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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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beiden äußerlich kein bisschen ähnlich sahen, in ihrem Wesen waren sie wie die zwei Seiten einer Münze. Es gab nichts, was John nicht für Philippa getan hätte, und das wollte er ihr auch sagen. Doch natürlich wusste sie es schon, kaum dass er es gedacht hatte.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich weiß.«
     
    In den Tagen vor Weihnachten spielte Philippa oft Dschinnverso mit Nimrod, Mr   Rakshasas und ihrem Vater oder auch mit Bull Huxter.
    Bevor Bull Huxter die Leitung von Marketing und Kommunikation im europäischen Raumfahrtprogramm übernommen hatte, war er Anwalt, Werbefachmann, Journalist und professioneller Pokerspieler gewesen. Er kam aus Toronto in Kanada und behauptete, alles irgendwann schon einmal gemacht zu haben sowie alle maßgeblichen Leute zu kennen. Philippa fand es irgendwie sonderbar, dass ein Mann wie er sich an einem so ernsten Projekt wie einem Raumfahrtprogramm beteiligte – dazu einem, das größtenteils europäischen Ursprungs war.
     
    Jeden Tag nun sollte der Start der Rakete stattfinden, die Iblis zur Venus bringen würde, und Philippa hätte gern etwas über ihn und sein schreckliches Schicksal erfahren. Aber immer, wenn sie Bull Huxter auf seine Arbeit ansprach, wechselte er das Thema. Allmählich kam Philippa zu der Ansicht, dass sie ihm keine fünf Dollar Kredit geben würde, wenn sie in der Bank ihres Vaters dafür zuständig gewesen wäre. Aber als Dschinnverso-Spieler war er hervorragend. Nimrod sagte immer, kein Irdischer könne nach einem Astragaliwurf besser bluffen als Bull Huxter, und da Philippa regelmäßig gegen ihn spielte, lernte sie viel.
    Im Gegensatz zu seiner Schwester interessierte sich John nicht für Dschinnverso. Er konnte mit dem ganzen Getue nichts anfangen und las viel lieber Rakshasas’ Bagdad-Regel-Kompendium. An den Regeln selbst lag ihm nicht allzu viel, was ihn aber brennend interessierte, das waren sämtliche Fakten über die Dschinn. Mrs   Gaunt nannte diese Fakten unwichtig und vielleicht waren sie das ja auch, aber für John spielte das keine Rolle. Für ihn gab es in diesen Weihnachtsferien nichts Wichtigeres als Mr   Rakshasas’ aufschlussreiches Buch.
    Zum Beispiel fand er heraus, warum er den Geschmack von Salz und den Geruch von Teer nicht ausstehen konnte: Diese Mittel waren früher von den Menschen eingesetzt worden, um Dschinn zu vertreiben. Weiter hieß es in dem Buch, Dschinn hassten Lärm (was bei Philippa tatsächlich zutraf) und konnten die Berührung mit Eisen oder Stahl nicht gut ertragen. Das erklärte zum Beispiel, warum Mrs   Gaunt und Nimrod kein Metall an ihrer Haut duldeten außer Gold.
    Auch Philippa las in dem Buch. Sie verschlang besonders dieInformationen über Liliths Stamm, die Ghul. Die weiblichen Mitglieder dieses Stammes wurden
Si’lats
genannt und waren normalerweise äußerlich so hässlich wie im Innersten niederträchtig. Nicht weniger überzeugend fand Philippa die Stelle, an der es hieß, die Ghul äßen Menschenfleisch, wenn ihr das heutzutage auch eher unwahrscheinlich vorkam. Es gab schließlich McDonald’s. Außerdem wurde erklärt, wie ein Ghul mit einem einzigen Schlag ins Gesicht getötet werden konnte und wie ihn merkwürdigerweise ein zweiter Schlag ins Leben zurückbeförderte. »Falls ich Lilith je eine runterhaue«, sagte Philippa zu John, »pass auf, dass ich’s nicht noch mal mache, ja?«
    Der Ledereinband des B.R.K., wie alle das Buch bald nannten, bestand aus handbemaltem Kamelleder. Darin eingearbeitet war ein kleines silbernes Oval, mit dessen Hilfe man durch Daumenreiben eine dreidimensionale Miniaturausgabe von Mr   Rakshasas herbeirufen konnte. Diese bis in fast alle Details komplette Minifigur war wie ein künstlicher Dschinn, der nützliche Tipps zum Gebrauch des Buches gab oder »Aktuelle Dschinn-Nachrichten« vortrug. Besonders interessant fand es John, wenn der künstliche Mr   Rakshasas vom Blauen Dschinn von Babylon sprach:
    »Am Anfang«, erklärte die Minigestalt, deren irischer Akzent nicht weniger typisch war als der des echten Mr   Rakshasas, »am Anfang hieß der Blaue Dschinn Ischtar, Friede sei mit ihr. Sie wurde als Königin des Himmels verehrt und war die Nachfolgerin von Bellili. Ischtars Symbole waren der Löwe und die Farbe Blau, die natürlich auch die Farbe des Mondes und der Nacht ist. Nun war es so, dass der Blaue Dschinn niedie Große Entscheidung zwischen Gut und Böse traf. Es ist nicht ganz klar, wie es dazu kam, aber im Lauf der Jahrhunderte

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