Die Kinder Von Eden : Roman
geschickt worden war. »Er wird bei der Erkundung von Erdölfeldern eingesetzt und von sogenannten Jug-Teams bedient.«
Honeymoon blickte skeptisch drein. »Wollen Sie damit sagen, das Beben wurde tatsächlich von Menschenhand ausgelöst?«
»Ich stelle hier keine Theorien auf, ich lege Ihnen Fakten vor. Unmittelbar vor dem Beben im Owens Valley wurde irgendwo in der Gegend ein seismischer Vibrator eingesetzt. Über Ursache und Wirkung fällen Sie am besten Ihr eigenes Urteil.«
Honeymoon bedachte Judy mit einem festen, abschätzenden Blick. Offenbar fragte er sich, ob sie ihm irgendwelchen Unsinn auftischte oder nicht. Judy hielt seinem Blick unerschütterlich stand. Schließlich sagte Honeymoon: »Also schön. Und wie kommen Sie in diesem Zusammenhang auf diesen bärtigen Kerl?«
»Vor einer Woche wurde in Shiloh, Texas, ein seismischer Vibrator gestohlen.«
Judy hörte, wie Hayes murmelte: »Oh, verflucht!«
»Und der Kerl auf dem Bild … ?« sagte Honeymoon.
»Richard Granger. Er ist der Hauptverdächtige bei diesem Diebstahl – wie auch bei der Ermordung des Mannes, der als Fahrer des seismischen Vibrators angestellt war. Granger gehörte zu dem Jug-Team, das den Vibrator bediente. Das Computer-Phantombild stützt sich auf die Personenbeschreibungen seiner ehemaligen Arbeitskollegen.«
Honeymoon nickte. »Und das war‘s?«
»Reicht das nicht?« fragte Judy gereizt zurück.
Honeymoon erwiderte nichts. Er wandte sich an Kincaid. »Was haben Sie zu alledem zu sagen?«
Kincaid bedachte den Kabinettssekretär mit einem devotenGrinsen. »Ich bin der Meinung, wir sollten Sie nicht mit internen disziplinären Angelegenheiten behelligen …«
»Oh, tun Sie sich keinen Zwang an«, erwiderte Honeymoon.In seiner Stimme lag ein bedrohlicher Beiklang, und die Temperatur im Zimmer schien zu sinken. »Betrachten Sie es einmal aus meiner Warte. Sie kommen her und erzählen mir, das Beben sei definitiv nicht von Menschenhand ausgelöst worden.« Seine Stimme wurde lauter. »Aufgrund dieses Materials scheint dies aber sehr wohl der Fall zu sein. Das heißt also, dort draußen gibt es eine Gruppe von Menschen, die jederzeit eine Katastrophe auslösen könnte.«
Eine Woge des Triumphs durchflutete Judy, als ihr klar wurde, daß sie Honeymoon überzeugt hatte. Er war sichtlich wütend auf Kincaid, erhob sich und wies mit dem Finger auf ihn.
»Sie erzählen mir, Sie könnten die Täter nicht finden. Und nun kommt Agentin Maddox mit einem Namen, einer Strafakte und einem verdammten Bild hier reinmarschiert!«
»Nun ja, Sie müssen wissen …«
»Ich habe den Eindruck, daß Sie mich verarschen wollen, Special Agent Kincaid«, fuhr Honeymoon ihm über den Mund. Sein Gesicht war vor Zorn rot angelaufen. »Und wenn jemand mich verarscht, reagiere ich verdammt sauer!«
Judy saß schweigend da und schaute zu, wie Honeymoon Kincaid auseinandernahm.
Wenn du jetzt sauer bist, Al, dann möchte ich lieber nicht dabei sein, wenn du richtig wütend wirst. Kincaid versuchte es noch einmal. »Es tut mir leid, falls ich …«
»Und Leute, die sich entschuldigen, kann ich nicht ausstehen«, sagte Honeymoon. »Eine Entschuldigung dient nur dazu, daß ein Trottel, der Mist gebaut hat, sich berechtigt fühlt, das nächste Mal wieder in die Scheiße zu treten.«
Kincaid versuchte, die Fetzen seiner Würde zusammenzuhalten. »Was wollen Sie eigentlich von mir hören?«
»Daß Sie Agentin Maddox wieder die Verantwortung für diesen Fall übertragen.«
Judy starrte Honeymoon an. Das war ja noch viel besser, als sie es sich erhofft hatte.
Kincaid sah aus, als hätte man ihm befohlen, sich mitten auf dem Union Square nackt auszuziehen. Er schluckte schwer.
»Falls Sie ein Problem damit haben«, fuhr Honeymoon fort, »dann sagen Sie es mir, und ich werde dafür sorgen, daß Gouverneur Robson den FBI-Direktor in Washington anruft. Dann kann der Gouverneur dem Direktor auch gleich die Gründe für die personellen Umstellungen darlegen.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Kincaid.
»Dann übertragen Sie Maddox die Verantwortung.«
»Also gut.«
»Nein, nicht ›also gut‹. Ich verlange, daß Sie es ihr sagen, hier und jetzt.«
Brian vermied es, Judy anzuschauen, doch er sagte: »Agentin Maddox, Sie tragen ab sofort die Verantwortung für die Ermittlungen im Fall ›Kinder von Eden‹.«
»Danke«, sagte Judy.
Gerettet!
»Und jetzt raus hier, Herrschaften«, sagte Honeymoon.
Seine Besucher erhoben sich.
Honeymoon sagte:
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