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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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entwickelten sich die nachfolgenden Blauen Dschinn immer mehr zu einer Gestalt, die alle Dschinnstämme zu respektieren lernten. Das wurde für beide Seiten nützlich – Gut wie Böse   –, denn nun stand ein mächtiger Dschinn über dem ewigen Kampf, das Glück auf der Welt zu kontrollieren. Schließlich konnte der Blaue Dschinn sogar das Dschinngesetz für alle sechs Stämme festlegen.
    Ischtar zu Ehren ließ König Nebukadnezar   II. seinerzeit das große Ischtartor bauen, durch das man seine neue Stadt Babylon betrat. Für sich selbst ließ er einen prächtigen Palast errichten, umgeben von jenen berühmten Hängenden Gärten, die zu den Wundern der antiken Welt gehörten. Ischtar aber wurde zornig, weil Nebukadnezar seinen Palast und seine Gärten gebaut hatte, ohne vorher für
sie
einen Palast zu errichten. Ich meine, ein spezielles Tor ist gut und schön, aber wenn es eigentlich nirgendwohin führt, hat man keinen großen Nutzen davon. Noch angespannter wurde die Situation, als Nebukadnezar sich aufmachte, um selbst König Salomon, den größten Magier der antiken Welt, zu unterwerfen. Er plünderte Jerusalem, raubte Salomons berühmtes Grimoire und schaffte alles Gold nach Babylon. Inzwischen hatte er aber eingesehen, dass er die Beziehung zu Ischtar wieder zurechtrücken müsse, das sollte man gerechterweise sagen. Mit dem Gold aus Jerusalem baute er ihr einen sagenhaften Palast, den so genannten Hängenden Palast von Babylon, dessen genauer Standort bis auf den heutigen Tag ein streng gehütetes Geheimnis ist. Ischtar vergab Nebukadnezar die vorausgegangeneKränkung. Es dauerte aber nicht lange, da ließ Nebukadnezar das Gold von ihrem Palast wieder entfernen, weil er Geld für einen neuen Krieg brauchte. Diesmal vergab Ischtar ihm nicht. Sie verwandelte den König in ein Schaf und er ward nie mehr wieder gesehen.«
    John hörte gespannt zu. Er ahnte nicht, wie wichtig diese Informationen über den Blauen Dschinn von Babylon bald werden sollten.
    »Nach dem Abstieg Babylons als bedeutende Weltstadt residierten die späteren Blauen Dschinn in der Schweiz, einem kühleren und, aus historischer Sicht, politisch neutralen Land. Das hatte symbolische Bedeutung: Es drückte aus, dass der Blaue Dschinn mit der Anwendung seiner Kräfte niemals Eigeninteressen verfolgt, sondern nur als Anwältin, Richterin und Gesetzgeberin fungiert. Fast sämtliche Regeln von Bagdad sind das Ergebnis früherer Urteile und Entscheidungen der 75   Blauen Dschinn, die es bisher gegeben hat. Nach der Rekonstruktion des berühmten Ischtartores im Pergamon-Museum, Berlin, entschied der 75.   Blaue Dschinn, ihren Sitz von Genf in der Schweiz nach Berlin zu verlegen. Und bis auf die Zeit zwischen 1940 und 1945, für die sie nach Genf zurückkehrte, lebt sie seither in Berlin.«
    Die Erklärungen des künstlichen Mr   Rakshasas ließen bei John viele Fragen unbeantwortet. Als er aber seine Mutter nach Ayesha fragte, verweigerte Mrs   Gaunt jedes Gespräch über dieses Thema. Wenn er bedachte, was Philippa ihm über das Treffen zwischen Mrs   Gaunt und Ayesha im Hotel Pierre erzählt hatte, fand er das Verhalten der Mutter befremdlich, um es milde auszudrücken.
    Er musste bis zum Dschinnverso-Turnier im vornehmen New Yorker Hotel Algonquin warten, um dem echten Mr   Rakshasas weitere Informationen über den Blauen Dschinn zu entlocken.
    »Ist der Blaue Dschinn immer eine Frau?«
    »Immer«, antwortete Mr   Rakshasas. »Es heißt, die weiblichen Dschinn sind klüger als die männlichen.«
    »Und wie wird ein neuer ernannt?«
    »Durch den gegenwärtigen Blauen Dschinn persönlich, Frieden sei mit ihr. Sie urteilt dabei nach bestimmten Zeichen, die nur ihr bekannt sind.«
    »Und wer wird der nächste? Weiß man das schon?«
    »Es geht das Gerücht, dass es Mimi de Ghulle werden könnte.« Mr   Rakshasas lachte. »Vielleicht wird es beim Turnier sogar bekannt gegeben. In Wirklichkeit weiß das aber noch niemand außer Ayesha. Sie sucht schon seit zehn Jahren eine Nachfolgerin. Aber es ist schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich habe schon oft gehört, dass jemand die Stellung gern hätte, sich aber durchaus nicht eignet, während ein anderer geeignet wäre, diese Stellung aber gar nicht haben will.«
    »Warum sollte denn jemand
nicht
Blauer Dschinn werden wollen?«, fragte John.
    Mr   Rakshasas machte ein verlegenes Gesicht und strich nachdenklich über seinen langen weißen Bart. »Knifflige Frage«, sagte er. »Vielleicht

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