faustina war nicht wie die meisten anderen Dschinnmädchen ihres Alters«, sagte Nimrod und legte den Kopf zurück, den er immer noch in Händen hielt. Dann begab er sich in den hinteren Teil des Lagerraums, wo auf breiten Metallregalen Hunderte von Figuren lagerten. »Sie war ein Einzelkind, sehr ernsthaft, mit einem Hang zur Melancholie, sogar ein wenig kaltblütig. Alles hervorragende Gründe, warum sie perfekt geeignet war, der Blaue Dschinn von Babylon zu werden. Außerdem ist eine dieser alten Gestalten hier Ronald Reagan. Soweit ich informiert bin, hat Faustina den guten alten Ronnie wie einen Großvater bewundert, und ich nehme an, dass ihr die Vorstellung gefallen hat, eine Weile mit Reagan das Regal zu teilen. Denn dort habe ich sie gefunden, als ich zum ersten Mal hier herunterkam.«
    »Du meinst den Mann, der früher Präsident der Vereinigten Staaten war?«, sagte Philippa, die sich jetzt vage an ihn erinnerte.
    »Ganz genau«, sagte Nimrod. »Und hier ist er.«
    Nimrod schritt auf einen Mann mit Anzug zu, der freundlich aus seinem Regalfach lächelte. Allerdings war der Regalplatz neben ihm leer.
    »Sie lag genau hier«, sagte Nimrod. »Da bin ich ganz sicher.«
    »Jetzt jedenfalls nicht mehr«, sagte Groanin.
    »Vielleicht haben die Sanitäter sie doch noch abgeholt«, überlegte Philippa.
    »Nein, nein«, beharrte Nimrod. »Ich habe doch gesagt, dass ich mich im Krankenhaus erkundigt habe. Außerdem ist sie noch nicht lange fort. Seht euch nur den Staub auf dem Regalan. Ich würde sagen, dass hier bis vor wenigen Monaten eine

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