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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Verhängnis bedeutete.
    Als nun völlig unerwartet die klare Stimme der Gelehrten ungedämpft die Stille der Nacht durchbrach, zuckte sie zutiefst erschrocken zusammen.
    „Wie kommst du dazu, an der Oberfläche ein gewöhnliches Kind in den Sagen Paxias zu unterrichten?
    Von deiner Erscheinung her, kannst du unmöglich alt genug für eine Lehrerin sein.“
    „Bei Paxia nein!“, Kaeli lachte fröhlich auf.
    Wie wesenlos fiel die Sorge von ihr ab und wich ihrer munteren Unbekümmertheit, mit der sie bereitwillig ihren Status erklärte.
    „Im Gegenteil, ich bin selbst noch Studentin. Als jüngste von siebzehn Geschwistern, werde ich zu Hause noch wie ein Kind behandelt.
    Irgendwie ist Cassia für mich mein Ausgleich in Form einer kleinen Schwester geworden, und an ihr ist nichts gewöhnlich. Dieses Mädchen ist mit so viel wacher Intelligenz gesegnet, dass es mir viel Freude macht mein Wissen an sie weiterzugeben.
    Auch wenn es sehr mangelhaft ist. Von den Sternwächtern habe ich nie vorher etwas gehört.“
    „Mir scheint die Mystik meines Volkes ist ein allgemein verbreitetes Problem“, murmelte Saya unwillig genug, um den Verdacht in Kaeli zu erwecken, dass dies etwas war, mit dem die Gelehrte nicht gerechnet hatte.
    Aber auch nicht bereit war, mit einer Außenstehenden zu erörtern. Ein Beweis für ihre These, erübrigte sich mit Sayas folgender und eindeutig ablenkender Frage. Wenn es Kaeli auch nicht klar war, ob wirkliches Interesse in dieser verborgen lag.
    „Was ist mit deinen Eltern? Sind sie mit deiner Beschäftigung an Land einverstanden?“
    „Sicher nicht“, wehrte das junge Mädchen entschieden ab, ein verschmitztes Funkeln veränderte ihre Augen. „Wenn sie mit dieser Tatsache vertraut wären......... Aber bisher habe ich sie erfolgreich in ihrer Ahnungslosigkeit belassen.“
    „Dann werden sie mittlerweile sicher nach dir suchen“, stellte Saya erstaunlich ruhig fest und brachte ihr ihre Achtlosigkeit ungewollt schmerzhaft in Erinnerung.
    Bedrückt verdunkelte sich ihr Blick, und sie starrte traurig ins Leere.
    „Sie müssen sich große Sorgen machen.“
    Nachdenkliche Stille und ihr verhaltenes Tempo bezeugten den raschen Stimmungsumschwung des kindlichen Meereswesens, das keinen Versuch unternahm, gegen den Trübsinn anzukämpfen. Ein Strudel der Sehnsucht, Trauer, Ärger und Enttäuschung tat sich vor ihr auf, dem sie widerstandslos entgegentrieb. Ihr belastetes Gewissen blockierte Kraft und Entschiedenheit, überschwemmte sie regelrecht.
    Kaeli registrierte die Tränen nicht einmal, die ihr Gesicht benetzten. Und ihr salziger Geschmack, den diese auf ihren Lippen hinterließen, intensivierte ihr kummervolles Heimweh noch.
    Aber leider brachte auch die tiefst empfundene Reue sie ihrer Heimat keinen Fuß näher. Sie war ausgestoßen. Eine Verbannte.
    Aus welchen Gründen auch immer.
    „Wer weiß, vielleicht beschäftigt sie ihr gegenwärtiger Machtverlust genug, dass dein Verschwinden noch nicht aufgefallen ist.“
    Es war ein ungeschickter Versuch Sayas ihr Trost zu spenden.
    Von Stein war dieses Wesen also nicht – ein beruhigender Gedanke.
    Und ihr Argument war stark genug, Kaeli ihrer Verzweiflung zu entreißen und in die Realität zurückzubringen.
    Mit beiden Händen trocknete sie ihr Gesicht, innerlich über ihre mangelnde Beherrschung fluchend und nahm den ausholenden Schritt wieder auf, der ihr die Ankunft in der Hauptstadt in den nächsten Stunden versprach.
    Selbstmitleid war ein weit gefährlicherer Gegner, als sie am Vortag hatte vermuten können. Sie durfte es nicht nochmals dazu kommen lassen, ihm die Nahrung geradezu entgegenzuschleudern.
    Sie drängte ihre negativen Gefühle in die hinterste Bewusstseinsecke, wo sie sie so lange als nötig zu ignorieren entschlossen war.
    Ihre Augen veränderten sich zu altem Schimmer.
    „Wenn sie mich an der Oberfläche vermuten, wird meine Mutter wissen, wohin mein Weg mich führt“, erwiderte sie endlich auf Sayas beruhigend gemeinte Worte. Und es war ihre wirkliche Überzeugung.
    Sie bewegte sich neben die Gelehrte und suchte deren Blick.
    „Ich danke dir für die mentale Ohrfeige. Die habe ich wirklich gebraucht.“
    Saya nickte schweigend. Kaeli gefiel die kommentarlose Akzeptanz.
    Sie fasste den Mut ein anderes Thema anzusprechen und eine klärende Richtung einzuschlagen, in der Hoffnung, die Weggefährtin in dieser Nacht zugänglicher zu finden.
    „Warum willst du in die Hauptstadt? Ich nehme nicht an, deine Mutter hat dich

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