Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
Vom Netzwerk:
ihr endlich dazu, mit auftosender Kraft die Augen zu öffnen. Eine einfache Handlung, die sie nun an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit brachte.
    Das Feuer war weiter weg, als sie vermutet hatte. Ganz am Ende des Raumes konnte man ein schwaches Leuchten entdecken, wahrscheinlich befand sich dort ein Kamin. Ihr Blick glitt suchend weiter. Auch in der Dunkelheit hatte sie keine Schwierigkeit, jede Einzelheit zu erkennen. Das Zimmer war sehr groß, mit mehreren riesigen Fenstern in den rohen Steinwänden, die sicher für eine fast unbegrenzte Aussicht konstruiert worden waren.
    Oder unbegrenzte Kontrolle?
    Eine These, mit der sie sich bei Gelegenheit befassen würde.
    Ein großer polierter Holzschrank und eine Sitzgruppe entgingen ihrer Aufmerksamkeit ebensowenig, aber da auch sie nicht dem Ziel ihrer Suche entsprachen, schenkte sie ihnen keine weitere Beachtung.
    Es war anstrengend, aber es gelang ihr, den Kopf ein wenig zu drehen, so dass sie zu ihrer Linken endlich die Ursache des Raschelns erblickte.
    Ihre Panik ließ spürbar nach. Es war nur eine einzelne Person, ein Mann, und er schlief.
    Wahrscheinlich war das Rascheln seiner Kleidung einem Positionswechsel zuzuschreiben, soweit das auf dem kleinen Sessel möglich war.
    Wo immer sie sich auch gerade befand, dieser Mann hatte offensichtlich die Aufgabe sie zu bewachen.
    Dies war ihre Schlussfolgerung, und sie maß den Fremden abschätzend und auch ein wenig verächtlich. Er war groß, wenn auch kein Riese und recht muskulös, zumindest soweit sie das aus seiner halb liegenden Stellung erkennen konnte. Viel älter als sie, schien er auch nicht zu sein. Allerdings konnte sie das nicht endgültig beurteilen, da seine hellblonden Haare – sie hatte diese Farbe noch niemals zuvor gesehen – ihm wirr ins Gesicht fielen und den größten Teil desselbigen verbargen.
    Was ihr aber auffiel, war der dunkelgraue Dolchgürtel, der sein weites Hemd an der Hüfte zusammen hielt. Und dieser war leer.
    Sie zweifelte keinen Moment daran, dass sie ihn überwältigen könnte, wäre sie im Vollbesitz ihrer Kräfte.
    Oder hätte ihren Körper zumindest unter Kontrolle.
    Diese Erkenntnis schürte ihre ohnmächtige Wut aufs Neue, Tränen der Verzweiflung verschleierten ihren Blick. Ungeduldig blinzelte sie sie weg, da wurde sie von einem blitzenden Gegenstand auf ihrem Nachttisch abgelenkt – es war offensichtlich der fehlende Dolch. Es kostete sie viel Kraft das plötzliche Triumphgefühl und das höhnische Auflachen zurückzudrängen. Der Fremde musste ein unglaublich einfältiger Idiot sein, oder sie maßlos unterschätzen.
    Dennoch beobachtete sie ihn wachsam, als sie versuchte ihren Arm unter Kontrolle zu bekommen. Es war nicht leicht. Auch, als er sich endlich auf den Dolch zu bewegte, hatte sie das Gefühl, er wäre kein Teil von ihr. Sogar ihre Hand, die sich mühsam um den Dolchgriff schloss, übersandte ihrem Kopf keinerlei Nervenboten. In der Tat, hätte sich in diesem Augenblick der gesamte Arm von der Schulter gelöst, wäre es ihr nicht einmal aufgefallen.
    So war es also auch nicht weiter verwunderlich, dass ihr Gehör als erstes begriff, dass ihre Hand die Waffe nicht sicher genug gehalten hatte, und sie ihr entglitten war.
    Der Klang des Aufschlags, das Klirren der Schneide auf dem glänzenden Steinfußboden, hallte unnatürlich laut in dem großen Raum.
    Erschrocken schrie sie auf, entsetzt auf den Fremden starrend, der aus seinem Schlaf gerissen, mit beeindruckender Schnelligkeit an ihr Bett geeilt war.
    Sie sah leuchtend blaue Augen, dann gewann Panik die Macht über sie.
    Wild versuchte sie die Decke von sich zu stoßen, stellte dabei im Hinterkopf fest, dass nur ein Bein beweglich war und schlug stattdessen nach dem Fremden.
    Doch sie hatte keine Chance. Mit einer enervierenden Ruhe hielt er ihre Arme mit nur einer Hand fest, das Knie auf dem Bett abstützend.
    Sie stöhnte dumpf auf und funkelte ihn hasserfüllt an. Blind vor Wut zielte ihr Tritt auf sein Knie – und verfehlte.
    Doch zu ihrem Glück und zu seinem außerordentlichen Unglück, traf sie eine andere, eine viel empfindlichere Stelle. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er von ihr ab und sank keuchend zu Boden.
    Im gleichen Augenblick erlangte sie die Herrschaft über ihren Körper zurück. Das kaum bewegliche rechte Bein ignorierend, folgte sie ihrem Gegner, nach dem Dolch greifend.
    Auf ihm sitzend, wäre nur eine Handbewegung nötig gewesen, ihm die Waffe durch den Hals zu stoßen, doch er

Weitere Kostenlose Bücher