Die Kinder Paxias
kurz auf nickende Zustimmung.
„Das Feuerreich besteht aus einem komplexen, weitläufigen Höhlensystem, das im Innern und unterhalb dieses Gebirges verläuft.
Da ihr die Bergwüste – oder die Brennenden Berge – bezwungen habt, werdet ihr eine Vorstellung von der Hitze im Untergrund erhalten haben.
Mein Volk ist auf diese Hitze angewiesen, sie ist für seine Existenz unentbehrlich.
Im Westen und Norden wird sie von unterirdischen Vulkanen genährt, dessen Lavaflüsse und Seen die Grotten erhellen. Das Zentrum und der Süden werden von Feuerwäldern dominiert, die zahlreiche brodelnde Gewässer bewahren. Im Westen schließlich, treffen sich alle Hitzequellen zu einem paradiesischen Ganzen. Die Verbindungsgänge zwischen den einzelnen Gebieten erhalten ihr ewiges Glühen durch die Sturmzyklen der Feuersbrünste.
Vor einem Jahr dann verlängerten sich die Intervalle der Ruhephasen kontinuierlich, bis aus dem hellroten Glühen ein schwächendes Glimmen wurde.
Irgendwann blieben die Stürme ganz aus, die Gänge erloschen, und die Gebiete separierten sich.
Etwa sechs Monate ist es her, da sich im Westen Botschafter aller Bereiche sammelten, mit niederschmetternden Nachrichten. Die Vulkane hatten begonnen zu erstarren, und große Teile der Feuerwälder lagen in Dunkelheit. Einzig der Westen erstrahlte weiter im feurigen Glanz, und der damalige Herrscher entschied, dass das gesamte Volk sich dort einfinden sollte.
In kurzer Zeit wurde Platz geschaffen. Geschätzte zweitausend Angehörige mussten auf engem Raum verteilt werden.
Leider erwiesen sich diese Bemühungen als unnötig. Der Weg durch die erkalteten Höhlen schwächte die Reisenden. Senioren, Babies, Kranke – kaum einer von ihnen überlebte.
Ich habe Wochen gebraucht, alle Leichen ihrer letzten Ehre zuzuführen.
Und dann folgten weitere verheerende Katastrophen.
Auch unser westliches – letztes – Gebiet verlor an Kraft. Und mit ihm schwand unsere Macht endgültig.
Das Ereignis, welches wir das große Sterben nennen, hatte begonnen.
Der letzte Schicksalsschlag, der Tod unseres geliebten, hoch verehrten Herrschers vor zwei Monaten, hat mein Volk in Resignation gestürzt.
Heute sind von uns nur noch ein Zehntel übrig, die wir verteilt auf zwei kleinen Höhlenkomplexen leben, in denen ausreichend Hitze zum Vegetieren verblieb. Für die Starken unter uns.
Doch ich frage mich wie lange es dauern mag, bis die Situation weitere Verschlechterung erfährt?
Ich habe Angst um den Fortbestand meines Volkes. Aber meine Sorge gilt nicht nur dem Feuerreich allein, sondern der Gesundheit ganz Paxias.
Soll mein Reich wirklich dem Untergang geweiht sein, oder gibt es auch weitere Geschehnisse in anderen Reichen, die davon zeugen, dass Paxias Gleichgewicht der Mächte in Gefahr ist?
Mein junger Herrscher hat mir endlich erlaubt, die Höhlen zu verlassen, um Ursachenforschung zu betreiben - nun, da wir einen Weg entdeckt haben, eine Stagnation des Verfalls herbeizuführen.
Dank der Hilfe der Waldelfen ist seit meiner Rückkehr aus Biran niemand mehr verendet.“
Plötzlich brach hektisches Durcheinander los.
Mit dem gleichzeitigen Aufschrei beider Mädchen prasselte eine Fragenflut über den armen Gelehrten los, der angesichts des Chaos verwirrt innehielt.
„Biran?“
„Warte, warte, warte!! Sagtest du gerade Biran?“
„Du warst in Biran?“
„Wann?“
„Wie?“
Mehrfach öffnete Arn den Mund, um eine Antwort zu versuchen, klappte ihn dann jedoch resigniert wieder zu. Seine Stimme kam gegen die laute Aufregung nicht an.
Mit einiger Bestürzung blickte er schließlich hilflos zu Cecil, für jeden möglichen Rat dankbar, den dieser entbehren konnte.
Es schien unglaublich, denn Cecil blinzelte ihm nur grinsend zu, Daumen und Zeigefinger an den Mund führend.
Ein ohrenbetäubender Pfiff brachte jedes Geräusch zum Verstummen.
Konsterniert und einigermaßen sprachlos beäugten drei Augenpaare den schrillen Verursacher.
Cecil zeigte sich unbeeindruckt.
„Beruhigt euch endlich. Wie wollt ihr denn an Informationen kommen, wenn ihr Arn nicht zu Wort kommen lasst?
Ich bin sicher, er ist durchaus bereit alles weiterzugeben, was er selbst über Biran weiß.
Also lasst es ihn doch bitte versuchen.“
Seine ruhige unbestechliche Logik verfehlte die Wirkung auf die beiden aufgebrachten Mädchen nicht. Sie signalisierten ihre Zustimmung dadurch, dass sie sich stumm – fast statuenhaft - von Cecil zu Arn wandten – erwartungsvoll.
Einzig Sayas
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