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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dieses Wort? fragte Mary Grant.
    – Seine Bedeutung im Griechischen sagt es, daß es ›gut decke‹. Man hat Sorge getragen, diesen Irrthum durch Beibehalten des griechischen Ausdrucks minder fühlbar zu machen; aber es ist doch einleuchtend, daß der Eucalyptus nur schlecht bedeckt.
    – Zugestanden, lieber Paganel, sagte Glenarvan, aber nun erklären Sie uns, warum diese Blätter eben so wachsen.
    – Aus einem rein physikalischen Grunde, meine Freunde, erwiderte Paganel, den Sie unschwer einsehen werden. In dieser Gegend mit trockener Luft, seltenem Regen und ausgedörrtem Boden bedürfen die Bäume weder des Windes, noch der Sonne. Da die Feuchtigkeit mangelt, haben sie auch wenig Saft. Daher rühren diese schmalen Blätter, welche sich selbst gegen das Tageslicht und eine zu starke Verdunstung zu schützen suchen. Eben deshalb bieten sie den Sonnenstrahlen nur ihr Profil, und nicht ihre volle Fläche. Es giebt gar nichts Gescheiteres, als solch ein Blatt.
    – Und nichts Selbstsüchtigeres! versetzte der Major, denn diese haben nur an sich selbst, nicht aber an etwaige Reisende gedacht!«
    Alle theilten wohl in Etwas Mac Nabbs’ Ansicht, bis auf Paganel, der sich die Stirn abtrocknete und doch beglückwünschte, auch einmal unter schattenlosen Bäumen dahinzuziehen. Dennoch hat diese Blätterhaltung ihre unangenehmen Seiten. Die Wege durch diese Wälder sind oft sehr lang und folglich beschwerlich, da den Reisenden Nichts gegen die Hitze des Tages schützt.
    Den ganzen Tag über rollte der Wagen zwischen diesen endlosen Eucalyptusreihen. Weder ein Thier noch ein Eingeborener kam zu Gesicht. Einige Kakadus bevölkerten die Laubkronen des Waldes, aber in dieser Höhe konnte man sie kaum unterscheiden, und ihr Geschwätz verschwamm zum unverständlichen Gemurmel. Nur manchmal trabte ein Schwarm von Straußen durch eine entfernte Allee und belebte sie mit rasch eilendem, vielfarbigem Scheine.
    Ueberhaupt aber herrschte ein tiefes Schweigen in diesem ungeheuren grünen Tempel, und nur die Tritte der Pferde, einige in unzusammenhängender Unterhaltung gewechselte Worte, und zeitweilig ein Zuruf Ayrton’s, der seine stumpfsinnige Bespannung antrieb, unterbrachen diese unendliche Einsamkeit.
    Am Abend schlug man das Lager am Fuße von Eucalypten auf, welche noch die Spuren eines neuerlichen Feuers zeigten. Diese bildeten gewissermaßen hohe Schornsteine, denn die Flammen hatten sie im Innern ihrer ganzen Länge nach ausgehöhlt. Nur auf der zurückgebliebenen Rinde standen sie doch noch ganz fest.
    Doch wird diese üble Gewohnheit der Squatters oder der Eingeborenen diese prächtigen Bäume noch ganz vernichten, bis sie verschwinden, wie die vierhundertjährigen Cedern des Libanon, welche die ungeschickt angelegten Lagerfeuer zerstört haben.
    Olbinett zündete auf Paganel’s Rath das Feuer zum Abendessen in einem dieser röhrenartigen Stämme an; sofort entwickelte sich eine beträchtliche Zugluft und der Rauch verlor sich in dem düstern Blätterwerke. Man ordnete dann die nöthigen Maßnahmen für die Nacht, und Ayrton, Mulrady, Wilson und John Mangles hielten abwechselnd Wache bis zum Aufgange der Sonne.
    Während des ganzen 3. Januars setzten sich in dem endlosen Walde die symmetrischen Baumgänge fort. Er schien gar nicht endigen zu wollen. Gegen Abend jedoch lichteten sich die Bäume, und in der Entfernung einiger Meilen erschien auf einer kleinen Ebene ein Häuschen regelmäßig gestellter Häuser.
    »Seymour! rief Paganel aus. Das ist die letzte Stadt, auf die wir in der Provinz Victoria stoßen.
    – Ist sie von Bedeutung? fragte Lady Helena.
    – Madame, erwiderte Paganel, es ist einfach eine Pfarrgemeinde, welche im Zuge ist, eine Stadt zu werden.
    – Werden wir dort ein passendes Hôtel finden? sagte Glenarvan.
     

    Nachtlager am Fuße einer Eucalypte. (S. 407.)
     
    – Ich hoffe es, antwortete der Geograph.
    – Nun denn, so ziehen wir in die Stadt ein, denn unsere muthigen Damen werden, wie mir scheint, nicht böse darüber sein, dort eine Nacht auszuruhen.
     

    Es waren etwa dreißig Menschen. (S. 416.)
     
    – Mein lieber Edward, sagte Lady Helena, Mary und ich, wir gehen darauf ein, aber nur unter der Bedingung, daß dadurch keine Störung und keine Verzögerung verursacht wird.
    – Keineswegs, erwiderte Lord Glenarvan, unsere Zugthiere sind zudem ermüdet; morgen mit Tagesanbruch reisen wir weiter.«
    Es war nun neun Uhr geworden. Der Mond sank schon zum Horizonte und warf nur noch schiefe,

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