Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
versucht, in meinen Körper zurückzugelangen, aber es ging nicht. Viele Male habe ich es versucht, aber es war einfach nicht möglich.«
»Das liegt daran, dass der indische Arzt, der den Premierminister behandeln sollte, ihm ein wenig Blut abgenommen hat«, erklärte John. »In diesem Blut waren ein paar Gramm deines Geistes enthalten. Was bedeutet, dass ein Teil von dir fehlte, als du versucht hast, die Kontrolle über deinen Körper zurückzuerlangen. Deshalb ist es dir nicht gelungen, Faustina. Aber jetzt wird es klappen. Mein Onkel Nimrod hat ein wenig Blut von deiner Mutter. Das werden wir stattdessen benutzen.«
»Glaubt ihr wirklich, dass das funktioniert?«, fragte sie.
»Wir wären bestimmt nicht hier, wenn wir dächten, wir folgten einem karierten Einhorn«, sagte Mr Rakshasas.
»Das ist Mr Rakshasas«, stellte John ihn vor. »Er ist ein sehr weiser Dschinn. Auch wenn die Weisheit manchmal ein wenig schwer zu verstehen ist.«
»So ist das mit der Weisheit, wenn man jung ist.« Mr Rakshasas nickte Faustina lächelnd zu.
»Und das ist unser Freund Leo Politi. Er ist unser Führer durch die Geisterwelt. Leo weiß alles über die Welt der Geister.«
»Wirklich?«, sagte Faustina.
»Alles würde ich nicht gerade sagen«, wandte Leo ein wenigverlegen ein. Er verbeugte sich höflich. »Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen, Miss Faustina.«
»Aber Sie kennen sich aus«, sagte Faustina.
»Nun, ich
bin
ein Geist«, sagte er bescheiden.
»Dann kann ich vielleicht wirklich nach Hause«, sagte sie. »Und sei es auch nur für kurze Zeit.«
»Was meinst du damit?«, fragte John, der von Faustinas Schönheit schon so geblendet war, dass er den Grund, warum er und Mr Rakshasas hergekommen waren, um sie zu suchen, völlig vergessen hatte.
»Ich bin ausersehen, der nächste Blaue Dschinn von Babylon zu werden«, sagte Faustina. »Das war immer mein Schicksal. Wenn Ayesha stirbt, werde ich ihren Platz einnehmen. Habe ich nicht recht, Mr Rakshasas?«
»Durchaus. Und ich habe Neuigkeiten für dich«, sagte er. »Ayesha, gepriesen sei ihr Name, ist tot.«
»Verstehe«, sagte Faustina. »Das erklärt natürlich einiges.«
»Das erklärt was?«, fragte John.
»Warum mich jemand holen kommt.« Sie zuckte traurig die Achseln. »Ich nehme an, dass ich jetzt gebraucht werde, während das vorher nicht der Fall war.«
»Das stimmt nicht ganz«, sagte John. »Wir haben bis vor Kurzem nicht gewusst, wo wir deinen Geist suchen sollten. Erst nachdem ich mit meiner Schwester und deinem Bruder hier war, fiel uns ein, wo wir dich wohl finden würden.«
»Dann hat deine Schwester mich also doch gehört?«
»Ja.«
»Wen hat Ayesha in meiner Abwesenheit zum Blauen Dschinn ernannt?«
John zögerte, es auszusprechen. Er wusste, dass die Wahrheit Faustina nur in ihrem Verdacht bestärken würde, dass sich hinter ihrer Rettung andere Gründe verbargen. Doch ihm war auch klar, dass er in solch einer Angelegenheit schlecht lügen konnte. Schon gar nicht ihr gegenüber. Er fand Faustina viel zu schön, um sie zu täuschen.
»Meine Mutter«, sagte er.
»Aha«, sagte sie. »Das erklärt, warum
du
gekommen bist, John. Du brauchst mich, um deine Mutter daran zu hindern, dich und deine Schwester zu verlassen. Stimmt’s?«
»Stimmt«, gab John unglücklich zu. »Zumindest hat es gestimmt, bis ich dir begegnet bin. Aber jetzt wünschte ich – ich wünschte, es wäre irgendwie anders. Um ehrlich zu sein, Faustina, wünsche ich mir nichts mehr, als dass wir Freunde sein könnten. Und dass du nicht der nächste Blaue Dschinn werden müsstest.«
»Aber das muss ich«, sagte sie. »Daran ist nicht zu rütteln.« Sie zuckte die Schultern.
»Alle haben gesagt, du hättest es so gewollt. Aber was wird, hängt allein von dir ab. Niemand kann dir vorschreiben, es zu tun. Das kannst nur du allein entscheiden. Dass dich jemand auserkoren hat, bedeutet noch gar nichts. Und dass wir hergekommen sind, um dich zurückzuholen, hat auch nichts zu bedeuten. Du solltest deine eigene Entscheidung treffen.«
»Das ist wirklich lieb von dir, John. Aber mach dir darüber keine Sorgen. Ich habe immer gewusst, dass es so kommen würde. Und irgendwie kann ich mich nicht mehr überwinden, einen Rückzieher zu machen. Auch wenn ich wie du wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt, um Freunde zu werden.«
Faustina lächelte so tapfer, dass es John bis ins Innerste seines mutigen Herzens zu dringen schien; und er wusste schon jetzt, dass es
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