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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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schmunzelte bei dieser Erkenntnis.
    Fast zu perfekt dagegen seine gerade Nase und die dichten Wimpern, die halbmondförmige Schatten auf seine Wangen warfen. Auch sein Mund war von vollkommener Symmetrie. Ein seltsam schmerzhaftes Ziehen in ihrem Innern hielt Kaeli davon ab, diesem Attribut größere Aufmerksamkeit zu schenken.
    An diesem Punkt ihrer Betrachtung angekommen erwachten die anderen meistens, und sie rüsteten sich zum Aufbruch in eine weitere schwelende, glühende Nacht, die nur darauf zu warten schien, ihre Körper bei lebendigem Leib zu verbrennen.
    Wären sie die Hauptmahlzeit, so dachte Kaeli in einer erleichternden Aufwallung ironischen Humors, wären sie wahrscheinlich längst gar.
    Als Cecil irgendwann erklärte, die Wüste sei reichlich kühl geworden im Vergleich zu seinem letzten Besuch, starrten beide Mädchen ihn so entgeistert an, als hätte er soeben den Verstand verloren.
    Auch Saya litt unter dem Klima. Kaeli sah es ihr mit erschreckender Deutlichkeit an.
    Gerade zwei Nächte hatte es die Gelehrte geschafft, ihren desolaten Zustand zu verbergen, dann begann sie gleich Cecil und Kaeli zu trinken – nicht ganz so hastig, aber auch nicht nur einige höfliche Schlucke.
    Ab der dritten Nacht zog sie ihren Umhang nicht mehr aus, sogar die Kapuze trug sie weit ins Gesicht, um ihre Haut vom Wüstenklima zu isolieren. Da sie selbst keinerlei Wärme ausstrahlte, war ein Hitzestau nicht zu befürchten.
    Einige Nächte später half auch diese Maßnahme nicht mehr. Die flirrende Hitze bewegte sich wabernd vor ihren Augen, sie mussten den Kern des Gebirges erreicht haben oder unmittelbar über ihm stehen. Ein brodelnder Vulkan im Innern des Plateaus vielleicht.
    Niemand stellte mehr laut ausgesprochene Vermutungen an, ihre Kehlen brannten auch schweigend genug.
    Obwohl Saya nach wie vor das Tempo vorgab, gestand sie sich und ihren Gefährten zunehmend mehr Pausen zu. An Erholung war dabei jedoch nicht mehr zu denken.
    Cecil und Kaeli hielten tapfer Schritt. Keiner von ihnen wollte einen Moment länger als unbedingt notwendig verweilen. Keiner von ihnen verlor das Ziel aus den Augen.
    Es wäre kein Wunder, den Verstand zu verlieren, die Kontrolle über die verzweifelten Emotionen, eine allgegenwärtige Gefahr für die kleine Gruppe.
    Nichts dergleichen geschah.
    Sayas angeborene Disziplin einer Kriegerin, jede Widrigkeit, unabhängig ihrer Situation und Härte auszuhalten, gegen Schwächen anzukämpfen, verbot ihr den Wahnsinn. Wahrscheinlich existierte er nicht einmal in ihrer Natur. Sie nahm die Wüste wie einen guten Kampf, mit grimmiger Leidenschaft und dem ungebrochenen Willen zu siegen.
    Auch Kaeli bezwang sich mit erstaunlicher Leichtigkeit. Dank Cecil, der, wie ein Schatten an ihrer Seite, Schutz und Trost bot. Kaeli nahm ihn nur zu gerne an. Seine konstante Ruhe war ein weiterer Stimmungsstabilisator. Er kannte die Bergwüste und war auf ihre Gegebenheiten gefasst gewesen. Nichts an ihm verriet Schwierigkeiten mit seiner Umwelt.
    Beide Mädchen wussten das Opfer seiner Hilfe mehr und mehr zu schätzen. Für ihn wäre es ein Leichtes gewesen, nach seiner Landung und dem Verlust seiner Flugfähigkeit, den Weg in die andere Richtung einzuschlagen und das Gebirge auf der entgegengesetzten – der ertragbaren Seite zu verlassen. Nun stattdessen als ihr unerschütterlicher Führer zu fungieren, rechnete nicht nur Kaeli ihm hoch an.
    In Sayas Augen glitzerte anerkennende Achtung, und sie nickte ihm mit der Andeutung eines Lächelns zu, als sie an einem weiteren Morgengrauen ihren Rucksack abschulterte.
    Sie waren unerwartet auf eine Grotte gestoßen, deren Anblick Kaeli einen jubelnden Jauchzer entlockte, der die Fröhlichkeit in ihre türkisgrünen Augen zurückbrachte.
    Eine Tropfsteinhöhle.
    Wasser rann plätschernd über die felsigen Wände, tropfte widerhallend von den zahlreichen Stalaktiten in pfützenartige Vertiefungen in dem schwarzgrauen Steinboden. Kein Sandkorn weit und breit.
    Die sprudelnde Quelle in einer Seitennische lockte Kaeli begehrlich ihre Hände auszustrecken.
    Das Wasser war kalt!
    Ebenso die feuchten Wände.
    Ungläubig – der Gefahr einer Einbildung, verursacht durch das tödliche Klima bewusst, blickten die Mädchen sich an.
    Saya machte keine weiteren Umstände. Wie ein gefällter Baum sank sie zu Boden – mitten in eine ausgedehnte Wasserlache, die sie sofort kalt durchnässte. Sie hielt den wohlig erleichterten Laut nicht zurück und glitt unversehens in einen

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