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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Stöhnen und Wimmern drangen zu ihm herunter, geboten ihm, sich endlich um seine notleidende Seele zu kümmern.
    «Ihr erlaubt?», fragte er den Mann, indem er nach oben zeigte.
    Der Mann nickte, er hatte Tränen in den Augen.
    «Bitte, helft uns. Er ist mein einziger Sohn. Ich darf ihn nicht verlieren.»
    Jakobus versprach es, wenngleich er wusste, dass dies eine Aufgabe war, die seine Fähigkeiten bei weitem übertraf. Er stieg die Stufen hoch.
    Je näher er der Kammer kam, desto nervöser, unsicherer wurde er. Seine Gedanken drehten sich nur noch um die eine Sache.
    Das Teufelskind. 666. Belial.
    Bekam er plötzlich Angst? Offensichtlich, denn die Spucke in seinem Mund wurde dünn, das Herz schlug ihm bis zum Hals, die Hände zitterten, wurden feucht.
    Was, wenn die Zeichen recht behielten? War der Teufel auf die Erde gekommen und in diese bedauernswerten Seelen eingedrungen? Würde auch er erkranken, wenn er sich ihnen näherte?
    Er nahm den geweihten Rosenkranz zur Hand, steckte die Arme über Kreuz in die weiten Ärmel und betete in Gedanken.
    O Herr im Himmel, steh mir bei. Lass mich nicht Wanken im Angesicht des Bösen.
    Er schöpfte noch einmal Mut, dann betrat er die Kammer.
    Der Junge lag auf dem Bett, zitterte wie Espenlaub. Das Nachthemd war verschwitzt, schmutzig und blutig. An Armen, Beinen und im Gesicht die vertrauten Wunden. Haare lagen auf dem Laken. Vermutlich waren es seine. Er musste sie sich selbst ausgerissen haben, am Schopf sah Jakobus kahle Stellen. Die Augen des Jungen waren befremdlich. Stier zur Decke gerichtet, schienen sie an einem bestimmten Punkt verhaftet.
    Eine Frau, vermutlich die Mutter, saß neben dem Kind auf dem Bett, hielt ihn mit aller Kraft fest, während Meister Reinhardt ihn zur Ader ließ.
    «Das Gift muss aus seinem Körper», sagte er beruhigend.
    «Welches Gift?», fragte die Mutter.
    Reinhardt setzte zur Antwort an, doch dann hielt er inne.
    Jakobus las seine Gedanken.
    Ja, welches Gift?
    Was sollte er antworten, wenn er nicht wusste, womit er es hier zu tun hatte? Aber er musste ja irgendetwas tun, egal, ob es nun wirkte oder nicht.
    Reinhardts Blick ging zu Jakobus. Er bettelte um Hilfe.
    Konnte ein Weihwasser, ein Rosenkranz oder Gebet den Jungen von seinen Qualen befreien? Er fürchtete, nichts davon würde helfen.
    Er fasste sich ein Herz, kniete sich neben das Bett und begann zu beten. Im Ärmel streifte er seine Hand und den Rosenkranz am Stoff trocken und legte beides dem Jungen auf die Stirn. Es kam ihm vor, als brannte sie wie Feuer.
    «Allmächtiger Herr im Himmel, gib diesem Kind …»
    Weiter kam er nicht. Der Kopf des Jungen flog herum. Aus der Tiefe seines zornigen Herzens schien er Jakobus anzustarren, als sei er der Leibhaftige.
    «Geh weg», schrie er ihm ins Gesicht, «du bist der Teufel!»
    Jakobus schreckte zurück, nicht minder erstaunt reagierte die Mutter.
    «Aber, das ist ein ehrwürdiger Bruder», beruhigte sie ihn. «Er will …»
    «Er ist ein Teufel mit spitzen Hörnern … Seht doch, wie er lacht … der Satan, der Herr der Hölle.»
    Mit allem Abscheu spuckte er ihm ins Gesicht. Jakobus erhob sich, wischte sich die Beleidigung aus dem Gesicht.
    «Verzeiht», beschwichtigte die Mutter, «mein Kind ist krank. Es hat …»
    Er hob beschwichtigend die Hand. «Keine Sorge, ich verstehe sein Leid und Euren Kummer.»
    Verstand er es wirklich? Er wusste ja noch nicht einmal, was hier vor sich ging. Nicht einmal Reinhardt tat es. Mit seinen Fragen, was der Junge gegessen und getrunken hatte, stocherte er genauso im Nebel wie er selbst. Nichts war klar, weder mit Logik noch mit gesundem Menschenverstand zu erklären. Hier ging etwas um, zweifellos. Die Frage war nur, was. Eine Seuche, ein Fluch oder tatsächlich der Teufel?
    Eilig schrieb Reinhardt etwas auf und reichte es der Mutter. «Geht damit in die Apotheke. Der Sud wird seine Schmerzen lindern. Ich kann leider nicht mehr für ihn tun. Wahrscheinlich», er blickte auffordernd zu Jakobus, «ist das ein Fall, den nur ein Diener unseres Herrn kurieren kann.» Er packte seine Instrumente in die Tasche zurück und ging hinaus.
    Jakobus spürte die Angst und Hoffnungslosigkeit, die Reinhardt in der Kammer zurückgelassen hatte. Er war selbst Teil davon.
    «Könnt Ihr meinem Kind helfen?», flehte die Frau.
    Nein, das konnte er nicht, das überstieg bei weitem seine Fähigkeiten. Hier war ein anderer gefragt, jemand, der sich mit unerklärlichen Phänomenen dieser Art auskannte. Und Jakobus

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