Die Kinder des Teufels (German Edition)
schachbrettartig angeordnet. Er trat näher. Neben den Bildern standen auf kleinen Zetteln kurze Gebete und fromme Sprüche.
«Teufelsgeißeln.»
Er drehte sich um, suchte den Wirt, der soeben damit beschäftigt war, Feuer im Kamin zu machen.
«Ihr seid gar ein frommer Mann, wie mir scheint. Doch welchen Zweck verfolgt Ihr damit?»
Er zeigte zu den Heiligenbildchen auf dem Türsturz.
Der Mann eilte herbei, gebückt und sich die schmutzigen Hände an seiner Schürze säubernd. Er sprach leise, beschwichtigend.
«Verzeiht, Eure Hochwürden, es ist nur ein alter dummer Brauch. Wenn Ihr es wünscht, werde ich sie abnehmen.»
«Nein, nein», beschwichtigte Antonius, «ich wundere mich nur. Habt Ihr Grund zur Annahme, dass Euer Haus von bösen Mächten heimgesucht wird?»
«Nun …» Er wusste nicht, wie er es ausdrücken konnte, um die fremden Gäste nicht gleich wieder zu verschrecken.
«Sorgt Euch nicht und sprecht frei heraus.»
«Wie soll ich sagen … seit Wochen gehen merkwürdige Dinge in dieser Stadt vor … sehr merkwürdige. Ihr versteht?»
Er blickte verstohlen in Antonius’ Augen, konnte den Blick aber nicht aufrechterhalten.
Crispin spürte die Vertrautheit im Raum. Sie war nicht angemessen und daher ein Signal zur Wachsamkeit. Er näherte sich den beiden.
«Merkwürdige Dinge», wiederholte Antonius. «Merkwürdig wie ein böser Blick?»
Der Wirt nickte eifrig. «Ja, auch das.»
Crispin schaltete sich ein. «Was für merkwürdige Dinge noch?»
«Seltsame Vorkommnisse.»
«Welcher Art?»
«Nun ja …»
Geduld war nicht Crispins Sache, schon gar nicht nach einer stundenlangen Fahrt über Stock und Stein.
«Sprich endlich.»
Antonius gab ihm Zeichen, gemäßigter vorzugehen. Er legte seine Hand auf die Schulter des Wirts, ging mit ihm hinüber zum Kamin und setzte sich an einen Tisch. Crispin folgte ihnen.
«Du brauchst keine Angst vor uns zu haben, guter Mann.»
Er nahm einen Krug und schenkte Wein in einen Becher.
«Hier, trink und berichte, was du weißt. Verschweige nichts, wir sind verständnisvolle Diener unseres Herrn Jesus Christus.»
Der Wirt trank schüchtern. «Das ist es ja …»
Antonius und Crispin schauten sich fragend an.
«Wovon sprichst du?»
Bevor er antwortete, trank er den Becher in einem Zug leer.
«Die guten Seelen werden gefressen, die schlechten jubilieren.»
Was sollte das bedeuten? Crispin seufzte, verdrehte die Augen. Der Alte war offensichtlich nicht ganz klar im Kopf. Antonius hingegen spürte, dass da noch mehr war.
«Was meinst du damit? Erklär es uns.»
Er schenkte nach. Manche Zungen brauchten Hilfe, damit sie frei aufsprechen konnten. Der Wirt nahm einen kräftigen Schluck.
«In unserer Stadt geht ein böser Geist um. Er befällt die guten und schont die schlechten Seelen.»
«Wie meinst du das, befallen ?»
«Wie ich schon sagte, der böse Geist dringt in die gute Seele ein, so wie der Teufel.»
Crispin widersprach. «Gegen eine gute, aufrichtige Seele kann der Teufel nichts ausrichten.»
Der Wirt schaute ihn durchdringend an. «Das glaubte ich früher auch einmal.»
«Aber nun?»
Antonius legte ihm die Hand auf die Schulter, zeigte damit Verständnis.
«Es ist alles auf den Kopf gestellt. Versteht Ihr?»
Nein, das taten sie nicht. Sie ahnten zwar, dass in dieser Stadt Seltsames vorging, aber was genau, wussten sie nicht.
Der Brief von Bruder Jakobus war ähnlich rätselhaft gehalten. Er sprach von diabolischen Szenen, die sich zugetragen haben sollen, von Krankheit, Leid, Wahn und Besessenheit. Aber auch von einem Kind, das unter dem bösen Stern geboren worden war. Und natürlich von Belial.
Antonius schenkte nach, gehorsam trank der Wirt.
«Beschreib es uns näher. Was ist auf den Kopf gestellt, und wie äußert es sich?»
«Wie er in die guten Seelen eindringt, weiß ich nicht. Aber, dass er sich nur die Guten aussucht und die schlechten verschont, das schon.»
Crispin wollte es genauer wissen. «Wen meinst du mit den Guten ?»
«Priester, Diener des Herrn.»
Antonius und Crispin verharrten einen Moment. Sie sahen sich zweifelnd an. «Du meinst, der böse Geist dringt nur in die Seelen von Priestern ein und verschont alle anderen?»
Der Wirt schüttelte den Kopf. «Nein, die Frommen natürlich auch. Jeder, der das Knie vor Gott, unserem Herrn und Erlöser, beugt, ist des Todes. Auch die nicht so Frommen, die Scheinheiligen werden befallen.»
«Unsinn!», fuhr es aus Crispin heraus. Er stand auf. «Mir scheint, du
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