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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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vielleicht an der Zeit, dass du aus dir selbst herauswächst.“

Kapitel 12
    Sie liebte ihn. Diesen Schwebezustand zwischen Schlaf und Erwachen.
    Diesen unglaublich friedlichen Moment absoluter Entspannung, in dem weder Traum noch Realität existierten.
    Diese winzige Zeitspanne des Wissens um das fehlende Bewusstsein – bevor der Puls schleichend anstieg, wie ein Antrieb für Körper und Geist, sich dem Hier und Jetzt zu stellen.
    Und dem sie sich – obwohl es vergeblich war – gerne zu widersetzen pflegte.
    Doch nicht dieses Mal.
    Seit langen Wochen erwachte sie abrupt, wie ein Schrecken, der ihr Herz zum Rasen brachte und sie brutal in die Wirklichkeit schleuderte, ähnlich der Welle, mit der das Meer sie grausam ihrer Heimat beraubt hatte.
    Nun war sie viel zu dankbar für ihren trostreichen Dämmerzustand, um dessen unaufhaltsamem Weichen Widerstand entgegenzubringen.
    Wärme hüllte sie ein und ein trügerisches Gefühl der Sicherheit, dem sie nicht trauen wollte, nun da ihre Erinnerungen zurückkehrten und sie ihre Umgebung wahrzunehmen begann.
    Mühsam versuchte sie die Ereignisse der vergangenen Tage in ihrem Kopf zu sortieren, um ihre letzten Momente vor dem Einschlafen zu finden, ihre letzten bewussten Gedanken.
    Doch ihr Geist erwies sich als zu schwerfällig, machte die selbstgestellte Anforderung zu einem mühsamen Unterfangen.
    Ein Sonnenstrahl kitzelte ihre Nase.
    Mit einem unwilligen Murmeln versuchte sie ihm auszuweichen, aber irgendwie steckte sie fest.
    Schließlich gab sie auf, öffnete die Augen und – verstand.
    Sie lag in Cecils Armen, fest umschlungen an seiner Brust. Ihr Kopf ruhte auf seinem Oberarm, sein anderer Arm umfasste ihre Mitte. Sein Gesicht war ihr zugeneigt – er schlief fest.
    Kaeli spürte seine regelmäßige Atmung seinen Brustkorb heben und senken, sein Herz schlug mit ruhiger Langsamkeit unter ihrer Hand.
    Sie bemühte sich zu begreifen, wie diese Situation entstanden war. Sie konnte sich nicht erinnern.
    Alles was sie wusste war, dass sie in einem weichen, wunderbar sauber duftendem Bett eingeschlafen war – allein.
    Cecil hatte ihr einen erholsamen Schlaf gewünscht und sich in das andere Bett begeben.
    Sie hatten beide kaum mehr stehen können und hastig etwas Brot verschlungen, bevor sie Zuflucht unter den Decken gesucht hatten.
    Cecil war zuerst eingeschlafen. Es war sein gleichmäßiges Atmen gewesen, was sie endlich in die Tiefen des Schlafes geführt hatte.
    Und nun lag sie in einem Bett mit ihm.
    Ihr geheimer Wunsch, den sie nicht auszusprechen gewagt hatte in Anbetracht seiner eigenen Erschöpfung und seiner unberechenbaren Reaktionen, die sie nicht nur Abweisung sondern auch Verlassenheit hatte fürchten lassen.
    Dies schien das einzige zu sein, vor dem sie tatsächlich noch unüberwindbare Angst zeigte: Isolation.
    Alles was sie nun fühlte war warme Geborgenheit. Der lindernde Trost dieses Gefühls ließ sie die Frage nach dem Warum beiseite schieben. Sie erlaubte sich einen Moment des Versinkens, überflutete ihre Sinne mit all der Zuneigung ihrer schüchternen Liebe und den vielen unverstandenen und namenlosen Emotionen, die Cecils Umarmung in ihr auszulösen vermochten. Sie gab sich ihrer schmerzlich vermissten Betrachtung seiner schlafenden Züge hin und wagte sich dieses eine Mal sogar einen Schritt weiter.
    Das Bedürfnis ihn zu berühren war stärker als die Sorge vor der Konsequenz seines Erwachens. Sie hob mit vorsichtiger Langsamkeit ihre Hand von seiner Brust. Mit angehaltenem Atem strich sie behutsam die wirren Haare von seiner Stirn, bevor sie zögernd ihre Finger darüber gleiten ließ. Seine Haut war wärmer als ihre und überraschend weich.
    Sanft erkundete sie sein Gesicht, zeichnete den Schwung seiner Brauen nach, tastete über die stoppelige Beschaffenheit seines Kinns und der Wangen, deren dunkler Schatten auf die Notwendigkeit einer Rasur hinwies und genoss das eigenartige Prickeln, das, von ihren Fingerspitzen ausgehend, ihren gesamten Körper lebendig machte.
    Unfähig dem Drang zu widerstehen, umfasste sie seine Wange und hob ihr Gesicht zu seinem empor.
    Ihr Kuss war zart, wie ein Hauch. Obwohl dicht daneben, berührten ihre Lippen nicht die seinen, und doch spürte sie ein schmerzhaft süßes Ziehen in ihrem Leib.
    Eine große Hand bedeckte ihre, und Kaeli keuchte erschrocken auf.
    Cecil war unter ihrer Liebkosung erwacht. Lider hoben sich über sturmgrauen Augen, aber als ihre Blicke sich trafen, lächelte er voll warmer

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