Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
mich niemand gesehen, denn besonders freundlich sahen diese Zombies nicht aus. Jedenfalls bin ich eine Weile herumspaziert und habe nach einem Ausgang aus der Höhle gesucht oder wenigstens nach einem Hinweis darauf, wo ich mich befand. Irgendwann habe ich dann natürlich hinausgefunden. Und ihr könnt euch vorstellen, wie überrascht ich war, als ich feststellte, dass ich in China war.«
»In China?«, sagte John. »Du machst Witze.«
»Um genau zu sein, war ich in Xian«, sagte Faustina. »Der alten Hauptstadt Chinas.«
»Und wie bist du zurückgekommen?«, fragte John.
Faustina hob die Schultern. »Ich habe mich zum nächsten Flughafen begeben«, sagte sie, »und bin in ein Flugzeug nach Peking gestiegen. Von dort flog ich nach Los Angeles und dann nach New York. Ich habe eine Ewigkeit gebraucht, um hierher zurückzukommen.«
»Wirklich eine seltsame Geschichte«, gab Mr Rakshasas zu.
»Sage ich doch. Nur dass inzwischen alle die Geisterwelt verlassen zu haben scheinen. Ich glaube, die Zombies haben sämtliche Geister, die sie finden konnten, aufgesaugt. Ihr seid die Ersten, die mir seitdem begegnet sind.«
Achselzuckend fragte sich Faustina, ob sie ihnen auch von dem Geist aus Indien erzählen sollte, dem sie auf dem Rückweg aus China begegnet war und der ihr erzählt hatte, dass der Kult der Phansigar wieder aktiv war, dieses Mal auf dem Ganges. Sie entschied sich dagegen. Es sah so aus, als hätte sie ihnen ohnehin schon mehr als genug Stoff zum Nachdenken gegeben.
»Ich habe mich einfach gefragt, ob Leo, wo er doch ein Ka-Diener ist, mir vielleicht sagen kann, was damals mit mir passiert ist«, fügte sie hinzu.
»Ich habe keinerlei Erklärung für das, was geschehen ist«, sagte Leo. »Und ich kenne niemanden außer Ihnen, Miss Faustina, der in China gelandet ist. Ich glaube, für alle anderen war es, als wäre die Geisterwelt von irgendeiner verheerenden Naturkatastrophe heimgesucht worden. Sämtliche Geister undGespenster wurden von den Kreaturen, von denen Sie berichtet haben, aus ihren Schlupfwinkeln vertrieben. Ich vermute, dass möglicherweise viele Geister an diesem Tag absorbiert wurden. Sie wurden aufgesaugt und vielleicht für immer vernichtet. Wäre ich nicht verflucht, als Ka-Diener im Tempel von Dendur zu bleiben, wäre ich vielleicht auch vernichtet worden, wie alle anderen.«
»Aber ist das denn möglich?«, fragte John. »Einen Geist zu vernichten? Wie kann man etwas töten, das bereits tot ist?«
»Es gibt Mittel und Wege«, sagte Leo. »Einer davon ist ein Exorzismus, obwohl die meisten Geister viel zu vernünftig sind, um einfach dazubleiben und sich selbst vernichten zu lassen. Sie laufen weg. So wie die Geister drüben im Bootshaus. Eine andere Möglichkeit ist, ein Spukhaus zu zerstören. Ein Geist, der keinen Ort hat, den er heimsuchen kann, schwindet dahin. Aber das wirkungsvollste Mittel, um einen Geist zu vernichten, ist die Kraft des Lebens. Vor allem in geballter Form. Aus diesem Grund können es die meisten Geister nicht ertragen, sich in der Nähe von vergnügten Menschengruppen aufzuhalten. Von Kindern vor allem. Ich weiß, das klingt merkwürdig, wenn man bedenkt, wie sehr sich Kinder vor Gespenstern fürchten. Aber in Wirklichkeit können es Geister nicht ertragen, in der Nähe großer Kindergruppen zu sein. Wenn man einen Geist aus einem Haus vertreiben will, muss man es einfach nur mit Kindern füllen. Das habe ich jedenfalls gehört.«
Mr Rakshasas nickte. »Es ist Zeit, uns auf den Weg zu machen«, sagte er. »Bis zum Tempel von Dendur haben wir noch ein ordentliches Stück Weg vor uns.«
Ohne weitere Verzögerungen brachen sie auf, paddelten imLicht des frühen Tages nach Newburgh zurück und bestiegen einen der ersten Pendlerzüge, der, voll besetzt mit dicken Rechtsanwälten, noch dickeren Bankern und anderen ziemlich unglücklich dreinblickenden Büroangestellten, nach New York City fuhr. Keiner von ihnen bemerkte die geisterhaften Mitreisenden, nicht einmal als John, der auf der Rückseite der Tageszeitung eines Reisenden die Footballergebnisse entdeckte, laut aufheulte vor Wut und Enttäuschung, weil sein Lieblingsteam verloren hatte. Während der Zug dahinschaukelte, erklärte Mr Rakshasas Faustina, wie es weitergehen würde, wenn sie zum Tempel im Museum zurückkamen.
»Wir drei fahren zu John nach Hause«, sagte er. »Wenn wir Glück haben, Faustina, sind Nimrod und Philippa schon mit deinem Körper aus London zurück. Sobald wir es uns
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