Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
widerstanden. Er suchte stattdessen nach einer Möglichkeit, mit der seine Mutter einverstanden wäre. Elementone und Verwandlungen in Tiere kamen zweifellos nicht in Frage. Am Ende hielt John es für das Beste, seine Körperkraft so weit zu trainieren, bis er in einem fairen Kampf eine Chance gegen den größeren Jungen hatte. Das Problem war nur, dass er schon nach fünf Minuten Training im Fitnessraum seines Vaters völlig erschöpft war. Auch mit den leichtesten Gewichten. Deshalb war er hocherfreut, als er feststellte, dass er in der Sauna sein Training sehr viel länger durchhalten konnte. Hier schien sein junger Dschinnkörper förmlich aufzublühen. Es dauerte nicht lange, und er entwickelte allmählich so beachtliche Muskeln, dass er zuversichtlich war, mit Wartenswin fertig zu werden – und zwar auf dessen eigene brutale Art. Einmal kam Philippa dazu und sah, womit er seine Zeit in der Sauna verbrachte. Sie war skeptisch, als John von seinem Plan erzählte.
»Ist das nicht der Junge, dessen Onkel für CNN arbeitet? Der Bullige? Mit den Pickeln?«
John nickte und schüttete noch mehr Wasser auf die heißen Steine, um die Temperatur in der Sauna zu erhöhen. Philippa wickelte sich ein Handtuch um den Kopf. Dafür, dass sie sich nach der Sauna wieder als richtiger Dschinn fühlte, nahm sie eine nicht ganz so perfekte Frisur gern in Kauf. Sie machte sich nicht die Mühe, jedes Mal die Haare zu waschen und zu föhnen.
»Es gibt bestimmt eine einfachere Methode. Eine raffiniertere.«
»Zum Beispiel?«
»Mit Psychologie vielleicht. Hast du schon mal überlegt,
warum
er dich eigentlich schikaniert?«
»Weil er ein pickelgesichtiger Widerling ist, deshalb.«
»Ich meine, was kann er denn an dir nicht leiden?«
John zuckte mit den Schultern. »Ich glaub nicht, dass der einen Grund braucht. Er ist ein brutaler Typ. Das ist einfach seine Art.«
»Wann hat er mit seinen Schikanen angefangen?«
»Am Anfang des Schuljahres.«
Philippa überlegte eine Weile. »Kann es sein, dass er gemein zu dir ist, weil du
kein
pickelgesichtiger Widerling bist?« Philippa nickte, die Idee gefiel ihr. »Klar, das muss es sein. Ich bin sogar ziemlich sicher.«
»Und ich bin ziemlich sicher, dass ich nicht kapier, was du meinst«, gab John zu.
»Weißt du noch, dass du früher selber jede Menge Pickel hattest? Und dass sie von einem Tag auf den anderen verschwanden, nachdem deine Weisheitszähne gezogen und deine Dschinnkräfte aktiviert waren?«
»Als ob ich das vergessen könnte! Es war einer der größten Tage meines Lebens. Ich konnte mich wieder im Spiegel anschauen, ohne dass ich mich am liebsten vor einen Zug geworfen hätte.«
»Dämmert’s dir also, dass er dich nur ärgert, weil er neidisch ist? Weil er seine Pickel noch hat und du nicht?«
»Könnte eine Möglichkeit sein«, gab John zu. »Und wenn schon. Ich werd mir nicht wieder Pickel anschaffen. Auch nicht, um Gordon Wartenswin loszuwerden.«
»Musst du ja nicht. Aber niemand kann uns daran hindern,
seine
Pickel verschwinden zu lassen.«
»Du meinst, mit Dschinnkräften?«
»Na ja, Gesichtscreme wollte ich ihm nicht schicken.«
»Aber auch wenn Mum einverstanden ist … Also, ich weiß nicht, ob ich’s schaffe, ihm was anderes als ein gebrochenes Bein zu wünschen.«
»Dann lass es lieber«, sagte Philippa. »Ich mach’s für dich.«
John merkte, dass seine Schwester es ernst meinte. Und weil sie gerade in der Sauna waren, würde sie ihren Plan auch sofort umsetzen können. »Willst du nicht erst Mum fragen?«
»Die hat zurzeit anderes im Kopf als die Pickel von Gordon Wartenswin«, sagte Philippa. Mrs Gaunt war in letzter Zeit ziemlich still und nachdenklich, eigentlich seit ihrem Treffen mit Ayesha.
Philippa konzentrierte sich auf die Anwendung ihrer Dschinnkräfte.
»Außerdem wird sie wohl kaum was dagegen haben, wenn ich ihm helfe und gleichzeitig dir nütze. Das ist doch sicher besser, als wenn du in der Schule eine Prügelei mit ihm anfängst.«
Sie dachte an Gordon Wartenswin, an die Pickel in seinem Gesicht und daran, wie sie am nächsten Morgen verschwunden waren und wie Gordon dadurch ein besserer Mensch wurde. Dann murmelte sie ihr Fokuswort: »FABELHAFTIGANTISCHWUNDERLICHERICH!«
Höflich wartete John einen Moment. »Hat es geklappt?«
Philippa nickte. »Du wirst sehen, die Sache kommt in Ordnung.«
John klopfte ihr auf die Schulter. »Danke, Phil.« Er grinste seine Schwester brüderlich liebevoll an. Auch wenn sich die
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