Die Kinder von Alpha Centauri
auf
Weintrauben.«
Celia lächelte ihn über ihr Glas hinweg an.
»Danke. Es ist selten, solche Anerkennung zu finden.«
Sterm studierte die bernsteinfarbige Flüssigkeit ein paar Sekunden lang,
während er sie langsam im Glas kreisen ließ, dann hob er den Kopf.
»Ich bin aber davon überzeugt, daß Sie nicht zwanzigtausend Meilen
zurückgelegt haben, um nur über solche Dinge zu sprechen.«
Celia stellte ihr Glas auf den Tisch und entdeckte, daß sie ihre Gedanken
neu ordnen mußte, obwohl sie gewußt hatte, daß das kommen würde.
»Ich machte mir Sorgen über diese neueste Drohung, Chironer aus Phönix
mit Gewalt zu entfernen. Es ist nicht der Bluff, den die meisten Menschen
vermuten. Howard meint es ernst.«
Sterm schien nicht überrascht zu sein.
»Sie brauchen sich nur an die Gesetze zu halten, um solche Konsequenzen
zu vermeiden.«
»Jeder weiß, daß sie es nicht tun werden. Das Ganze ist offensichtlich
ein Kunstgriff, um sie unter dem Anschein der Legalität
zu entfernen. Es handelt sich um eine schlecht getarnte Deportationsanweisung.«
Sterm zog die Schultern hoch.
»Warum machen Sie sich Gedanken um ein paar Chironer, die anderswo eine
Bleibe suchen müssen? Sie haben einen ganzen Planeten, der fast unbewohnt ist.
Verhungern werden sie kaum.«
Es war nicht ganz die Antwort, die Celia erwartet hatte. Sie nahm wieder
ihr Glas zur Hand. »Sorgen macht mir die Reaktion, die diese Maßnahme
hervorrufen kann. Bis jetzt haben die Chironer mitgespielt, aber niemand hat
bisher versucht, sie aus ihren Häusern zu vertreiben. Wir haben schon Beispiele
dafür erlebt, daß sie nicht zögern, mit Gewalt zu antworten.«
»Das erschreckt Sie?«
»Sollte es das nicht?«
»Kaum. Wenn die Chironer draußen sind und Phönix über eine voll
ausgerüstete Armee verfügt, die sie fernhalten kann, vom Schiff in der
Umlaufbahn aus gedeckt, was können sie tun? Sie dort zu belassen, wo sie sind,
hätte, wie ich annehmen möchte, ein viel größeres Risiko dargestellt.«
»Richtig, sobald sie fort sind«, bestätigte Celia. »Aber wie viele Tote
müssen wir noch sehen, bevor das erreicht wäre?«
»Und das stört Sie?«
»Aber natürlich.«
»Wirklich?« Das eine Wort verriet die ganze Ungläubigkeit; der Unterton
schien sie aufzufordern, sich zu überlegen, ob sie selbst an ihre Antwort
glaubte. »Kommen Sie, Celia, die Realitäten des Lebens sind uns beiden nicht
fremd. Wir können offen sein, ohne fürchten zu müssen, beleidigend zu werden.
Die Menschen führen ihr Leben und erfüllen ihren Zweck, und ein paar mehr oder
weniger fallen nicht ins Gewicht. Sagen Sie doch, was macht Ihnen wirklich
Sorgen?«
Celia sog die Luft ein, hielt den Atem an und hob ihr Gesicht.
»Nun gut. Ich habe gesehen, was mit dem Corporal und mit Padawski
geschehen ist. Die Chironer üben Vergeltung gegen jeden, den sie als Ursache
von Feindseligkeiten gegen sich erkennen. Wenn die Ausweisungen durchgesetzt
werden . . . nun, es ist nicht schwer zu erraten, wer die nächste Zielscheibe
sein würde, oder?«
»Sie wünschen, ich soll auf Howard einwirken, um zu verhindern, daß er
sich selbst zerstört.«
»Wenn Sie es so ausdrücken wollen, ja.«
»Wie kommen Sie darauf, daß ich es vermöchte?«
»Sie könnten mit ihm reden. Ich weiß, daß er auf das hört, was Sie sagen.
Wir haben uns über die Dinge unterhalten.«
»Verstehe.« Sterm schien lange in ihrem Gesicht zu forschen. Schließlich
fragte er mit sonderbar neugieriger Stimme: »Und wenn ich es täte, was dann,
Celia?«
Celia konnte nicht antworten. Die Antwort lag hinter einer Falltür in
ihrem Denken, die zu öffnen sie sich geweigert hatte. Sie bewegte kurz und
abwehrend den Kopf und fragte stattdessen: »Warum erwecken Sie den Eindruck,
das sei ein seltsames Verlangen?«
»Ihren Mann retten zu wollen, wäre durchaus nicht seltsam und ein sehr
edles Gefühl... wenn es zuträfe. Aber trifft es zu?«
Celia schluckte, als es ihr nicht gelang, die Empörung heraufzubeschwören,
die Sterms Worte verdienten.
»Wie kommen Sie darauf, daß es nicht so ist?« Sie wich seinem Blick aus.
»Weshalb sollte ich sonst hier sein?«
Sterm starrte sie an, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Um sich selbst zu retten.«
»Das finde ich beleidigend und auch ungehörig.«
»Wirklich? Oder sind Sie nur unfähig, das jetzt schon zuzugeben?«
Celia zwang in ihre Worte so viel Kälte, wie sie aufzubringen vermochte.
»Ich lasse mir nicht gerne sagen, daß ich daran interessiert bin,
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