Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
nichts gab, was er nicht für sie tun würde.
Leo sah Mr Rakshasas an, der seinen Blick lächelnd erwiderte, denn die alten, erfahrenen Männer begriffen beide, was zwischen den jungen Dschinn geschehen war, auch wenn sie es selbst nicht merkten.
Ein wenig verlegen, als wisse er um den Bann, den er damit brach, sagte Mr Rakshasas: »Einen Pfannkuchen backt man nicht, indem man ihn an die Decke wirft, also sollten wir uns lieber auf den Weg machen.«
»Erst muss ich euch noch etwas erzählen«, sagte Faustina. »Bevor wir in die physische Welt zurückkehren und ich hoffentlich meinen Körper zurückbekomme, habe ich Ihnen noch etwas Wichtiges mitzuteilen, Mr Rakshasas, und dir auch, John, und vielleicht brauchen wir Leos Hilfe, um es zu verstehen. Ich weiß nicht genau, was, aber in der Geisterwelt hat sich irgendetwas Seltsames ereignet.«
»In der Geisterwelt geschehen ständig seltsame Dinge«, sagte Leo betreten und zögerte ein wenig, diesem reizenden jungen Mädchen zu widersprechen. »Ich möchte sogar behaupten, dass ›seltsam‹ der einzige Begriff ist, der die Geisterwelt geradezu perfekt beschreibt.«
»Was ich damit sagen will, ist, dass dies hier mehr als nur seltsam ist. Es ist abnormal und bizarr. Vielleicht sogar böse.«
»Ich bin nicht immer hier auf Bannermann’s Island geblieben«, berichtete Faustina. »In den letzten zwölf Jahren habe ich mich in der Geisterwelt gründlich umgesehen und ich weiß,was daran einfach ›nur seltsam‹ ist.« Sie sah zu Leo hinüber, als wollte sie ihn herausfordern, ihrer Definition zu widersprechen. »Ich bin Poltergeistern begegnet, schottischen Todesfeen, Astralwesen, Gespenstern, Phantomen und sogar ein oder zwei Dämonen. Wie ihr sicher bemerkt habt, ist die Welt der Geister der physischen Welt gar nicht so unähnlich. Aber vor gerade mal zwei Wochen ist etwas passiert, das ich mir einfach nicht erklären kann. Etwas, das vorher noch nie passiert ist. Zumindest nicht, seit ich auf der anderen Seite lebe.
Ich war nach Manhattan gefahren, um ins Kino zu gehen. Ehrlich gesagt, kann es ziemlich langweilig werden, in der Geisterwelt gefangen zu sein, daher mache ich das öfter. Ins Kino gehen, meine ich. Obwohl ich sie nur in Schwarz-Weiß sehen kann, schaue ich mir manchmal drei oder vier Filme hintereinander an. Jedenfalls kam ich aus einem Kino in der 57 th Street, als ich mich plötzlich von einer ungeheuren Kraft gepackt und wie von einem riesigen Magneten fortgezogen fühlte. Und in gewaltigem Tempo noch dazu. Ich hatte keine Ahnung, wohin es ging. Ich merkte nur, dass der Sog unaufhaltsam war. Gleichzeitig sah ich all diese Geister, die in die entgegengesetzte Richtung liefen. Fort von ihren üblichen Schlupfwinkeln. Und dass sie von seltsam aussehenden Männern verfolgt wurden. Ich hatte erst später Gelegenheit, sie mir genauer anzusehen.«
»Genau davon habe ich Ihnen im Museum erzählt«, wandte sich Leo aufgeregt an John und Mr Rakshasas.
»Damals konnte ich sie nicht gut sehen«, sagte Faustina. »Die Kraft war so stark, dass ich vielleicht sogar eine Weile ohnmächtig war. Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauerte.Vielleicht mehrere Stunden. Als es endlich aufhörte, hatte ich nicht den geringsten Schimmer, wo ich war. Nicht den geringsten. Nur dass ich mich in einer riesigen unterirdischen Höhle befand, mit einem großen See aus flüssigem Silber und einer grünen Pyramide in der Mitte, die sich mit dem, was Ägypten so zu bieten hat, durchaus messen kann.«
»Eine unterirdische grüne Pyramide«, sagte Mr Rakshasas. »Davon habe ich wahrlich noch nie gehört.«
»Es wimmelte dort nur so von den Männern, die ich vorhin erwähnt habe, denn sie arbeiteten rund um die Pyramide«, fuhr Faustina fort. »Obwohl ich nicht genau sagen kann, was sie dort machten. Ich hielt mich nicht lange dort auf. Erst recht nicht, nachdem ich ein wenig näher herangekommen war und begriff, dass es überhaupt keine Männer waren. Sie sahen nur so aus. In Wirklichkeit waren es Zombies.«
»Zombies?«, rief John. »Du meinst, Tote, die herumlaufen?«
»So ähnlich«, stimmte Faustina ihm zu. »Sie waren nicht tot. Aber auch nicht lebendig. Sie waren eher beides, tot
und
lebendig. Also müssen es Zombies gewesen sein. Aber um ehrlich zu sein, nenne ich sie nur deshalb so, weil ein Mann dort sie jemand anderem gegenüber, den ich nicht sehen konnte, so bezeichnet hat. Zumindest glaube ich, dass er dieses Wort benutzt hat. Zum Glück hat
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