Die Kinder Paxias
bedeutete einen Motivationsschub für Kaeli, die plötzlich nur noch von dem Gefühl beherrscht wurde, nichts könnte sie vom Erreichen mehr abhalten.
Außer sie selbst in Form wahnsinnigen Leichtsinns.
Kaeli übersah die wackelige Natur des vorstehenden Steins, auf den sie ohne Probe ihr gesamtes Gewicht brachte.
Und eben dieser Brocken löste sich krachend unter ihr, polterte von unzähligem Geröll begleitet in die Tiefe – ließ sie den Halt ihrer Füße verlieren.
Mit einem Schrei gelang es ihr im Moment des Absturzes, sich geistesgegenwärtig an einem anderen Felsvorspung festzuhalten. Ihr Körper prallte schutzlos und mit gnadenloser Wucht gegen die raue Fläche. Für einen Moment schien es, als würde alle Luft aus ihren Lungen gepresst.
Kaeli kämpfte gegen den überwältigenden Drang sich zu übergeben, so heftig rasten Schmerzwellen durch ihre Nervenleitungen. Eine drohende Ohnmacht verschleierte ihren Blick und sandte schillernde Funken vor ihre Augen.
„Kaeli! Nimm das Seil!“, Sayas brüllende Stimme brachte sie in die Realität zurück.
Das zu ihr geworfene Seilende baumelte in Kopfhöhe neben ihr. Saya hatte oben die Kralle irgendwie befestigen können.
Geschwächt aber mit entschlossenem Lebenshunger, versuchte Kaeli ihre verkrampften Hände von dem Felsen zu lösen.
Ihr Entsetzen war groß, als sie die Unmöglichkeit dieser Aktion begriff. Ihre Finger waren zu geschwächt, eine Hand allein würde niemals vermögen, ihr Körpergewicht zu tragen.
„Ich kann nicht!“, rief sie angstvoll.
Saya verschwendete keine Zeit nach den Gründen zu forschen.
Kaeli sah, wie die Begleiterin ohne Zögern selbst den Abstieg vollzog, um zu ihr zu gelangen.
Die Taubheit in Kaelis Fingern, ließ sie die Gefahr zu spät erkennen.
Noch bevor Saya das Mädchen erreichen konnte, versagten Kaelis Glieder ihr den rettenden Gehorsam.
In gefasstem Wissen um ihr Schicksal, ergab sie sich dem Fall in den tiefen Schlund und die Wiederaufnahme in Paxias Lebenskreislauf.
Ein dumpfer Aufschlag.
Verwirrt, weil sie nach wie vor bei Bewusstsein war und sich warm und weich umgeben fühlte – nicht zu vergleichen mit dem harten scharfkantigen Untergrund, den sie ihrer Erfahrung gemäß hätte erwarten müssen – hob sie vorsichtig die fest zusammen gepressten Lider.
Augen wie flüssiges Silber betrachteten sie in einer Mischung aus ehrlicher Sorge und offener Erleichterung.
Umrandet von dichten schwarzen Wimpern, gehörten sie zum Gesicht eines Mannes.
Eines jungen, sehr attraktiven Mannes, wie Kaeli sofort feststellte, mit wirren schwarzen Haaren, die ihm strähnig in die Stirn fielen, gebräunter Haut und Zügen, die fast irreal in ihrer Regelmäßigkeit schienen.
Sie lag in seinen Armen, und als sie dessen gewahr wurde, regte sie sich erschrocken.
Er reagierte sofort, setzte sie behutsam auf dem Boden ab, sie lange genug stützend, bis ihr Gleichgewichtssinn seinen Dienst - wenn auch widerwillig - wieder antrat.
Ungläubig staunend blickte sie zu ihm auf. Sie reichte ihm gerade bis zu den breiten Schultern, die zu einer muskulösen Statur gehörten, dass es sie nicht wirklich verwunderte, wie eine Feder von ihm gehalten worden zu sein.
Von den, das weite Hemd abschließenden Armschonern, dem schwarzbraunen, geschnürten Wams und den kniehohen Stiefeln aus Wildleder abgesehen, war er ganz in weiß gekleidet und wirkte so perfekt – so strahlend in dieser Umgebung, dass Kaelis Schlussfolgerung zwar logisch, aber doch eher seltsam skurril in ihrer Ungläubigkeit anmutete.
„Irgendwie habe ich mir den Tod ganz anders vorgestellt.“
Sein warmes herzliches Lächeln, bei dem sich winzige Grübchen in seinen Wangen zeigten, berührte sie wundersam. Sie spürte das unwiderstehliche Verlangen zurück in den Schutz seiner Arme zu flüchten. Überrascht von dieser Reaktion, blieb sie stumm und starrte ihn mit einem ausdrucksstarken dunklen Blaugrün ihrer Augen unverwandt an.
„Was kein Wunder ist, bedenke man die Tatsache, dass noch alles Leben in dir steckt“, die Ruhe und das angenehme Timbre seiner Stimme, erzeugten ein Prickeln in Kaeli, welches sie in noch tiefere Verwirrung stürzte.
Sie fühlte absolute Hilflosigkeit gegenüber dem plötzlichen Aufruhr ihrer Gefühle, der wahrscheinlich auch eine weitere Ursache in der Überreizung ihrer mehr als angegriffenen Nerven fand – mental wie körperlich.
„Kaeli!“, Saya landete unmittelbar neben ihr und musterte sie, ihre Fassungslosigkeit nicht
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