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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Grenzen durchwandern sollten.
    Man übernachtete auf dem Plateau selbst, und am folgenden Tage begann das Hinabsteigen. Es ging ziemlich schnell von Statten, doch überfiel ein außerordentlich heftiger Hagel die Reisenden und zwang sie unter den Felsen eine Zuflucht zu suchen. Es waren keine Hagelkörner, sondern wirkliche handgroße Eisstücke, welche aus den Gewitterwolken niederstürzten. Eine Schleuder hätte sie nicht mit größerer Gewalt werfen können, und einige tüchtige Verletzungen belehrten Paganel und Robert, daß es gerathen sei, sich diesen Würfen zu entziehen. Der Wagen wurde an mehreren Stellen durchlöchert, und wenig Dächer hätten diesem Hagel spitzer Eisstücke widerstanden, welche sich sogar in den Stamm der Bäume einbohrten. Man mußte das Ende dieses merkwürdigen Niedersturzes abwarten, wenn man nicht gesteinigt werden wollte. In einer Stunde war jedoch Alles vorüber, und die Truppe begann auf’s Neue die abschüssigen Felsen hinabzusteigen, die von dem Abfluß des schmelzenden Hagels noch ganz schlüpfrig waren.
    Gegen Abend fuhr der Wagen, sehr zusammengerüttelt und an verschiedenen Theilen des Gestelles zerbrochen, doch noch sicher auf seinen Holzrädern ruhend, die letzten Stufen der Alpen, zwischen großen, vereinzelt stehenden Tannen hinunter. Der Paß lief auf den Ebenen des Gippslandes aus.
    Die Alpenkette war glücklich überschritten und die gebräuchlichen Anordnungen für das Nachtlager wurden getroffen.
    Am 12. bei Tagesanbruch nahm man die Reise mit einem Eifer wieder auf, der nicht zu verkennen war. Jeder hatte Eile, an’s Ziel zu kommen, d.h. an den Stillen Ocean, an denselben Ort, wo die Britannia gescheitert war. Dort erst konnte man wieder auf die Spur der Schiffbrüchigen kommen und nicht in den wüsten Gegenden des Gippslandes. Auch drängte Ayrton Lord Glenarvan, dem Duncan den Befehl zu schicken, sich an die Küste zu begeben, um alle Nachforschungsmittel zur Verfügung zu haben. Seiner Meinung nach mußte man den Weg, der von Lucknow nach Melbourne führt, benutzen. Später würde dies schwieriger sein, denn die directe Verbindung mit der Hauptstadt fehlte dann gänzlich.
    Dieser Rath des Quartiermeisters schien gut zu befolgen. Paganel war gleicher Ansicht, denn er glaubte ebenfalls, daß die Anwesenheit der Yacht unter solchen Umständen nützlich sein könne, und er fügte hinzu, daß, wenn der Weg nach Lucknow einmal hinter ihnen, jede Verbindung nach Melbourne abgeschnitten sei.
    Glenarvan war unentschieden, und vielleicht hätte er den Befehl, den Ayrton so besonders verlangte, ertheilt, wenn nicht der Major diesen Vorschlag lebhaft bekämpft hätte. Er bewies, daß Ayrton’s Anwesenheit bei der Expedition nöthig sei; bei Annäherung an die Küste sei er es, dem das Land bekannt sei; und, wenn der Zufall die Karawane auf die Spuren Grant’s bringe, sei der Quartiermeister mehr als jeder Andere im Stande, sie zu verfolgen; endlich, er könne allein den Ort angeben, wo die Britannia zu Grunde gegangen.
    Mac Nabbs stimmte also für die Fortsetzung der Reise ohne verändertes Programm. Er fand einen Verbündeten in John Mangles, der sich seiner Ansicht anschloß.
    Der junge Kapitän bemerkte sogar, daß die Befehle Seiner Gnaden dem Duncan leichter zugehen würden, wenn man sie von der Twofold-Bai expedirte, als durch das Ueberbringen eines Boten, der zweihundert Meilen durch ein wildes Land reiten müsse.
    Diese Ansicht gewann die Oberhand. Es wurde entschieden, daß man warten wolle, bis die Twofold-Bai erreicht sei. Der Major beobachtete Ayrton, der ziemlich ärgerlich schien. Doch sagte er Nichts und behielt, seiner Gewohnheit zu Folge, seine Beobachtung für sich.
    Die Ebenen am Fuß der Australischen Alpen waren flach, mit einer leichten Senkung nach Osten. Große Gruppen von Mimosen und Eucalypten, mannigfach duftende Gummibäume unterbrachen hier und da die Einförmigkeit. Einige Creeks, einfache mit Binsen und Orchideen bedeckte Bäche, welche oft den Weg versperrten, wurden an seichter Stelle durchwatet. In der Ferne entflohen bei der Annäherung der Reisenden Schaaren von Trappen und Kasuaren. Ueber die Sträucher hinweg sprangen Kängurus wie eine Truppe beweglicher elastischer Gliedermännchen hinüber und herüber. Doch dachten die Jäger der Expedition kaum daran, sie zu jagen, und ihre Pferde waren gern einer größeren Anstrengung überhoben.
    Außerdem lag eine dumpfe Schwüle über der Gegend. Eine starke Elektricität sättigte die

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