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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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überlegt, was du gesagt hast.‹
    ›Was hat er denn gesagt?‹, fragte Rhiannon.
    ›Mutter‹, erklärte Pryderi, ›ich möchte dich Manawyddan, dem Sohn Llŷrs, zur Frau geben.‹ So sagte er, weil es unter den Menschen des Südens nicht üblich war, die Frauen entscheiden zu lassen, wen sie zum Mann nehmen wollten.
    Aber Rhiannon sprach: ›Damit will ich gern einverstanden sein‹, und noch bevor jenes Fest vorüber war, schliefen sie und Manawyddan miteinander.
    Sie feierten jenes Fest zu Ende und fingen an, durch Dyved zu reisen, zu jagen und sich zu erfreuen. Und Pryderi suchte den neuen Hochkönig Uther Pendragon auf und erwies ihm die Ehre. Doch Manawyddan mab Llŷr wollte sich keinem neuen König beugen, und so zog er mit seiner Frau fort aus den Reichen der Menschen, zu den Inseln des Westens, und damit aus dem Kreis dieser Geschichte.
    ›Aber es wundert mich‹, sagte Pryderi, ›dass du jene Geschichte anders erzählst und mit anderen Namen als denen, die ich gekannt habe.‹
    ›So ist sie mir überliefert worden‹, sprach Gwydion, ›und du weißt, Sohn der Rhiannon, dass der Held in allen Geschichten in tausend Gestalten und vielerlei Namen auftritt. Wenn dir aber meine Geschichte gefallen hat, so erbitte ich eine Gunst.‹ Und er bat ihn um ein Dutzend Schweine als Geschenk.
    Doch Pryderi war von Arawn, dem Herrn von Annwn, auferlegt worden, keines seiner Schweine zu verkaufen oder wegzuschenken, ehe ihre Zahl sich nicht verdoppelt hätte. ›Du kannst sie aber tauschen‹, meinte Gwydion listig, und darauf schuf er durch magische Kunst eine Illusion von zwölf Pferden in prächtigem Zaumzeug und von zwölf Hunden und gab sie Pryderi im Tausch gegen zwölf Schweine. Mit diesen machte er sich so rasch wie möglich davon, ›denn‹, so sagte er zu seinen Gefährten, ›der Zauber wird nicht länger anhalten als einen Tag und eine Stunde.‹ Und so geschah es auch.
    So betrogen, erklärte Pryderi Gwynedd den Krieg, um seine Schweine zurückzuholen. Mâth zog ihm mit einem Heer entgegen. Und Gilvaethwy nahm die Gelegenheit wahr und machte Goewyn zur Frau, obwohl sie sich wehrte.«
    »Das Schwein!«, sagte Gunhild.
    »Der Krieg wurde entschieden durch einen Zweikampf zwischen Gwydion und Pryderi. Und durch die Kraft, die List und den Zauber Gwydions wurde Pryderi erschlagen. Und in Gwynedd wurde er begraben, und dort ist sein Grab bis auf den heutigen Tag.«
    Er schwieg so lange, dass Gunhild schließlich fragte: »Und das war’s?«
    Der Alte seufzte, scheinbar tief in Gedanken versunken. »Das kann doch noch nicht alles gewesen sein«, fuhr Gunhild fort. »Ich meine: Was wurde aus Goewyn? Und Mâth, hat er Gilvaethwy bestraft?«
    »Und dass dieser Gwydion so ungeschoren davonkommen sollte, ist auch nicht gerecht«, meinte Hagen.
    »Mâth der Alte war gerecht, glaubt mir«, sagte Aneirin. »So machte er Goewyn zur Königin, und gemeinsam herrschten sie fortan über Gwynedd. Gwydion und Gilvaethwy aber verwandelte er in wilde Tiere, für ein Jahr und einen Tag.«
    »Und das war alles?«
    »Genügt das noch nicht?« Ihn schauderte, als er das sagte. »Ich will nicht weitererzählen. Soll doch dieser Zweig der Geschichte damit enden! Gebiert nicht jede Tat eine weitere, jedes Unrecht ein noch größeres? Ach, ich wünschte mir, dass diese alten Geschichten irgendwann einmal ein Ende hätten … dass jemand kommt und den ewigen Kreislauf durchbricht …«
    In diesem Augenblick tat er Gunhild unendlich Leid.
    »Und was ist mit …«, begann Siggi, doch der Alte winkte ihm, zu schweigen, und ließ sich zu keinem weiteren Wort mehr bewegen.
    Gegen Mittag kam ein Wind auf, von Westen her, und sie setzten die Segel. Siggi hatte zwar keine Ahnung, aber Hagen wusste Bescheid, wie so etwas ging.
    »Mein Vater hat es mir gezeigt«, sagte er nur.
    Es war ein relativ einfaches Rigg, bestehend aus einem dreieckigen Hauptsegel und einer ebenfalls dreieckigen Fock. Da der Wind von Westen her blies, mussten sie hart am Wind segeln und gegen den Wind ankreuzen, um überhaupt voranzukommen. Es erforderte Geschick und Aufmerksamkeit bei jeder Wende, aber auch Siggi – nachdem ihm einmal der Baum gegen den Kopf geknallt war, dass er fast über Bord gegangen wäre – hatte bald den Kniff heraus, das Segel so zu trimmen, dass es gut durchgesetzt war und nicht mehr flatterte. So machten sie trotz allem mehr Fahrt als in den Morgenstunden. Und wenn der Wind die Segel füllte und sie, der Sonne entgegen, über die

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