Die Kinder Paxias
außergewöhnlich in ihrer fremden Schönheit anerkannte, suchten den Blick des Mädchens.
„Ist diese Welt nicht überwältigend? Paxia ist mehr als meine Vorstellungskraft jemals fassen konnte – viel mehr.“
Es schien unmöglich – und doch war es Kaeli, als hörte sie eine innere Bewegung in Sayas Stimme, die sie ihr bisher nicht zugetraut hatte. Bewunderung, die an Andacht grenzte. Für einen kurzen Moment existierte eine Schicht hinter der kriegerischen Natur, die man erwartungsgemäß vergeblich suchte.
Einen sehr kurzen Moment.
Ehe Kaeli zu einer Reaktion fähig war, wandte Saya der Szenerie den Rücken zu und schritt an ihr in dem Wandertempo vorbei, welches ihnen mittlerweile zur Gewohnheit geworden war.
Eine weitere Böe presste den Stoff ihres Kleides eng an ihren Körper und wirbelte Kaeli die Haare wirr ins Gesicht, die sie achtlos zurückstrich, um Sayas Abgang zu verfolgen.
Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als ihr klar wurde, dass der Charakter ihrer Reisegefährtin ein durchaus komplexes Gebilde war – mochte die Oberfläche auch noch so wild und massiv sein.
Und es schien, als besäße sie ausreichend Zeit dies weiter zu ergründen.
„Was ist? Bist du da festgewachsen?“, Sayas barscher Zuruf, ohne dabei ihren Weg zu unterbrechen, weckte Kaeli unsanft aus ihren Überlegungen – zerstörte aber nicht ihr neuerwachtes Interesse an der jungen Sternwächterin.
„Da mein Körper standhaft der Höhe trotzt, klein wie ich bin, wäre die Tiefe vielleicht eine Alternative, auch wenn mir Wurzeln an diesem Standpunkt nicht sonderlich gefallen würden“, nach diesem munteren Konter strebte sie die Verfolgung Sayas an.
Und landete der Länge nach auf dem feuchten Grün des Bodens. Der weiche Grund verhinderte übermäßige Schmerzen bei ihrem Aufprall, dennoch strömte kalte Angst in ihr heftig puckerndes Herz.
Ohrenbetäubendes Grollen begleitete die heftigen Erschütterungen, die ganze Brocken krachend aus den Felswänden lösten. Donnernd polterten sie dem Grund entgegen. Staub hüllte die gesamte Umgebung in einen aggressiven Nebel und bedeckte flächenweise alles pflanzliche Leben unter einer graubraunen Schicht.
Geistesgegenwärtig barg Kaeli ihr Gesicht schützend in den Händen, die ebenso unkontrolliert zitterten wie sie selbst. Unsicher und besorgt um ihre Reisegefährtin, zwang sie sich still liegen zu bleiben und auf ein schnelles Ende zu hoffen – gleichgültig welche Richtung dieses nehmen sollte.
Dicht neben ihr schlug etwas in einer gewaltigen Erschütterung auf.
Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und machte sich so klein wie möglich. Kleine, teilweise spitze Steine prasselten wie überdimensionale Hagelkörner auf sie nieder, dass sie dumpf aufstöhnte, in dem Bewusstsein mindestens weitere Blutergüsse zu erleiden. Zusätzlich zu den gelb verfärbten Flecken, als verblassende Zeugen ihrer Verbannung.
Dann herrschte Stille.
Zaghaft hob Kaeli den Kopf und erlitt bei den ersten vorsichtigen Atemzügen einen Hustenanfall, ausgelöst durch die aufgewirbelten Erdpartikel. Ihre Hand als Filter nutzend, richtete sie sich langsam weiter auf.
„Saya?“, ihr Blick irrte durch die Staubschwaden suchend umher, doch erst nachdem diese sich zu legen begonnen hatten, entdeckte sie die Gelehrte unweit vor sich. Auch Saya hatte es in die Knie gezwungen, ihr Cape schützend um sich geschlungen.
Nun erhob sie sich und streifte das Kleidungsstück achtlos ab, um eine flüchtige Untersuchung an sich vorzunehmen.
„Ich bin unverletzt“, war ihre knappe Schlussfolgerung, bevor sie zu Kaeli trat und dieser die Hand reichte.
„Was ist mit dir?“
Kaeli nahm die angebotene Hilfe dankbar an und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen, den beeindruckenden Kontrast zwischen fast zierlicher, wenn auch durchtrainierter Physik und unbezähmbarer Kraft ein weiteres Mal ehrlich bewundernd.
Noch ein wenig wackelig ob der ausgestandenen Aufregung, testete Kaeli den Gehorsam ihrer Gliedmaßen und musterte soweit möglich die Stellen, die einige Lädierungen davongetragen haben könnten.
„Ein paar blaue Flecken, ansonsten scheint alles in Ordnung zu sein“, meinte sie erleichtert.
„An die solltest du dich mittlerweile gewöhnt haben“, kommentierte Saya trocken und beschloss, dass sie nun genug Zeit vergeudet hätten. Mit sicherem Schritt nahm sie den Weg wieder auf.
Kaeli beeilte sich mit einem entsetzten Auflachen ihr zu folgen und hörte gerade noch Sayas
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