Die Kinder Paxias
Belustigung nicht zurückdrängen. „Ich bin mit Paxias Sagen vertraut genug, einen Angehörigen des Meeresvolkes zu erkennen, wenn ich ihn vor mir sehe.
Bedauerlicherweise gilt das momentan nicht für das Meer selbst, wie mir scheint.“
Der trockene Kommentar entlockte Kaeli ein humorvolles Auflachen. Das Kind an ihrer Seite zuckte erschrocken zusammen.
„Sehr passend. Du ahnst wahrscheinlich nicht einmal, wie präzise dein verbaler Treffer war.“
Cassias Schläfrigkeit war wie weggeblasen, sie blickte mit empörter Verständnislosigkeit zu Kaeli auf.
„Wie kannst du darüber lachen? Du hättest sterben können!“
Kaeli legte sanft eine Hand auf die des kleinen Mädchens, in ihrer Miene stand eindringlicher Ernst.
„An dem Tag da ich mein Lachen verliere, verliere ich mich selbst, Cassia – egal wie schlimm und ausweglos meine Situation erscheint.“
„Und wie schlimm und ausweglos ist deine gegenwärtige Situation?“, griff Saya, das Thema ergreifend, nachhakend auf.
Kaeli zuckte die Schultern.
„Das Meer hat mich abgestoßen – soviel ist sicher.
Warum? - Ich habe nicht die leiseste Idee.
Wann nimmt es mich wieder auf? - Ich habe nicht die leiseste Idee.
Aber ich habe vor es herauszufinden.“
Die ruhige Entschlossenheit in Kaelis Stimme überraschte nicht nur Saya. Cassias Augen formten sich kugelrund.
„Und wie?“
Die Kleine fühlte einen aufmunternden Druck ihrer Hand, bevor Kaeli diese freigab, sich mühsam aber ohne Bewegungseinschränkungen erhebend.
„Zuallererst werde ich ein angemessenes Gewand anlegen. Das paxianische Volk wird meinen Geist für getrübt halten und mich auf ein Krankenlager zwingen, wenn ich so durch ihre Welt wandere.“
Die beiden am Feuer zurückgebliebenen beobachteten stumm, wie sie zur Truhe wanderte und nach kurzem Wühlen ein helles Stoffbündel herauszerrte.
Ein Schweigen, welches nicht lange andauern sollte. Noch bevor Kaeli auch nur ihre Intimbandagen gewechselt hatte, platzte Cassia in ungeduldiger Spannung hervor.
„Wo willst du denn hingehen?“
Beschäftigt mit dem Kampf in die ungewohnten Bekleidungsmassen, antwortete Kaeli nicht gleich.
Vielmehr ließ sie die beiden unverkennbar Neugierigen warten, bis sie mit einem weißen Cape über dem Arm zu ihnen zurücktrat.
Das bodenlange gleichfarbige Kleid, welches sie nun trug, war aus einem nass glänzenden, fließenden Stoff gefertigt und an der hohen Taille, am halbrunden Ausschnitt, sowie an den dreifach geteilten, langen Ärmeln mit einem breiten grünblauen Band abgesetzt. Am Ausschnitt waren winzige Kristalle befestigt, die wie Wassertropfen bei jeder Bewegung funkelten.
Kaeli erweckte in diesem Gewand den Eindruck, als wäre sie direkt dem Meer entstiegen. In Anbetracht ihrer Herkunft durchaus passend, wie Saya im Stillen fand. Ihre Haare hatte sie an den Seiten mit Muschelkämmen hochgesteckt, dass sie ihr nicht länger wirr ins Gesicht hingen, sondern in einer Kaskade seidiger Wellen bis zu ihrer Hüfte fielen.
„Ich werde mich unverzüglich auf den Weg nach Resus begeben. Bei strammer Wanderung bin ich in zwei Tagen am Ziel.“
Saya musterte sie nachdenklich abwägend, ihr Verstand begann zu arbeiten. Das Meereswesen machte einen erfreulich konsequenten, widerstandsfähigen Eindruck.....
Cassia zerstörte ihren konzentrierten Gedankengang.
„Warum willst du in die Hauptstadt, Kaeli?“
„Meine Mutter war vor Jahrzehnten mit dem Ratsvorsteher bekannt. Sie riet meinen Geschwistern und mir, uns im Falle eines Notfalls an ihn zu wenden, falls uns der Weg nach Hause aus einem undefinierten Grund versperrt sein sollte.
Und meine Lage kann man ja wohl passend als Notfall deklarieren.
Ich hoffe nur er lebt noch, denn ich habe keine Ahnung wie alt er mittlerweile ist.“
Sayas Entschluss stand fest. Sie richtete sich ruckartig auf, während Kaeli das Cape um ihre Schultern schwang und am Hals zuband.
„Wir haben denselben Weg, Kaeli, wenn du deine Wanderung in der Nacht planst.“
„Alles andere wäre meinen Augen wohl nicht sehr zuträglich. Ich nehme an sie sind nicht weniger lichtempfindlich als deine“, mit einem munteren Lächeln betrachtete das Mädchen Sayas schimmernde Tiefen.
„Also werden wir für einige Zeit Weggefährten sein.“
Saya quittierte die bereitwillige Zustimmung mit einem knappen Nicken, ihr galt es noch einige Spielregeln zu klären.
„Damit eins klar ist zwischen uns: Keine Hypnose!
Im Gegenzug werde ich dir gegenüber auf jegliche
Weitere Kostenlose Bücher