Die Kinder Paxias
Selbstgespräch.
„Ein Erdbeben, das ist ein neues Symptom.“
Kaeli musterte sie in einer Mischung aus Erstaunen und Sorge.
„Symptom? Hältst du es für möglich, dass Paxia an einer Krankheit leidet?“
Die andere erwiderte ihren Blick mit einem nachdenklichen Funkeln. Entschlossenheit malte sich in ihren Zügen ab.
„Wenn es so ist“, damit beschleunigte sie ihren Schritt, dass das Mädchen Schwierigkeiten hatte an ihrer Seite zu bleiben. „Ist es an uns den Erreger zu finden und zu beseitigen.“
„Ich hätte nicht fragen sollen“, murmelte Kaeli, die eben diese Reaktion befürchtet hatte. Dennoch zögerte sie nicht, sich Sayas Tempo anzupassen.
Endlich hatte sich auch wohltuende Dunkelheit über Paxia gesenkt, dass ihre Augen Erholung fanden. Kaeli zweifelte nicht an der Tatsache, dass sich diese in einem übermäßig geröteten Zustand befanden, wie das Brennen nachdrücklich klarmachte.
Sie wartete noch eine Weile, bis die Regeneration soweit abgeschlossen war, um schmerzfrei und unbeeinträchtigt das ihrer harrende Terrain betrachten zu können.
Noch war kein Ende der hügeligen Gebirgsschlucht, in der sie sich befanden zu erkennen. Aber in der Ferne erkannte das Mädchen erste Felsformationen die grasbewachsene Landschaft durchbrechen und einen Wechsel von fruchtbarem, lebenden Grund zur karger, steiniger und vor allem unwegsamer Öde vollziehen, die ihr Vorankommen nicht nur verzögern würde, sondern es auch äußert unkomfortabel gestalten.
Bei jedem neuen Hügel, den sie erklommen, schien das unendlich wirkende Gebirge sich stetig bedrohlich um sie zusammenzuziehen, wurde der Boden unwegsamer, rissiger. Und obwohl sie beträchtlich an Höhe gewannen, taten sich nach jedem erreichten Scheitelpunkt gewaltigere Hügel vor ihnen auf, wichen dann ersten steileren Bergen, die sie der Wolkendecke näher bringen wollten.
Der Horizont reichte irgendwann nur noch bis zum nächsten wartenden Gipfel. Rechts und links von ihnen scharf klaffende Felswände, die sie mit zunehmender Enge des Passes bald mit ausgestreckten Armen gleichzeitig berühren konnten.
Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis das harmlos gehende Vorwärtskommen eine Unmöglichkeit werden würde und ihnen Flügel mehr als gelegen kämen.
Harmlos, mal abgesehen von den nässenden Blasen, die Kaelis Füße zu einer einzigen schmerzenden Wunde machten. Aber dennoch brachten sie sie nicht dazu, klagend den Mund zu öffnen, wissend, dass Saya ohnehin nichts auf ihrem Weg beirren würde. Eher noch bestand die Gefahr, hilflos zurückgelassen zu werden. Eine Situation, die bei ihr auf strikte Ablehnung traf.
Kaelis Befürchtungen über die Notwendigkeit von Flügeln bestätigten sich.
Gegen Morgengrauen der folgenden Nacht, erreichten sie eine Felswand, die keine Umgehung kannte.
Sich von drei Seiten eingekeilt findend, blickten sie einander an - Saya abschätzend, Kaeli ihrem Schicksal gefasst und mit der ihr charaktereigenen Fröhlichkeit ergeben.
„Also was mich betrifft, - ich sehe nur zwei Wege: Den Rückweg und den Weg......“
„...nach oben“, ergänzte Saya knapp und starrte mit wütendem Missmut auf die unschuldige Wand, die in ihrer Ausrichtung beinahe senkrecht zu nennen war. Ihre Augen folgten den unregelmäßigen Ausbuchtungen, Rissen und Vorsprüngen, die die massive Oberfläche bildeten, bis zu den Wolkenschwaden, hinter denen der Berg schemenlos verschwand und den Gipfel in unbekannter Entfernung verbarg.
Eventuell war er unmittelbar erreichbar.
Vielleicht erstreckte der Berg sich noch um ein Vielfaches des sichtbaren Teils.
Mutmaßungen erschienen Saya in dieser Situation unangebracht. Das Gebirge war für sie eine einzige Unbekannte, und damit gab es für sie nicht genug Faktoren, um Wahrscheinlichkeiten berechnen zu können – was ohnehin nicht eben ihre Stärke war.
Es galt also mit ihrer Energie hauszuhalten und ihre Kräfte optimal einzuteilen – was eher einer ihrer Stärken entsprach.
Kaeli allerdings.......
Saya wandte sich dem kindlichen Mädchen zu und musterte sie abschätzend.
Die Grazilität dieser, täuschte die Gelehrte keineswegs hinsichtlich der tatsächlichen Kondition, die vor allem der Willenskraft Kaelis entsprang. Aber ihre Belastungsgrenze konnte nicht mehr allzu weit sein.
Auch wenn Saya ihre Weggefährtin meistens ignorierte, zu sehr mit ihren eigenen Gedanken und der Erkundung Paxias beschäftigt, so war ihr doch nicht entgangen, wie schwer dem Mädchen
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