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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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das mag nur eine Legende gewesen sein.
    Nur im Norden von Prydain, in Gwynedd, hielt die Macht des Hauses Dôn allen Feinden stand. Denn dort herrschte Mâth mab Mathonwy, der Bruder Dôns, seit undenklichen Zeiten. Mâth den Alten nannte man ihn und Mâth den Allwissenden, weil nichts auf Erden dem Gott verborgen blieb.«
    »Ein Gott?«, konnte sich Siggi nicht enthalten zu fragen. »Aber wie kann ein Gott gleichzeitig ein Herrscher sein? Ich meine, hier auf der Erde?«
    Aneirin bannte ihn mit einem funkelnden Auge. »Ist es nicht besser für einen Gott, wenn er noch einen Körper aus Fleisch und Blut hat, sodass er für sich selbst sprechen kann statt durch den Mund von Priestern?
    Mâth kannte sein Volk, und das Volk kannte ihn. Denn er hatte es durch viele Jahrhunderte geführt und durch manche Veränderungen. Wenn ein Gott seinem Volk verbietet, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu kosten, wird es früher oder später gegen dieses Gebot verstoßen. Aber ein weiserer Gott wie Mâth erlegt den Menschen keine Gebote auf, die sie nicht erfüllen können. Und wenn er mit ihnen isst und trinkt und vielleicht sogar stirbt wie ein Mensch, macht er der Welt seine Göttlichkeit offenbar.
    Und Mâth hatte auch eine Schwäche, wie dies jedem Gott gut ansteht. Denn er besaß seine göttlichen Kräfte – außer wenn er in den Krieg zog – nur dann, wenn seine Füße im Schoß einer Jungfrau ruhten.
    In jenen Tagen war Goewyn die Fußhalterin des Königs. Gilvaethwy, der jüngste Sohn Dôns, wurde krank vor Verlangen nach Goewyn und vertraute dies seinem Bruder Gwydion an. Dieser versprach, ihm zu seinem Ziel zu verhelfen. So ging er eines Tages zu Mâth und bat ihn um Erlaubnis, zu Pryderi nach Dyved zu gehen und von ihm einige jener Tiere zu erbitten, die Pryderi von Arawn, dem König von Annwn, erhalten hatte. ›Man nennt sie Erdferkel, Wutzen oder auch Schweine‹, sagte er, ›und es sind Tiere, wie man sie nie zuvor auf dieser Insel gekannt hat, und ihr Fleisch ist besser als das von Rindern.‹
    Mâth ließ ihn gehen, und Gilvaethwy und er gingen mit zehn Gefährten nach Dyved. In der Gestalt von Barden kamen sie zu Pryderis Haus in Arberth, und nachdem sie dort festlich bewirtet worden waren, wurde Gwydion gebeten, dem Hof eine Geschichte zu erzählen. Und er erzählte ihnen die Geschichte von Bendigeidvrân und der Heerfahrt gen Erin und davon, wie jene Sieben vierzig Jahre mit dem bronzenen Haupt an der verborgenen Stätte verbracht hatten. Doch von den Söhnen Dôns war in dieser Geschichte keine Rede mehr; andere Namen waren an die Stelle der Ihren getreten. Denn Gwydion wollte wissen, an wie viel sich Pryderi erinnerte, und hören, wie dieser zurück nach Dyved gelangt und was aus Manawyddan mab Llŷr geworden war. Und Pryderi erzählte es ihm.
    Manawyddan und Pryderi hatten sich eine Zeit lang als Handwerker durchgeschlagen, als Sattler und Schildmacher und Schuster. Doch da sie, obgleich zu Kriegern erzogen, diese alten Künste immer noch besser beherrschten als die Menschen, wurden sie nach einer Weile stets wieder aufs Neue vertrieben. Und so zogen sie von Stadt zu Stadt, bis sie schließlich nach Dyved kamen. Und dort erwartete sie Rhiannon.«
    »Rhiannon?« Siggi staunte. »Aber die muss doch inzwischen auch schon steinalt gewesen sein.«
    »Wenn sie ein gewöhnlicher Mensch gewesen wäre, gewiss«, wies der Alte ihn zurecht. »Aber Rhiannon von den Vögeln ist mehr als ein Mensch: eine Königin des Elbenvolkes, über das selbst die Barden nur wenig wissen …« Er versank in tiefes Grübeln, bis er schließlich fortfuhr: »Jedenfalls war sie immer noch eine schöne Frau. Sie hatte nie an Pryderis Rückkehr gezweifelt, und so konnte sie ihrem Sohn die Länder von Dyved übergeben, die sie in der Zwischenzeit für ihn regiert hatte, nachdem Pwyll, ihr Gemahl, in hohem Alter gestorben war.
    Pryderi sprach zu Manawyddan: ›Auch wenn du ein Sohn Llŷrs bist, so hast du doch nie Anspruch auf Grund und Boden erhoben. Ich will dir meine Mutter Rhiannon zur Frau geben und die Herrschaft über Dyved. Wenn auch das Reich dem Namen nach mir gehört, sollst doch du und Rhiannon den Nutzen davon haben.‹
    ›Aber nicht doch‹, antwortete Manawyddan. ›Solch ein Geschenk kann ich nicht annehmen.‹
    Und sie feierten ein Fest, und da begannen Manawyddan und Rhiannon sich zu unterhalten, und während sie miteinander sprachen, fasste er in seinem Herzen Zuneigung zu ihr.
    ›Pryderi‹, sprach er, ›ich habe mir

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