Die Kinder Paxias
schlief.
Es gab Erfahrungen, auf die Kaeli mit Freuden verzichtet hätte. Die Bergtour war bereits eine gewesen, diese eine weitere, und Saya war deutlich anzusehen, dass es ihr diesmal vergleichbar erging.
Ihre anfängliche Hoffnung, die Nacht in der Wüste würde sich in ihrer Temperatur ertragbarer erweisen, hatte sich schnell ins Nichts verabschiedet.
Zwar brannte über Tag unbarmherzig die Sonne am Horizont eines wolkenlosen Himmels auf sie nieder, so war sie doch in ihrer Hitze nicht schlimmer, als der brodelnde sandige Boden unter ihren Füßen. Kein Stiefel der Welt bot ausreichend Schutz vor der sengenden Glut, die ihre Schritte schmerzhaft begleitete. Keiner von ihnen wunderte sich, bei der ersten Pause Brandblasen an seinen Füßen zu entdecken.
Das Atmen hatte Kaeli längst so gut wie eingestellt, Paxia dankend, dass sie nicht auf die Menge Sauerstoff eines normalen Bewohners angewiesen war. Jeder Zug brannte den gesamten, schier endlosen Weg in ihre Lunge, als stände sie in Flammen, dass sie ihn nur mit einem zischenden Laut überhaupt ertragen konnte.
Schweiß rann über Kaelis Körper. Immer wieder sorgte Cecil dafür, dass sie trank, um ihren Flüssigkeitshaushalt im Gleichgewicht zu halten.
Erstaunlicherweise gab es ausreichend Wasser auf ihrem Weg.
Wüste hin oder her, an nahezu jedem Berg gab es sprudelnde Quellen, die in Rinnsalen über den Stein flossen und schließlich am Boden verdampften.
Das Wasser selbst war meist kalt, so dass sich oft niedrige Nebelbänke zu ihren Füßen fanden.
Einige Male drohte ihr bei besonders intensiver Hitze der Kreislauf zu kollabieren, aber dann war Cecil wie herbeigezaubert an ihrer Seite und rieb ein kühlendes nasses Tuch über ihre Stirn, Wangen, den Hals und Nacken, bis ihre Lebensgeister wieder zum Leben erwachten.
Auf diese Weise erwies er sich wieder und wieder als ihr Retter in der Not, und sie konnte gar nicht anders, als sich zu ihm hingezogen fühlen – wollte sich auch nicht dagegen wehren.
Vor allem seine körperliche Nähe war es, die sie sobald es irgend möglich war, suchte – froh, dass er damit kein Problem zu haben schien. Sei es in der Nacht, wo er ihr durch seine bereitwillige Hand über manch schwierige, unwegsame Stelle half, ohne dass sie sie hinterher sofort freigab, oder während ihrer Ruhepausen, bei denen sich schnell ein Rhythmus geprägt hatte.
Jeden Morgen schlief sie todmüde und völlig unkontrolliert an ihn gelehnt ein – nur ihre Tätigkeit variierte dabei – mal essend, mal redend, sogar einmal beim Versorgen einer kleinen Blessur.
Am späten Nachmittag erwachte sie dann meist als erste, entweder halb auf Cecil liegend, sein Arm um ihre Schultern, ihre Hand an seiner Brust, oder mit dem Kopf in seiner Halsbeuge, ihr Arm umschlang seinen Hals, mit der Hand berührte sie seinen Nacken und die weichen schwarzen Haare.
Letztere Position favorisierte sie, denn da war sie nah genug an seiner Haut, um ihren unaufdringlichen Geruch wahrzunehmen.
Cecil schwitzte anscheinend nicht oder zumindest nicht genug, dass es für ihre Nase spürbar gewesen wäre. Stets haftete eine frische Sauberkeit an ihm. Lediglich der Duft einer Schattenblume, den sie bei ihrer ersten Begegnung bemerkt hatte, war nach und nach verschwunden. Vermutlich war sie Bestandteil seiner Seife, und eine gründliche Reinigung war an diesem Ort wirklich nicht möglich.
Auch sein Gesicht betrachtete sie gern, wenn er es nicht merkte.
Genau dazu nutzte sie die Zeit ihres frühen Erwachens, nie gelangweilt vom Studium seiner Züge, obwohl deren Regelmäßigkeit sie ihr schnell vertraut werden ließen.
Er war wirklich noch jung – vielleicht in dem Alter, in dem Saya vor etlichen Jahren stehengeblieben war, aber dennoch viele Jahrzehnte älter als sie selbst.
Seine Stirn, so sie unter den zausen Strähnen zu erkennen war, war hoch und glatt. Falten hatten sich noch nicht hinein gefurcht, obwohl seine Augen selbst bei einem Lachen seltsam ernst wirkten, als würde er sich um etwas – oder jemanden – sorgen. Vielleicht hatte er auch Schweres hinter sich.
Kaeli konnte es nicht einschätzen, denn immer wenn diese silbrigen Tiefen auf ihr ruhten, vergaß sie sogar notwendige Körperfunktionen wie das Atmen.
Wie sollte sie da in der Lage sein, ihn tiefer zu ergründen?
Jugendliche Rundungen wies sein Gesicht auch im Schlaf nicht mehr auf, es war von klarer Struktur mit einem auffallend eckigen Kinn. Er musste ein trotziges Kind gewesen sein. Kaeli
Weitere Kostenlose Bücher