Die Kinder Paxias
entlocken vermocht hatte war, dass sie seit einigen Wochen in unbekannter Mission auf Paxia weilte und diese wegen einer lähmenden Verletzung nun erst endgültig hatte antreten können.
Sayas innerliches Seufzen als Reaktion auf ihr einleitendes Ansprechen, las sie ihr förmlich von Gesicht ab.
Ein belustigtes, wissendes Lächeln glitt über ihre Züge, setzte sich in dem funkelnden Türkis ihrer Augen munter fort.
Trotz ihres sprudelndes Wesens, war sie sensibel genug zu begreifen, dass Konversation als Aspekt des allgemeinen Umgangs miteinander, nicht im Charakter ihrer Reisegefährtin lag.
Da diese sich auch nicht weiter rührte, gab Kaeli ihre Hoffnung auf eine zumindest höflich ablehnende Antwort schnell auf und überlegte, ob sie sich nicht doch die verdiente Ruhe eines tiefen Schlafes gönnen sollte.
Aber Saya überraschte sie.
„Lass es mich so formulieren: Ich bevorzuge die Konzentration aufs Wesentliche. Ein Austausch banaler Nichtigkeiten bleibt mir so erspart.“
Kaeli fühlte keine subtile Beleidigung in der knappen Aufklärung, nur eine ehrliche Wiedergabe der Realität.
Auch wenn sie von anderer Art war, wusste sie die lakonische Direktheit der Gelehrten zu schätzen. Saya würde nie einen Zweifel ob ihrer Denkweise und Emotionen entstehen lassen, weil ihr die Gefühle ihres Gegenübers und die Schonung derselben gleichgültig waren.
Rücksichtnahme auf das Wohlbefinden eines anderen zu ihren Lasten, schien ihrer Herkunft absolut fremd. Das machte ihre Aktionen vorhersehbar in ihrer Verlässlichkeit. Dagegen fand Kaeli nichts auszusetzen, auch wenn diese Tatsache es ihr schwer machen sollte, Saya sympathisch zu finden.
Sie spürte das unwiderstehliche Verlangen, auf die unüberhörbar abweisenden Worte mit einer kleinen Provokation zu reagieren.
Vielleicht, um ihre Grenzen bei der Gelehrten kennenzulernen.
„Dann ist eure Definition von wissenschaftlicher Erfahrung nur zweidimensional, beschränkt auf das bereits geschriebene Wort.
Hier auf Paxia wirst du umdenken lernen müssen und deine Forschungsmethoden um den Dialog ergänzen.
Wer weiß, vielleicht wirst du dann diejenige sein, die einst die sagenhaften Schriften zu erweitern vermag.“
Eigentlich hätte das Mädchen eine heftige Erwiderung erwartet, einen Temperamentsausbruch in irgendeiner Form.
Doch nichts dergleichen geschah.
Saya verschränkte lediglich die Arme hinter dem Kopf, die Augen schließend, aber Kaeli wusste instinktiv, dass die Gelehrte nicht schlief, sondern über die unkommentierten Aussagen sinnierte.
Sie selbst wurde allerdings von ihrer Müdigkeit übermannt. Sobald sie, den Kopf in der Armbeuge ruhend, eine liegende Position einnahm, ergriff der notwendige Schlaf von ihr Besitz.
Kapitel 18
Sie fühlte sich beobachtet.
Mitternacht war lange vorbei und sie bereits seit dem frühen Abend wieder unterwegs – in einem noch beschleunigteren Wandertempo.
Sofern es überhaupt möglich war, dies noch als Wanderung zu bezeichnen. Kaeli war kurz davor, es als Dauerlauf zu verstehen.
Die Schwere der Fortbewegung außerhalb des Wassers, verbunden mit ihrer Verletzung, belasteten ihre Beine ausreichend, um immer wieder stechend schmerzende Krämpfe zu erzeugen.
In diesem Augenblick, wie auf Kommando, spürte sie auch schon wieder das bedauerlich vertraute Ziehen in ihrer Wade einen weiteren ankündigen.
Das Aufstöhnen unterdrückend, biss sie die Zähne zusammen, um sich nichts anmerken zu lassen. Eine innere Stimme verriet ihr, dass Saya nicht eben beglückt über eine wehleidige Jammergestalt wäre, und sie selbst bevorzugte den Frieden mehr, als eine widerwillig zugestandene Rast.
Frustriert über den nun heftig einbrechenden Schmerz, stampfte sie mehrfach mit dem Fuß des geschundenen Beins auf, bis nur noch ein dumpfes Pochen ihrer Muskeln verblieb.
Saya hatte sie auch bei diesem Geschehen unausgesetzt observiert – sie wusste es.
Kaeli spürte die stummen Blicke ihren Rücken durchbohren.
Ihre Wahrnehmungsfähigkeit war sicher nicht überdurchschnittlich ausgeprägt, aber dieser Eindruck ließ sich nicht einfach wegspülen.
Bereits seit Wiederantritt ihres Weges, schienen die feinen Haare ihres Nackens in ihrem aufgerichteten Zustand und dem damit verbundenen, wellenartig rieselnden Prickeln, sie zur Wachsamkeit zu mahnen. Ihr Körper verblieb regelrecht in Dauerspannung, und sie harrte des Moments, da Saya ihr unbestimmtes Verhalten endlich aufklären würde.
Hoffend, dass es nicht ihr
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