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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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Strahlung richtet bei uns zwar nicht dieselben Schäden an wie bei altmodischen biologischen Organismen, doch der größte Teil meines beweglichen Gewebes besteht aus Mechanozyten, und energiereiche Teilchen können ihre internen Lenkungssysteme erheblich durcheinanderbringen. Mechanozyten mögen zwar robuster sein als biologisches Leben, aber sie haben nicht die magischen Fähigkeiten zur Replikation und Selbstreparatur wie Pink Goo . Wenn zu viele davon ausfallen, hat der Gesamtorganismus ein Problem. Eine Handvoll Störungen kann ich selbst beheben, doch im Augenblick arbeitet das System mit vier Prozent weniger Leistungskraft als normal, und die Reparatur wird mich einige Zeit kosten. Und wenn mehr als zehn Prozent der Mechanozyten ausfallen, werde ich nach ärztlicher Hilfe Ausschau halten müssen. (Tolle Aussichten bei meiner finanziellen Lage, stimmt’s?)
    Lieber suche ich mir ein Hotel.
    Ich verlange ja gar nicht viel: Privatsphäre, eine Tür, die ich hinter mir abschließen kann, fließendes Wasser, Druck und Sauerstoff. Doch der leichtfüßige Merkur liegt auf dem Grund einer sehr tiefen Gravitationssenke (um der Anziehungskraft der Sonne zu entkommen, sogar noch elf Kilometer pro Sekunde Fluchtgeschwindigkeit unterhalb der rotwangigen Venus) und hat nur selten Besucher. Wer hierherreist, ist offenbar entweder sehr reich oder ein armseliger Arbeitssklave, der für die Bergwerke vorgesehen
ist. Folglich hat man fast nur die Wahl zwischen Pracht und Prunk des Hotels Cinnabar Paris und einem nicht mit Druck ausgestatteten Schlafsack, der von der Unterseite eines Förderbands herunterbaumelt. Schließlich konsultiere ich meinen Zeitplan und merke, dass zwischen meiner Ankunft und der von Ichiban genannten Abfahrtszeit nur rund sechs Tage liegen (Erdtage, nicht örtliche). Also beiße ich in den sauren Apfel und mache mich daran, dem Hotel Paris sein billigstes Zimmer abzuschwätzen.
    Trotz der riesigen Kuppel und des glänzenden Kristallbodens aus Olivin stammt das Paris aus jüngerer Zeit; es ist ganz auf den Geschmack und die Bedürfnisse der Aristos, Kaufleute – einschließlich derer, die mit schweren Elementen handeln – und Juweliere ausgerichtet. »Ja, wir haben ein Zimmer für Madame«, gibt mir die Rezeption zu verstehen. »Aber leider ist es nicht billig.«
    »Wie wenig billig ist es denn?«, frage ich und lehne mich an ihren Sockel. Der Empfangschef ist nur ein körperloser Kopf, der auf einem Kasten steht (sein Körper ist das Hotel), doch zumindest sieht der Kopf recht gut aus, ist angemessen proportioniert, und sein schwer zu deutendes Lächeln wirkt ziemlich charmant.
    »Neun Real.« So viel hat die ganze Monatsmiete für mein kleines Zimmer auf Venus betragen. »Für vierundzwanzig Stunden«, setzt er nach.
    »Haben Sie kein besseres Angebot für mich?« Ich ziehe eine Augenbraue hoch und versuche, nicht allzu verzweifelt zu wirken. Falls Ichibans Freunde mich bezahlen, kann ich’s mir leisten, überlege ich. Doch falls nicht, stecke ich bis zum Hals in Schulden. Und das bedeutet, dass ich mich entweder als Arbeitssklavin verdingen oder meine Schwestern anpumpen muss, und das will ich auf keinen Fall. Ich mag zwar arm sein, doch zumindest ist alles, was ich habe, mein eigener Besitz. »Für fünf Tage?«
    »Sie gehören zu Rheas Sippe, stimmt’s?« Jetzt schnurrt er eindeutig so, als wolle er mir gleich aus der Hand fressen. »Eine Ihrer Schwestern hat vor einigen Jahren bei uns gewohnt. Ein reizender
Gast, überaus angenehm im Umgang. Falls Sie die Erinnerungen Ihrer Schwester finden können, wäre es durchaus möglich, dass ich Ihre Rechnung übersehe …«
    Na so was! Also hat dieses Hotel eine besondere sexuelle Vorliebe für altmodische Körper? Ich fahre mit den Fingern an Paris’ Kinn entlang, hauche ihm einen Kuss zu und zermartere mir das Hirn mit der Frage, welche meiner liederlichen Schwestern hier abgestiegen sein mag. Yelena? Inga? Oder Juliette? Ich weiß, dass Inga gern in erstklassigen Hotels übernachtete und sie so lange schröpfte, wie sie dort willkommen war. Allerdings war Juliette diejenige, die viel auf Reisen war. Vermutlich hat sie ein schlimmes Ende genommen, doch falls sie das Hotel Paris wirklich gekannt hat, könnte es sich lohnen, in ihren Erinnerungen zu graben. Bisher habe ich ihren Seelenchip noch nie für längere Zeit installiert, also fange ich bei meiner Suche am besten mit Juliette an. »Wie hieß sie denn?«, frage ich unverblümt.
    »Juliette. War

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