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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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ein Kamin in einer Steinmauer, und weil ich sofort dachte, so könnte diese B.   V. getarnt sein, versuchte ich sie zu öffnen. Sie war verschlossen, aber das Geräusch am Türgriff schien etwas im Innern aufzustören, denn ich hörte schwach eine Stimme rufen. Ich suchte mir etwas zum Aufbrechen der Tür, und nach ein paar kräftigen Steinhieben hatte ich den altersschwachen Griff zertrümmert. Hinter der kleinen Tür war eine kleine Kammer und an deren feuchte Wand gekettet lag eine komisch geformte, lang- und krummhalsige Kupferflasche. Komisch deshalb, weil sie mehr einem Stachelschwein glich: rundum gespickt mit Zacken und scharfen Dornen und fast unmöglich in die Hand zu nehmen. Fast, aber nicht ganz. Nachdem ich sie behutsam aufgehoben hatte, hörte ich eine Stimme aus dem Flascheninneren.
    »Lass mich raus!«
    »Bist du die Bocca Veritas – der Mund der Wahrheit?«
    »Möglich«, sagte die Stimme.
    »Das hört sich kaum nach einer wahren Antwort an«, sagte ich.
    »Na schön. Nein, ich bin nicht, was du denkst. Ich bin ein Gefangener wie du.«
    »Nicht ganz so wie ich.
Ich
spaziere in einem schönen Garten herum, aber
du
steckst in einer stachligen Flasche, die bis vor wenigen Augenblicken in eine kleine Zelle gesperrt war.«
    »Trotzdem bist du eine Gefangene«, sagte die Stimme, die einem Franzosen gehörte.
    »Warum sagst du das?«
    »Weil du vorhin gesagt hast, nicht
ganz
. Wärst du keine Gefangene, hättest du das nicht gesagt.«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Wenn du mich hier rauslässt, werde ich dir helfen zu fliehen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie du mir helfen könntest, wenn du dir anscheinend selbst nicht helfen kannst.«
    »Richtig. Aber der Umstand, dass ich überhaupt in dieser Flasche sitze, beweist doch nur, dass für meine Haftsicherung besonders scharfe Maßnahmen nötig sind. Dass ich fliehen könnte, wenn ich nicht in dieser Flasche
und
in der Zelle wäre.«
    »Möglich, ja«, sagte ich. »Wenn der einzige Grund für diese Doppelsicherung das Verhindern deiner Flucht war. Ein anderer Grund könnte sein, dass du eben besonders streng bestraft werden sollst.«
    »Leider sagst du da die Wahrheit«, sagte die Stimme. »Aber es ist viel schlimmer, als du dir vorstellen kannst. Ayesha hat mich zusätzlich mit der Strafe belegt, für immer und ewig eine eiserne Maske tragen zu müssen.«
    »Und du kannst sie nicht abnehmen?«
    »Es ist mehr ein Helm, und der ist an einer Eisenmanschette um meinen Hals befestigt. Sie ist abgeschlossen und Ayesha hat den einzigen Schlüssel dafür.«
    »Wie schrecklich«, sagte ich, und schon machte ich mich an dem Flaschenstöpsel zu schaffen. Bei all den Spitzen und Stacheln rundum war das nicht einfach. »Klar lass ich dich raus, wenn ich kann. Jeder Feind von Ayesha ist mein Freund. Wie heißt du?«
    »Ravioli Poussin«, sagte der französische Dschinn.
    Inzwischen hatte ich heraus, wie die Flasche zu öffnen war. Ein Dschinn mit dem Namen Ravioli machte mir kaum Angst und so zog ich also den Stöpsel aus dem Flaschenhals. Faulig riechender grüner Rauch quoll heraus (was nach so langer Haft in einer Dschinnflasche wohl nicht ungewöhnlich ist), und es dauerte eine ganze Weile, bis er sich verflüchtigt hatte. Als Ravioli Poussin mit seiner Transsubstantiation fertig war, stand ein ziemlich gruselig anzuschauender Mann vor mir. Er trug einen langen schwarzen ledernen Gehrock mit Ärmeln, die zu lang für seine Arme schienen, ein weißes Hemd mit hochgestelltem Kragen, der seinen Kopf zu groß erscheinen ließ, einen schwarzen Cowboygürtel, der seine Beine zu kurz aussehen ließ, und eine schwarze Krawatte. Von einer eisernen Maske keine Spur. Sein Haar war weiß und lang, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und im Gesicht hatte er eine übergroße dunkle Sonnenbrille.
    »Wo ist Ihre eiserne Maske?«, fragte ich überflüssigerweise, denn inzwischen ahnte ich, dass er mich an der Nase herumgeführt hatte.
    Mit einem grimmigen Lächeln, das seine spitzen Zähne und einen Schwall stinkenden Atems freigab, sagte Mr   Poussin: »Ich trage keine eiserne Maske. Ich trage ausschließlich Schwarz. Passend zu meinem Herzen.«
    »Ich verstehe.« Ich nickte zögernd und hoffte, mich jetzt entschuldigen und so schnell wie möglich aus dem Staub machen zu können.
    »Nein, ich glaube nicht, dass du verstehst«, sagte er, legte eine Hand an die Wange und machte einen Katzenbuckel.»Wenn Ayesha einen in die Flasche sperrt, weiß sie sehr wohl zu verhindern,

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