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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Weise nahezutreten, das kam einer Vergewaltigung gleich.
    „Das ist leider eine unangenehme Nebenwirkung“, Colia erahnte den Gedankengang des Mädchens und wollte ihr mit Offenheit den Stachel ziehen. Die beiden musterten sich schweigend. Schließlich nickte das Mädchen, als Zeichen der widerwilligen Akzeptanz.
    „Ich glaube, Iain, unsere Patientin braucht keine Hilfe mehr, die sie ans Bett fesselt. Auch wenn es dir unangenehm ist, du kannst dich jetzt von ihr lösen, damit sie sich vorstellen kann“, amüsiert sah sie dem jungen Mann zu, wie er vorsichtig zuerst seinen Unterleib vor ihr in Sicherheit brachte – sie konnte sich in etwa vorstellen, was passiert war, nachdem sie die kriegerische Art der Fremden erlebt hatte – und dann endgültig zurücktrat.
    Das Mädchen setzte sich augenblicklich auf, ihre Arme prüfend bewegend, aber sie machte keine Anstalten anzugreifen. Sie kam sogar Colias indirekter Aufforderung nach.
    „Ich bin Saya vom Volk der Sternwächter.“
    Iain war begeistert. Eines der sagenumwobensten Wesen Paxias, und er hatte sie gefunden. Es gab nur wenige Aufzeichnungen über sie, und diese waren meist widersprüchlich und verschwommen. Ganz selten nur schien etwas von sicheren Quellen zu stammen. Gerade bei dieser Art von Sagen konnte man nur schwer Fiktion von Realität trennen. Alles, was man über sie und ihre Lebensart erfahren konnte, war so unglaublich für sie, die auf Paxia lebten, dass es nicht leichtfiel, auch nur Bruchstücke für wahr zu halten.
    Und er, Iain, hatte nun die einmalige Gelegenheit, diesen Zustand zu ändern.
    Wochenlang würde er mit diesem Wesen gemeinsam Zeit verbringen können, würde alles über sie erfahren, was für neue, authentische Überlieferungen notwendig war. Vielleicht vermochte er sogar, neue Freundschaften zu einem anderen Volk zu knüpfen.
    Es musste möglich sein, Brücken über die unterschiedlichen Verhaltensmuster zu bauen, so dass sie sich ohne Aggressionen und Missverständnisse begegnen und unterhalten konnten.
    Dieses Wesen reizte ihn wie nichts zuvor in seinem Leben und stellte gleichfalls eine Herausforderung dar, die er nicht imstande war abzulehnen. Seine Aufgabe lag vor ihm.
    Colia dagegen nahm Sayas Eröffnung ruhig auf. Auch sie war recht bewandert in den Sagen Paxias, doch als nüchterne Medizinerin bevorzugte sie die Lebenden vor dem Papier. Und als solche war sie an Sayas Gesundheitszustand wesentlich interessierter, als an dem Wahrheitsgehalt der toten Überlieferungen. Ihr lag eher daran, mehr über die Anatomie der Sternwächter zu erfahren, um dem Mädchen helfen zu können, statt über irgendwelche Eigenarten ihrer Herkunft zu philosophieren.
    So war sie dann auch die erste, die nickend das Wort ergriff.
    „Nun dann, Kriegerin Saya, willkommen im Reich des Himmels, Eure Zufluchtsstätte für die Phase Eurer Genesung.
    Gestattet mir, Euch dabei zu helfen und verratet mir, was ich über Eure Körperfunktionalitäten wissen muss, damit ich dieser Aufgabe auch gewachsen bin.“
    Saya starrte sie überrascht an - angenehm überrascht, weil die Medizinerin der korrekten Ansprache ihres Volkes mächtig war, aber auch ein wenig unangenehm berührt, weil diese dennoch einen Fehler begangen hatte. Diesen konnte sie allerdings schnell ausräumen – diesmal auf wesentlich höflichere Art.
    „Ich fühle mich geehrt, dass Ihr mich als Kriegerin einstuft, Medizinerin, jedoch bin ich vom Rang einer Gelehrten und würde die korrekte Anrede bevorzugen.“
    Das hatten beide nicht erwartet. Ungläubig blickten sie auf die fast muskulöse Gestalt Sayas.
    Wenn sie schon keine Kriegerin war, wie stark mochten dann erst diese sein?
    Iain spürte noch immer pochend den Beweis ihrer Kraft – er zweifelte auch keine Sekunde daran, dass sie mit seinem Dolch hätte hervorragend umgehen können, wäre es zu einem echten Kampf gekommen.
    „Das kann ich mir kaum vorstellen“, meinte er dann auch mit skeptischer Miene. „Du bist doch wirklich das personifizierte Bild einer Kriegerin. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?“
    „Soll das heißen, du traust mir keinen Verstand zu?“, fuhr sie ihn zornig an. Im Unterbewusstsein war ihr klar, dass er sie nicht beleidigen wollte. Andererseits hatte sie auch nicht die geringste Lust, ihm ihre Lebensgeschichte auszubreiten. Und sie wusste, Angriff war meistens die beste Verteidigung.
    Iain lenkte auch sofort ein.
    „Das wollte ich damit natürlich nicht sagen, verzeih meine Taktlosigkeit. Ich

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