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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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einsteigen wird«, sagte John.
    »Wenn er längst im Zug wäre, würd’s mich auch nicht wundern«, meinte Philippa. »Das ganze Gerede von wegen einsteigen zwischen hier und Berlin soll uns wahrscheinlich nur im Ungewissen lassen. Vielleicht ruft er Nimrod ja einfach vom Zug aus an. Auf dem Handy.«
    »Woher will er dann wissen, ob Nimrod in Berlin ist?«, fragte John.
    »Nimrod hat gesagt, dass Izaak in Nimrods Hotel in Berlin anrufen wird. Und wenn er dort ist, wird Izaak die Übergabe für unverfänglich halten.«
    »Vielleicht sollten wir schon mal nach ihm suchen?«, schlug John vor.
    »Was hat das für einen Zweck?«, sagte Philippa. »Er wird das Buch erst rausrücken, wenn er den Zeitpunkt für richtig hält. Und wir dürfen ihn nicht erschrecken, sonst steigt er womöglich noch aus.«
    »Hm, könnte sein.« John stand auf. »Komm, dann lass uns wenigstens den Speisewagen suchen. Ich hab Hunger.«

Transelementation in Transsylvanien

    Der Königliche Ungarn-Express donnerte durch die Nacht. Philippa schlief schon bald nach dem Abendessen ein, aber John gab sich alle Mühe, wach zu bleiben, falls Izaak auftauchen würde. Leicht fiel es ihm jedoch nicht, weil der Waggon wie eine Wiege schaukelte und auch das monotone Geräusch der Räder auf den Schienen einschläfernd wirkte. Er gähnte ein paarmal und streckte sich wie eine Katze, dann drückte er das Gesicht an das kalte Fenster, in der Hoffnung, er würde etwas von der mondhellen Landschaft draußen sehen können. Aber es war fast nichts zu erkennen, nur sein müdes blasses Gesicht spiegelte sich in der Scheibe.
    Für einen Moment schloss er die Augen. Aus dem einen wurden mehrere Momente, und schließlich trug die Bewegung des Zuges seine Gedanken sachte an einen stilleren, dunkleren Ort. Wann würde Izaak zusteigen? Warum gab es in Zügen kein Fernsehen wie in Flugzeugen? Warum lag der Berliner Bahnhof in einem Zoo? Warum waren seine Eltern mit im Zug? Und warum blickten sie lächelnd zur Gepäckablage, von wo aus eine große Schlange mit Iblis’ Kopf auf sie herunterstarrte? Und warum hatte Iblis den Zug angehalten?
    John schreckte hoch und merkte, dass der Express tatsächlichstillstand. Obwohl ihm klar war, dass er geträumt hatte, warf er einen nervösen Blick zur Gepäckablage. Philippa, die sich mittlerweile über drei Sitze ausgestreckt hatte, schlief immer noch fest, schnarchte erst leise und dann nicht mehr so leise. Auf einen lauten Donner folgte ein langer Blitz, der den Blick auf einen verlassenen Bahnsteig und ein Schild mit der Aufschrift SIGHISOARA freigab. Sie waren in Transsylvanien. Und nicht nur irgendwo in Transsylvanien, sondern in jener Stadt, die laut Mr   Groanin Draculas Heimatstadt gewesen war.
    Mit einem nervösen Blick auf die Uhr stellte John fest, dass es kurz nach Mitternacht war. Er wünschte, er hätte Groanins Rat im Hinblick aufs Essen befolgt. Das ungarische Gulasch hatte ziemlich ungewohnt geschmeckt, aber ob es mit Knoblauch gewürzt gewesen war, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Jedenfalls war es ein Essen von der Sorte, wie es Mr   Groanin mit seinem empfindlichen Magen nie angerührt hätte. Bis auf das Motorengeräusch der stehenden Lokomotive war alles still im Zug. John knipste die Deckenbeleuchtung aus, drückte die Nase gegen das Fenster und versuchte, etwas von der alten transsylvanischen Stadt zu sehen. Aber in panischem Schrecken wich er zurück, als nun ein zweiter Blitz für den Bruchteil einer Sekunde ein Gesicht erhellte, das zu ihm hereinschaute. Ein Gesicht, das aussah, als gehöre es dem Gewinner der Gruselmonster-Weltmeisterschaft. Mit hämmerndem Herzen kletterte John zum anderen Ende des Abteils, so weit wie möglich vom Fenster weg.
    »Was’n los?«, fragte Philippa verschlafen. Aus halb geschlossenen Augen hatte sie sein Erschrecken bemerkt, abernicht das Wesen vor dem Zugfenster. »Du machst ein Gesicht, als hättest du einen Geist gesehen.«
    John zeigte zum Fenster. »Da draußen ist was«, sagte er beklommen.
    »Na klar ist da was, Dummi«, gähnte Philippa. »Das nennt man Europa.«
    »Nein, nicht das. Was anderes. Irgendein Ding oder Wesen.«
    Philippa holte tief Luft, um richtig wach zu werden. Sie setzte sich auf und schaute aus dem Fenster, gerade als wieder ein Blitz das Schild auf dem Bahnhof aufleuchten ließ; aber sie konnte nichts Besonderes entdecken. Der Bahnsteig lag verlassen da.
    »Erzähl mir nicht, dass es Dracula war.« Bekümmert schüttelte sie den Kopf,

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