Die Kinder Paxias
der Ton seiner Stimme, und seine Angst war deutlich herauszufiltern.
„Eine Heilung mag es im Augenblick nicht geben – und eine Suche danach wurde mir vom Herrscher strikt untersagt. Es sei denn, ich finde einen Weg den sterbenden Verfall stagnieren zu lassen, um das Überleben des Reiches zu sichern.
Befehlen den Gehorsam zu verweigern, liegt bedauerlicherweise nicht in meiner Natur.
Ohne das Segeltuch können wir keine Wärmedecken anfertigen, die die Hitze stauen, um Erfrierungen zu verlangsamen.
Ich möchte aber lieber glauben, dass Erfrierungen gänzlich vermieden werden können, indem die Körpertemperatur künstlich erhöht wird.
Vielleicht durch eine Art Fieber ausgelöst mit Hilfe...“
„... eines Giftes“, ergänzte Gareth, Arns Dilemma im Kern erfassend. Sein Blick ruhte unentwegt auf dem Sorgen gezeichneten Gast. Obwohl seine Miene dabei ausdruckslos blieb, spürte Arn fast körperlich, wie er seinen Geist fixierend zu durchdringen suchte.
Dann wandte Gareth sich abrupt der elfischen Händlerin zu und gab ihr einige Anweisungen, der sie sich beeilte Folge zu leisten und Arn die Überzeugung beibrachte, seine Erscheinung und Erzählung wirkten offenbar zufriedenstellend.
Keine Stunde war es her, da hätte er schwören können, ihm würde an diesem Ort niemals wirkungsvolle Hilfe zuteil – eher Gewalt. Und nun sollte es ganz anders kommen.
„Dies ist eine Mischung aus Wurzeln und getrockneten Blüten, die zu starken Fieberkrämpfen führt. Eine stärkeres natürliches Gift ist mir nicht bekannt, welches diese Symptome auslöst.
Bei Paxianern und Elfen muss es mit äußerster Vorsicht angewendet werden, wenn es nicht zum Tode führen soll.
Ich hoffe, es wird Euch den notwendigen Erfolg bedeuten.“
Arn schulterte den grob gewebten Sack, mit einem ernsten Blick den Gegenüber ansehend.
„Ich danke Euch, Gareth – wie sehr, lässt sich nicht in Worten beschreiben.“
Ein sympathisches Lächeln ließ die Züge des Elfen jungenhaft erscheinen, als er kopfschüttelnd abwinkte.
„Keinen Dank, Feuerwesen. Die Ausrottung von Reichen ist niemandem von Nutzen – auch wenn es sich nicht immer um Freunde handelt.
Es bleibt noch zu erwähnen, dass bei der Dosierung ein Teil der Mischung auf hundert Teile kochendes Wasser zu beachten ist und das Gebräu mindestens eine Mondphase ziehen sollte. Ein Glas täglich für jeden Bewohner sollte dann für den maximalen Effekt ausreichen.“
„Darf ich zurückkehren, wenn der Tee aufgebraucht ist?“
Bei der vorsichtigen Frage musste Gareth schmunzeln.
„Wie sollt Ihr, wenn Ihr Euch der Heilung Eures Volkes widmen wollt? Ihr werdet Euer Reich verlassen müssen, sobald der Zustand seiner Bewohner stabil ist.“
Ein Aspekt, den Arn bisher nicht bedacht hatte. Neben seinen Abwägungen, wie lange die Mixtur ausreichen würde, mischte sich die Frage, ob sein Streben nach Heilung, den qualvollen Tod eines weiteren Feuerwesens nach jeder Nachschubbesorgung wert war.
Gareth las ihm die Gedanken förmlich von der sorgenvoll grübelnden Miene ab.
„Einer meiner Söhne wird bei den Jahreszeitenwechseln einen neuen Sack im östlichen Gebirgseingang deponieren. Bis dahin werden auch die schwächsten Eurer Volksmitglieder ohne ernsthafte Folgen kommen.
Ein Unsterblicher sollte nach den unmöglich scheinenden Zielen streben und das Rätsel seiner Existenz klären.
Mir scheint Euer Volk missbraucht Euch zu profanen und selbstsüchtigen Zwecken, aber Ihr habt früher oder später Eurer eigenen Bestimmung zu folgen und Euch von dem Reich Eurer Geburt zu trennen.“
Arn war sprachlos ob der Hellsichtigkeit des Elfen und der ruhigen Überzeugung, mit der er seine Worte formuliert hatte. Gareth sprach eine lange unterdrückte und verborgene Seite seines Inneren an, die niemals zuvor gewagt hatte, ihre Überlegungen in diese konsequenzenreiche Dimension zu führen.
Aber einmal aus tiefstem Schlummer erweckt, würde sie sich sicher nicht wieder verdrängen lassen.
Nun – vielleicht sollte das so sein und führte ihn auf die nächste Ebene seines ewigen Lebenspfades.
„Gareth?“, die warm klingende Frauenstimme veranlasste beide Männer ihr Augenmerk auf die Sprecherin zu konzentrieren.
Klein, zierlich, jünger als der Angesprochene und sicher keine Elfe, trat eine ungewöhnliche Gestalt mit gemessenen Schritten auf sie zu.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Paxianerinnen, trug sie ihr glänzendes schwarzes Haar stufig, offen und zu kurz, um sie zu einem
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