Die Kinder Paxias
innerlich.
Es galt sich gegen eine Umwelt zu wappnen, zu der ihr das Erleben fehlte, welches die ausstrahlende Hitze eines Kaminfeuers weit übertreffen würde.
In Kaelis Augen spiegelte sich fragende Konfusion. Erst als eine stärkere Böe ihre Gestalt mit dumpfer Schwüle umströmte, formten ihre Lippen eine stumme Erkenntnis. Sie stöhnte mulmig.
„Eine Wüste ist wohl nicht ganz euer Klima“, schlussfolgerte Cecil sinnig und ein wenig besorgt.
„Die gewaltigste Untertreibung in meinem bescheiden unerfahrenen Leben“, entgegnete Kaeli, ohne Hoffnung, es bei dieser Unerfahrenheit zu belassen. Sayas Reaktion bestätigte ihren befürchteten Verdacht.
„Wir werden es ertragen.“
Die Gelehrte befestigte ihr Seil an einer stabilen Gesteinsspitze und schwang sich über den Rand des Vorsprungs in die Tiefe des letzten Felsabschnittes vor Erreichen der Ebene.
„Ich wünschte, ich wäre ebenso zuversichtlich.“
Kaelis genuschelter Bemerkung folgte keine laut ausgesprochene Klage. Vielmehr nutzte sie dieselbe Steinwucherung für den Halt ihres Seiles und folgte Saya ohne einen Blick nach unten zu wagen. Sie hatte schon vor etlichen Abseilprozeduren beschlossen, dass dieses Vorgehen gesünder für ihr Gemüt war.
Stattdessen fixierte sie lieber Cecil, der mit ruhiger Sicherheit den Weg meisterte. Er hielt sich meistens neben ihr auf – in greifbarer Reichweite, was ihr ein erleichterndes Gefühl verschaffte, als wäre sie unter seinem Schutz.
Ab und zu warf er ihr ein aufmunterndes Lächeln zu, was die Angst in ihren Augen, wenn auch nur temporär, zu stillen vermochte.
Nun, fast am Etappenziel angekommen, die intensive Hitze als irritierenden und aufreizenden Faktor spürend, lenkte sie sich mit der Beobachtung Cecils ab.
Sein Hemd war zu weit, um Muskeln unter den Ärmeln erkennen zu lassen – wenn auch sein breiter Rücken auf ein recht ausgeprägtes Vorhandensein selbiger schließen ließ.
Ganz anders seine Beine.
Die weiße Hose oberhalb der kniehohen Stiefel lag eng an seiner Haut. Bei jeder Bewegung zeichnete sich deutlich das Muskelspiel seiner Schenkel ab, zu kräftig, um noch als schlank definiert zu werden.
Er bot einen ungewohnten Anblick für Kaeli. Die Männer aus dem Reich des Meeres waren nicht nur um einiges kleiner, sondern auch von weitaus sehnigerem Körperbau – zierlich gegenüber Cecils Erscheinung, die ihr verwirrend erschien.
Und sehr sehr attraktiv.
Selbst die Betrachtung seiner Rückseite brachte sie hinreichend aus dem Konzept, dass sie erst merkte auf festem Boden zu stehen, als Saya sie aus dem Weg zog, damit auch das Objekt ihrer irrationalen Ablenkung mit einem gezielten Sprung zu ihnen stoßen konnte.
Geschafft.
Kaeli atmete hörbar auf, als ihr das bewusst wurde.
Vor ihnen lag die Bergebene.
Und die aufgehende Sonne sandte die ersten Strahlen über die Bergkuppen am Horizont. Das sanft glühende Licht ihrer Umgebung wich dem blendenden weißorange, welches einen neuen wolkenfreien Tag ankündigte. Es hinterließ lediglich eine schwache Erinnerung an das wundersame Naturschauspiel, das eine würdige Ursache für die Entstehung des Namens Brennende Berge war.
Warme Hände streiften ihre Taille und Kaeli keuchte auf, erschrocken über die aufwühlenden Wellen, die die seichte Berührung durch ihren Körper schickte. Ihr Herz pochte unruhig, nicht wissend, was es mit dieser unbekannten Reaktion anfangen sollte. Unwillkürlich wich sie zurück.
„Entschuldigung“, Cecil deutete ihre überrumpelte Abwehr falsch und ließ das Seil sofort fallen. Zeitgleich mit Kaelis Begreifen, dass er ihr lediglich helfen wollte, die geknotete Halterung um ihren Unterleib zu lösen.
Er selbst hatte seine Sicherung längst aufgewickelt und in seinem Rucksack verstaut. Saya war noch dabei, ihr Seil ordentlich zu einer Acht zusammenzubinden.
Ihrer Erkenntnis folgte zerknirschte Reue. Bittend nahm sie seine Hand.
„Ich entschuldige mich. Ich war mit meinen Gedanken woanders, deshalb habe ich deine Absicht nicht sofort verstanden. Aber gebrauchen kann ich deine Hilfe wirklich. Ich denke nicht, dass ich mich allein befreien kann.“
In Cecils Augen spiegelte sich Verständnis. Schmunzelnd trat er wieder zu ihr. Diesmal war sie vorbereitet.
Denn eigentlich gefiel ihr seine Nähe, sie fühlte sich wohl, wenn sie die ausstrahlende Wärme seines Körpers an ihrer Haut spürte. Sie war nicht unangenehm, wie die Hitze der vor ihnen liegenden Wüste – eher beruhigend. Und das war eine
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