Die Kinder Paxias
ebenfalls.
Aber das Aushorchen, oder zumindest den Versuch, solltest du eindeutig üben“, scherzte sie mit unterschwelliger Herausforderung in der Stimme. Irritiert hob er die Brauen, fixierte sie in verunsichernder Absicht. Kaeli dagegen erkannte das amüsierte Funkeln in den grauen Tiefen, noch bevor es Manifestation fand. Keck imitierte sie seine Mimik.
Er ergab sich mit einem leisen Lachen, das ihr Inneres in einen sprudelnden Aufruhr zu bringen drohte.
„Also gut, der Punkt geht an dich. Ich gestehe, aus mir wird nie ein fähiger Diplomat.“
„Ich glaube nicht, dass das nötig ist. So wie du bist, machst du das recht gut“, gestand sie ehrlich, dass er ihr ein weiteres Lächeln schenkte.
„Dann erzählst du mir also von dir?“
Gespielt genervt, stöhnte sie übertrieben auf. Gleich darauf klang ihr helles Lachen fröhlich über den Gipfel hinweg.
„Du bist auf jeden Fall hartnäckig, Cecil unbekannt aus dem Reich Unbekannt.“
„Wenn mir dieser Eindruck bei deiner Informationswilligkeit weiterhilft, dann soll es so sein. Und keine Sorge, ich werde reden. Heute Abend.
Ich habe versprochen, es gibt nichts zu verbergen. Was ich verspreche, pflege ich zu halten.
Was ist mit dir, Kaeli unbekannt aus dem Reiche Unbekannt? Hast du etwas zu verbergen?“
Das Mädchen wurde ernst, erkannte, dass auch aus Cecils Miene die Belustigung wich, und er sie mit freundlicher auffordernder Miene betrachtete – Anteilnahme erahnen lassend, so sie bereit war, sich dieser zu öffnen.
Einen Entschluss gefunden, schüttelte sie langsam den Kopf.
„Nein, ich habe nichts zu verbergen. Ich bin Kaeli, Tochter von Anameg und Sher-Qa, dem Herrscher des Meeres.“
Er war überrascht – regelrecht perplex, wie sie an dem plötzlichen Zusammenziehen seiner Brauen und dem reflexartigen Zucken seiner Muskeln erkannte.
Ihr Eindruck wurde uneingeschränkt durch seine nächsten Worte bestätigt.
„Damit habe ich nicht gerechnet – absolut nicht. Ein Meereswesen also.......
Solltest du nicht eher die Tiefe statt die Höhe suchen?“
„Wie recht du hast“, Kaeli nahm ihm seine Bemerkung nicht übel, da keine Ironie erkennbar war. Vielmehr fühlte sie den inneren Drang, ihm ihre Geschichte anzuvertrauen. Alles über ihre Verbannung, ihr Heimweh und die Hoffnung in Sayas Begleitung eine Lösung für ihren Verlust zu finden. Auf diese Art erhielt Cecil einen viel tieferen Einblick in ihr Gefühlsleben, als ihr wirklich bewusst war.
Ihre erzwungene und gehasste Einsamkeit, ihr Kampf gegen die oft übermächtige Sehnsucht nach ihrer Familie und ihren festen Willen, stellvertretend für ihr Reich, die Verantwortung für die Rückgewinnung Paxias Gleichgewicht auf sich zu nehmen.
Still lauschte er ihrer schlicht formulierten Erzählung, die teilweise unglaublich anmutete und ihn nachdenklich machte. Irgendwann verlor er sich in tiefstes Sinnen, unmöglich weitere Aufmerksamkeit aufzubringen, dass er erst merkte, dass sie schwieg, als ihr Kopf an seine Schulter sank.
Kaelis Erschöpfung hatte sie endlich übermannt, sie war eingeschlafen.
Kapitel 6
Es war ein angenehm kühler Wind, der sie umwehte.
Saya genoss das Gefühl wie der Stoff ihres weiten Anzuges an ihre Haut schlug ebenso, wie das surrende Geräusch, das die Luft, die immer wieder kalt ihre Ärmel aufblähte, verursachte.
Es war eben dieses Element, welches sie in ihrer Heimat fern von Paxia wirklich vermissen würde – konnte sie doch nun erst dank eigener Erfahrung begreifen, was ihr fehlte.
Kleine Böen spielten mit ihren Haaren, dass ihre Locken wild über ihren Rücken tanzten.
Alles an und in ihr fühlte sich prickelnd lebendig an, als ob ein Energiestoß unmittelbar auf ihre Muskeln geprallt wäre. Gegenüber der Effektivität dieser Reglosigkeit, empfand Saya nur verwunderte Irritation. Ihr Körper und Geist reagierten weitaus intensiver, als auf die Erholung stundenlangen Schlafes - es war nicht einmal vergleichbar in seiner Wirksamkeit.
Natürlich würde ihr Unverständnis sie nicht davon abhalten, ihren Nutzen aus der gegebenen Situation zu ziehen. Außerdem bot es ihr eine perfekte Gelegenheit ihre Umgebung endlich einmal bewusst wahrzunehmen und ihren zukünftigen Weg vorbereitend auszukundschaften.
Sie stand am äußeren Rand des klippenartigen Berges, was einen freien nahezu wolkenlosen Blick in eben die Richtung erlaubte, die ihre nähere Zukunft bedeutete.
Unter ihr tat sich eine Kluft auf, deren düstere Tiefe kein Ende wahrnehmen
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