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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Tor.»
    Nichts regte sich. Der Reiter wiederholte seine Aufforderung, dieses Mal entschiedener. In der Kutsche schob jemand eine kleine Fensterlade zur Seite.
    «Sind wir da?», rief Bruder Crispin nach draußen.
    «Ja, Eure Hochwürden», antwortete der Reiter. «Würzburg.»
    Crispin nickte, rieb sich die verschlafenen Augen. Ihm gegenüber, eingepackt in ein warmes Fell, döste Bruder Antonius. «Würzburg?»
    Crispin antwortete nicht. Er schaute hinaus in die Nacht, zum Himmel. Hier sollte der Komet laut den Berichten seiner Späher niedergegangen sein. Was war so außergewöhnlich an diesem Ort, fragte er sich, dass es gerade hier passiert war. Die päpstlichen Astronomen hatten dafür keine Erklärung. In den Schriften war immer nur von Jerusalem und Rom die Rede, vielleicht auch von Konstantinopel. Aber Würzburg? Das war unbedeutendes Niemandsland. Erst der Brief von Bruder Jakobus hatte einen Hinweis gegeben. Belial war auf die Erde gekommen und mit ihm seine verfluchten Heerscharen. Genau so, wie es in der alten aramäischen Schrift stand.
    Im fahlen Halbschatten des Mondlichts sah er etwas am Wegesrand stehen. Das Ding konnte eine Vogelscheuche sein – zerfetzte Lumpen an einem Holzgestänge aufgefädelt, die Arme ausgebreitet, der kahle Schädel vornüberhängend. Doch als er genauer hinsah, erkannte er in dem Vogelmann ein menschliches Gerippe. Es schauderte ihn.
    Das Tor öffnete sich knarrend. Ein verschlafener Torwächter trat heraus, den Spieß müde im Arm, in der Hand eine Lampe. Er hielt sie hoch, versuchte zu erkennen, wer da auf dem Pferd saß.
    «Was wollt Ihr zu so später Stunde?»
    Der Reiter war nicht gewillt, sich auf eine Diskussion einzulassen. Es war kalt, und er hatte Hunger.
    «Tritt zur Seite und lass uns passieren.»
    Mit der Lanze zeigte er auf das päpstliche Wappen, das an der Tür der Kutsche prangte. Drei Bienen auf einem blauen Schild, die Schlüssel, darüber die Tiara – der päpstliche Hut mit einem Kreuz an der Spitze. Er hatte dieses Wappen auf einem Flugblatt schon mal gesehen.
    «Verzeiht, Eure Gnaden, natürlich dürft Ihr passieren.»
    Er eilte zum Tor zurück und öffnete die beiden schweren Flügel.
    «Wo ist euer bester Gasthof?», fragte der Reiter, während die Kutsche durch das Tor fuhr.
    «Nur der Nase lang. Der Weg führt gerade darauf zu.»
    Die Kutsche holperte über den gefrorenen Matsch, sackte in zahlreiche Löcher. Die Fahrt war noch ungemütlicher als außerhalb der Stadt.
    «Himmel», ereiferte sich Crispin und hielt sich am Fensterholm fest, «ist das der Weg geradewegs in die Hölle?»
    Sein Begleiter, Bruder Antonius, nahm es gelassener. Er ließ die holprige Fahrt geduldig über sich ergehen. Mit geschlossenen Augen, aber mit einem Lächeln auf den Lippen antwortete er: «Die Wege des Herrn sind unergründlich.»
    Die Fahrt endete vor einem Gasthaus. Das Schild lag im Dunkeln. Die beiden Reiter stiegen ab. Der eine pochte gegen die Tür des Gasthauses, der andere öffnete die Tür der Kutsche. Er reichte Crispin die Hand. Doch der schlug sie aus.
    «Mein feister Begleiter kann deine Hilfe besser gebrauchen.»
    Und tatsächlich, die Kutschentür war für Antonius’ Fülle knapp bemessen. Er zwängte sich hindurch, nahm die Hand dankbar entgegen.
    «Gesegnet seid Ihr.»
    Im Gasthaus tat sich etwas. Licht fiel durchs Fenster. Ein Mann mit Schlafmütze schaute heraus, suchte zu ergründen, wer mitten in der Nacht Einlass verlangte.
    «Öffnet die Tür», rief der Reiter. «Die Gesandten des Papstes benötigen Unterkunft.»
    Der Mann nickte, öffnete die Tür. Fragend, ob er richtig verstanden habe, huschte sein Blick zwischen Reiter, Kutsche und den beiden Geistlichen hin und her.
    «Gesandte des Papsts?»
    «Ja», herrschte ihn der Reiter an, drängte ihn zurück und befahl, ein Mahl herzurichten. «Das Beste, was deine Küche hergibt. Los, beeil dich.»
    Der Mann tat, wie ihm befohlen. Er weckte seine Frau und die Magd, gab hektisch Anweisungen, in den Keller zu gehen und zu sehen, was noch da war. Dem Knecht trug er auf, die Pferde in den Stall zu führen, zu füttern und zu tränken.
    Crispin und Antonius betraten die Wirtsstube. Ihr Blick schweifte prüfend umher. Tische, Bänke, ein Hirschgeweih, ein Kamin und ein großes Kruzifix darüber.
    «Eine gottgefällige Schenke», sagte Crispin, der sich die Kälte vom Mantel klopfte.
    Antonius bemerkte aber auch noch etwas anderes. Über der Tür waren kleine Heiligenbilder angebracht,

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