Die Kinder von Alpha Centauri
Limousine,
die Howard Kalens von der »Mayflower II« mit heruntergebracht hatte, einen
Straßenzug weiter an der Kreuzung auftauchen und bei einer Gruppe von
Offizieren halten. Major Thorpe löste sich aus der Gruppe und ging hinüber.
Colman konnte Kalens' silberhaarige Gestalt vom Rücksitz aus mit dem Major
reden sehen. Irgend jemand warf einen Stein, der zu kurz geworfen war und neben
den Beinen der Offiziere harmlos über die Straße rollte. Weitere Steinwürfe
folgten, und die Terraner rückten drohend vor.
Während der SD-Offizier seine Leute zurückzog, um einen Kordon zu bilden,
der die Kreuzung absperrte, befahl Sirocco seiner Einheit, Schlagstöcke und
Schutzschilde aufzunehmen. Als die Soldaten sich auf einer Straßenseite aufstellten,
drängte die Menge auf der anderen nach vorn und stürmte zur Kreuzung. Sirocco
rief einen Befehl, um sie aufzuhalten. Die Soldaten liefen über die Straße, um
auf halbem Weg mit dem Mob zusammenzustoßen.
Colman sah sich einem breitschultrigen Mann gegenüber, der einen
Baseballschläger schwang, das Gesicht verzerrt und häßlich, die Hirnlosigkeit
widerspiegelnd, die sich der Menschen bemächtigt hatte. Der Mann schwang den
Schläger brutal, aber ungeschickt. Colman fing den Hieb mit seinem Schild
mühelos ab und stieß mit der Spitze seines Schlagstocks auf die Nierengegend.
Sein Gegner schrie vor Schmerzen auf. Schreie, Beschimpfungen und klatschende
Geräusche umgaben Colman auf allen Seiten. Etwas Hartes prallte von seinem
Helm ab. Zwei Jugendliche stürzten sich aus verschiedenen Richtungen auf ihn.
Der eine schwenkte einen Stock, der andere eine Kette. Colman sprang zur Seite,
um sie beide auf gleicher Höhe zu haben, fintierte mit dem Stock und rammte den
zweiten Burschen mit dem ersten, den Schild an der Schulter, und die beiden
stürzten zu Boden. Colman sah, wie Young von einem Gegenstand im Gesicht
getroffen wurde, aber zwei miteinander ringende Gestalten versperrten ihm die
Sicht, dann lag Young am Boden. Als ein dicker Bursche ihm einen Tritt
versetzen wollte, schlug Colman ihn mit einem Hieb auf den Kopf nieder.
Markerschütternde Schreie und trampelnde Schritte kündigten das Eingreifen der
SD-Einheit an. Der Pöbel flüchtete um die Ecke, und der Spuk war vorbei.
Young hatte eine Platzwunde an der Wange, die schlimmer aussah, als sie
war, und einen großen Bluterguß am Unterkiefer, vier von den Demonstranten
waren mit Beulen an den Köpfen und anderen kleineren Verletzungen
zurückgeblieben. Während der Sanitäter die Verwundeten zu verarzten begann und
Sirocco sich mit dem SD-Offizier unterhielt, sah Colman Kalens' Limousine in
der anderen Richtung davonfahren und verschwinden. So war es immer schon
gewesen, sah er ein. Tausende von Jahren lang hatten Männer geblutet und ihr
Leben gelassen, damit andere von Chauffeuren zu ihren Villen gefahren werden
konnten. Sie hatten sich geopfert, weil sie nie den sorgfältig gewobenen
Vorhang hatten durchdringen können, der die Wahrheit verhüllte - man hatte
ihnen von Anfang an beigebracht, ihn nicht zu durchschauen, nicht über ihn
nachzudenken. Aber die Chironer kannten eine solche Schulung nicht.
Die auf den Kopf gestellte Logik, die ihm Rätsel aufgab, war nicht auf
das militärische Gehirn allein beschränkt gewesen; nur kannte er eigentlich
kein anderes Denken als das militärische. Die Umwälzungen kamen von dem ganzen
irrsinnigen System, wovon das Militär nur ein Teil war - ein System, das Kriege
führte, um den Frieden zu schützen, und Nationen versklavte durch ihre Befreiung,
das Haß und Rache zum Willen eines allgütigen Gottes erklärte und seine
Litaneien in die Gehirne von Kindern einpflanzte, das seine Ketzer marterte
und verbrannte, während es Vergebung predigte, aus der Liebe eine Sünde, aus
dem Mord eine Tugend machte, und das Geisteskranke an die Macht beförderte,
indem es Forderungen an die Ämter stellte, die kein vernünftiges Wesen erfüllen
konnte. Viele Dinge wurden jetzt klarer, seit die Chironer den Vorhang
unbarmherzig beiseitezogen.
Denn der Vorhang, der herabfiel, war die Kulisse der Bühne, auf der die
Marionetten getanzt hatten. Und während die Kulisse fiel und mit ihr die
Schnüre, tanzten die Marionetten weiter. Sie tanzten ohne Schnüre, weil es gar
keine Schnüre gab. Es hatte sie nie gegeben, außer jene, die sich die Puppen
von den Marionettenspielern geistig hatten anlegen lassen. Diese Schnüre
hatten die Spieler aufrecht gehalten, nicht die Puppen, denn die
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