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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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was zwei Schlussfolgerungen zuließ. Entweder Mayas Salbe wirkte äußerst nachhaltig oder Cecils Anwesenheit brachte ihre Adrenalinproduktion ausreichend in Schwung, um sie die Wunden vergessen zu lassen. Diese Tatsache weiter zu ergründen, um ein abschließendes Urteil zu finden, wertete sie jedoch als nichtig und somit überflüssig.
    Außerdem bot ihr Cecils Reaktion, die er mit einem humorvollen Zwinkern begleitete, eine perfekte Vorlage endlich ihr Verlangen nach Informationen zu stillen und den Nebel, der ihre Meinung über ihn umgab, endgültig zu lichten.
    Sie lehnte sich an einen glatten Felsen und fixierte ihn auffordernd.
    „Dann solltest du direkt beginnen deines einzulösen. Ich versichere dir, in uns interessierte Zuhörer zu finden.“
    Cecil lächelte Kaeli ein letztes Mal zu, bevor er seine Hände mit sanftem Druck aus ihren löste, vorsichtig bedacht, ihr keine neuen Schmerzen zu bereiten. Das Mädchen nickte, um auch ihre Aufmerksamkeit zu signalisieren.
    „Aber ich muss euch vorher warnen. Meine Geschichte ist weniger spannend, als ihr anzunehmen scheint.“
    „Dies zu entscheiden ist an uns. Die Logik gebietet jedoch, dass wir sie dazu zunächst kennenlernen müssen“, Sayas Konter war nicht ohne gereizte Schärfe, was ein vergnügtes Schillern in Kaelis Augen tanzen ließ. Auch Cecil verlor seine zurückhaltende Ruhe nicht, deutete seine Zustimmung lediglich mit einer leichten, in sein Schicksal ergebenen Verbeugung an.
    „Also gut. Wie du bereits heute morgen richtig erkannt hast, Saya, bin ich des Fliegens mächtig und dementsprechend natürlich kein Paxianer. Ich stamme aus dem Reich des Windes, wenn ich auch dort, meiner Erinnerung nach, nie gelebt habe.“
    Das Reich des Windes!
    Eines der wenigen Reiche, die für die Gelehrte immer einen besonderen Klang gehabt hatten – obwohl es gerade bei diesem Volk wenig Spezielles gab, was es den Sagen gemäß ausmachte.
    Ihr Lebensraum, ein labyrinthartiges Höhlensystem tief unter dem Ozean, der Paxias Fläche zu mehr als einem Drittel bildete, existierten sie ähnlich isoliert wie das Volk des Meeres oder des Himmels, obwohl sie keine nennenswert auffälligen körperlichen Attribute besitzen sollten.
    Und Cecils Erscheinung gab dieser These recht. Weder war er besonders groß oder klein, noch stach seine gebräunte Haut als erwähnenswertes Attribut hervor, noch wirkten seine Augen vergleichbar wandelbar wie Kaelis oder die der Angehörigen des Reich des Himmels. Genaugenommen unterschied er sich in keinster Weise optisch von einem gewöhnlichen Paxianer.
    Auch ihre Fähigkeiten wirkten, laut Sagen, ihrer Herkunft gemäß vorhersehbar und wenig spektakulär. Ihrer Macht oblag es, Stürme zu erzeugen, Einfluss auf das Wetter zu nehmen – schlicht, das Element Wind zu beherrschen. Das Fliegen schien bei ihren Eigenarten unvermeidlich, einzig ungewöhnlich in den Überlieferungen: Die wiederholten Erwähnungen geschärfter Sinneswahrnehmungskraft. Obwohl sie in der Finsternis beheimatet waren – natürlicher Lichteinfall dürfte in ihrer Umgebung kaum möglich sein, gab es keinerlei Hinweise bei ihnen auf Nachtsichtigkeit. Im Gegenteil.
    Ihre Augen sollten das am geringsten ausgeprägte Sinnesorgan sein, allerdings stark kompensiert durch die Sensibilität der anderen.
    Gehör und Geruch unendlich feiner, als das eines jagenden Tieres. Nerven von einer Empfindlichkeit, die eine Berührung unnötig machten.
    Ein Volk, welches, getrieben durch vollkommenes Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, seinen Instinkten folgend lebte.
    Und damit letztendlich den Sternwächtern nicht gänzlich unähnlich anmutete.
    Über ihre Charaktereigenschaften gab es leider keine Aufzeichnungen, aber Saya hatte immer vermutet, dass es sich bei ihnen um stürmische Wesenstypen handelte, mit einem schnellen Verstand und aufbrausendem Temperament.
    Offensichtlich ein Urteil, das einer gründlichen Korrektur bedurfte.
    Nichts an Cecil erweckte den Eindruck speziesgegebener Instabilität. Er strahlte Ruhe aus, umgeben von einer Herzenswärme, die nicht einmal ihr entging – wenn sie auch nicht die gleiche Anziehung verspürte, die er, vom ersten Augenblick seines Erscheinens an, auf Kaeli unübersehbar ausübte.
    Und er fühlte sich alles andere als wohl, im Mittelpunkt der temporären Aufmerksamkeit zu stehen. Seine Natur war also eher zurückhaltend und bevorzugte die Unauffälligkeit.
    Sayas Geständnis erfolgte unkontrolliert, provoziert durch diese unerwarteten

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