Die Kinder Paxias
nötig“, wehrte sie dementsprechend vehement ab.
„Spätestens um Mitternacht würdest du kriechen. Ich dagegen merke das Gepäck nicht einmal.“ Sie hatte Schwerter geführt, wesentlich schwerer als beide Rucksäcke zusammen.
„Wie du meinst“, Kaeli erhob sich. „Machen wir uns auf den Weg?“
Cecils Gesicht erschien um die Ecke.
„Der Himmel färbt sich.“
Beim Klang seiner Stimme, zuckte das Mädchen ein wenig, behielt sich aber völlig in der Gewalt. Erst zögernd, dann mit entschlossenem Schritt, marschierte sie an Cecil vorbei, ohne ihn anzusehen.
„Na dann los. Ich will endlich weg von hier.“
Sayas forschender Blick bohrte sich in den des Mannes, sie meinte eine leise Unsicherheit und Schmerz darin zu erkennen – war sich aber nicht sicher.
Stumm folgte sie Kaeli, Cecil seinen Rucksack mit warnender Wucht in den Magen drückend, dass er ein stöhnendes Keuchen nicht unterdrücken konnte, diese implizite Drohung aber widerstandslos akzeptierte.
Kaelis munteres Geplauder blieb aus.
Obwohl sie sich in den vergangenen glühend heißen Nächten ausschließlich schweigend fortbewegt hatten und an die Stille gewöhnt sein sollten, hatte Saya fest damit gerechnet, dass das sprudelnde Wesen des Mädchens wiederauferstand, sobald die Umgebungstemperatur einen erträglichen Pegel erreicht hatte.
Doch sie musste verwundert feststellen, dass dem nicht so war.
Sonst hatte Kaeli zumindest mal eine Frage gestellt, oder einen besonders unwegsamen Pfad kommentiert. Selbst diese Kleinigkeiten fehlten diese Nacht.
Außerdem war sie peinlich genau darauf bedacht, einen Sicherheitsabstand zwischen sich selbst und Cecil zu halten.
Entweder hielt sie sich neben ihr oder sogar einige Schritte als Nachzüglerin hinter ihr.
Saya grübelte über mögliche Ursachen Kaelis Veränderung und durchpflügte ihre Erinnerungen, den Vortag noch einmal genau analysierend.
Aber sie kam zu dem Schluss, dass, was immer vorgefallen sein mochte, während ihrer Schlafphase geschehen sein musste.
Cecil selbst war auf den ersten Blick nichts anzumerken, seine ruhige Freundlichkeit hatte sich ebensowenig verändert wie seine Hilfsbreitschaft.
Auch Kaeli gegenüber nicht.
Sie mussten einen kleinen Berg erklimmen, der durch seine grobsandige Oberfläche an einigen steileren Stellen nicht trivial war. Sie verloren einige Male den Halt und rutschten mit den Füßen ab, aber waren geistesgegenwärtig genug, sich rechtzeitig irgendwo festzuhalten.
Wiederholt bot Cecil an solchen Stellen Kaeli die Hand, wie es eigentlich zur Gewohnheit geworden war.
Doch sie reagierte anders.
Sie wich ihm aus. Anders war ihre Ignoranz nicht zu definieren, mit der sie seine Gesten ablehnte.
Die Bögen, die sie um seine beständigen Hilfsversuche machte, wurden von Mal zu Mal größer. Hätte es einen Parallelweg gegeben, Kaeli hätte diesen gewählt, daran zweifelte die Gelehrte nicht. Aber sie sah auch die kurzen Momente, in denen Cecil seine Miene nicht unter Kontrolle hatte, erkannte die schmerzliche Verärgerung und das Bedauern. Wenn sie es auch nicht verstand.
Gegen Mitternacht, mit Verlassen der Wüste, resignierte Cecil scheinbar.
Immer einige Schritte vor den Mädchen, übernahm er die Führung, den indirekt eingeforderten Abstand von Kaeli akzeptierend.
Als der Boden zunehmend härter, felsiger wurde und sich von sandbraun in schwarzgrau wandelte, die Luft nicht mehr aus stehender, trockener Wüstenglut bestand, sondern sie in frischen Windzügen umwehte, erblickte die Gruppe erstmals seit langen Nächten wieder grüne Pflanzen. Selbst wenn es erst nur vereinzelt ein paar Büschel Steppengras waren.
Diese grünen Farbflecken inmitten der Öde bedeuteten eine wunderbare Abwechslung nach dem monotonen Braun der sandigen Wüstenpfade.
Bald stießen sie auch auf einige karge Büsche und wuchernde Kakteen, die sich teppichartig auf dem Grund ausbreiteten.
Die Stacheln waren spitz genug, sich ohne weiteres durch die Sohlen in die blanken Füße zu bohren. Eine Erfahrung reichte aus, um sie mit einiger Vorsicht auftreten zu lassen.
Wiederholung definitiv nicht erwünscht.
Nach Cecils Aussage waren die dickfleischigen Blätter, von den Stacheln befreit, essbar, aber Kaeli empfand keinerlei Verlockung, sie zu probieren, und Saya hatte nur ein angewidertes Naserümpfen für die Vorstellung, so etwas Wehrhaftes zwischen den Zähnen zu spüren.
Also blieb Cecil der einzige, der geschickt zupfend die Pflanze erntete und unterwegs
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