Die Kinder Paxias
muss mich für mein schändliches Verhalten entschuldigen. Du hast mir mein Leben gerettet und nicht einmal Dank dafür erhalten – meine Eltern würden sich meiner schämen.
Bitte lass mich dies nachholen.“
„Nein, das ist nicht nötig – wirklich“, wehrte er hastig mit einem schiefen Lächeln ab, das ihm eine unglaublich einnehmende Ausstrahlung verlieh.
„Es war purer Zufall, der mich gerade in jenem Augenblick in der Nähe sein ließ.“
„Was uns zu einem interessanten Thema bringt“, mischte Saya sich ohne Umschweife ein. Sie hatte sich unweit der beiden mit destilliertem Wasser und Verbandsmaterial niedergelassen, dass sie sich in Hörweite, aber ungestört ihren Lädierungen widmen konnte. Sie bedachte Cecil mit einem kurzen Blick, der eine deutliche Warnung beinhaltete, obwohl er frei von Aggressionen war.
„Ich für meinen Teil würde zu gerne wissen, welchem Umstand wir dein auffällig genaues Erscheinen zuschreiben sollen.
Ein müßiger Wanderer, der einen zerstreuenden Spaziergang auf diesem klippenartigen Berg machte und dem überraschenderweise ein Mädchen in die Arme fiel, während er willkürlich gerade selbige ausstreckte, bist du sicher nicht.
Ein Verfolger wäre mir auch nicht entgangen. Und die Geschichte eines Eremiten erscheint mir wenig glaubwürdig, deinem Erscheinungsbild nach zu schließen.
Tatsächlich muss ich in Anbetracht deines makellosen Zustandes annehmen, dass du des Fliegens mächtig bist und ich in dir somit ebensowenig einen Paxianer erkenne, wir wir es offensichtlich nicht sind.
Also verspricht deine Geschichte eine längere und überaus spannende zu werden, was mich in Anbetracht der steigenden Sonne zu dem Entschluss bringt, Geduld zu üben und deine Erzählung auf heute Abend zu verschieben.“
Der Begriff Geduld in Zusammenhang mit Sayas Naturell, schien, nach Kaelis bisherigen Erfahrungen, gleich passend, wie Liebenswürdigkeit oder Herzensgüte. Ein guter Grund, die Gelehrte mit offenem Mund anzustarren.
„Wirklich?“, entfuhr es ihr komisch schockiert. Cecil wechselte fragend einen Blick zwischen den Beiden, die in stummer Zwiesprache schienen.
Saya allerdings hatte nicht die Absicht sich näher zu erklären – vor allem nicht ihre indirekte Aufforderung, dass Cecil mindestens die Tagesstunden bei ihnen verharren sollte. Also mussten sich die beiden mit einer vagen, wenig erhellenden Aussage begnügen.
„Wir brauchen Ruhe und haben keine Zeit zu verschwenden. Dieser Ort scheint mir wenig einladend oder nutzbringend, einen weiteren Tag hier zu verbringen.“
Auch wenn Cecil nicht verstanden hatte, was genau an Sayas Gebaren Kaeli so ungewöhnlich erschien, begriff er doch die Mehrdeutigkeit ihrer Worte und neigte zustimmend den Kopf.
„Ich gestehe, auch ich bin neugierig. Wesen wie euch beide, treffe ich nicht jeden Tag. Ich werde bleiben.“
Saya nickte. Für sie gab es vorerst nichts weiter zu sagen.
In der Nähe hatte sie eine kleine schattenspendende Felsnische entdeckt. In diese zog sie sich nun zurück, wickelte sich in ihr Cape und begann ihre Ruhephase. In ihrer Hand ein funkelnder Dolch als wirksame Drohung.
Cecil und Kaeli sahen sich an, ein kleines Lächeln in Kaelis Zügen.
„Saya ist nicht gerade das, was man einen geselligen Charakter nennt“, flüsterte sie entschuldigend und zwinkerte ihm verschmitzt zu. Er erwiderte ihr Schmunzeln.
„Darauf wäre ich allein nie gekommen.“
Kaeli lachte munter auf, Cecils umgängliche Art tat ihrer Seele unendlich wohl. Bei ihm fühlte sie sich nicht wie auf einer schwankenden Planke, die jeden Moment sinken könnte. Bei ihm schwebte kein Verhängnis unsichtbar in der Luft.
„Wenn ich richtig verstanden habe, ist Kaeli dein Name?“, meinte er beinahe beiläufig und gab mit sanftem Druck ihre Arme frei, damit er sich ihren Beinen widmen konnte. Hier begann er wesentlich behutsamer, nicht wissend, ob ihr der recht intime Kontakt zu viel Unbehagen verursachte.
Doch Kaeli kannte keine Berührungsängste. In ihrer Heimat bewegte man sich fast unbekleidet, da ließen sich Körperfühlungen kaum vermeiden. Und obwohl Cecils auffallend schöne Hände ein spürbares Prickeln unter ihrer Haut auslösten, war sie weit davon entfernt, Befangenheit zu empfinden.
Deswegen, und weil er ihr seit ihrer ersten Begegnung Vertrauen einflößte, fiel ihre Reaktion auf seine angedeutete Bitte um Informationen, offen und unbekümmert aus.
„Ein guter Zuhörer bist du. Schlussfolgern kannst du
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