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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Ritterburg, wie er sie sich als kleiner Junge vorgestellt hatte.
    Hagen packte sich einen der Jungen, die am Brunnen herumlungerten.
    »Die gefleckte Halle!«
    »D-d-da …« Der Kleine zeigte mit dem Finger.
    Er hätte es auch selber herausfinden können. Die gefleckte Halle, ein langgezogener Bau, war erkennbar an ihrem Bewurf aus Rauputz, bei dem man abwechselnd Kalk und Lehm verwendet hatte.
    Im Inneren war die Halle geräumig; Tische standen dort und Bänke, und an den Längsseiten gab es Türen, die zu kleineren Schlafkammern führten. An dem Gerät, das an den Wänden hing, erkannte man, dass es sich offensichtlich um einen Wohnraum für Männer handelte, vermutlich den der unverheirateten Krieger.
    Eine ältere, nicht unfreundliche Frau brachte ihm etwas zu essen: Rührei mit Schinken, dazu Brot und gesalzenen Fisch. Zu trinken gab es freilich nur Wasser. Hagen probierte erst vorsichtig, weil er seinem Magen noch nicht traute, langte dann aber herzhaft zu, als er merkte, wie hungrig er war.
    »H-h-hast … d-d-du … den Hund … w-w-w …«
    Er blickte auf. Der Junge, ein braunhaariger, ein wenig dicklicher Bursche, der ihm auf dem Hof den Weg gewiesen hatte, stand neben ihm und hatte sich offensichtlich den Mut gefasst, ihn anzusprechen.
    »Sprich deutlich!«, sagte Hagen, mit vollem Mund, aber nicht mehr so knurrig wie zuvor.
    »Cuscrid spricht immer so«, sagte eine andere Stimme. »Er kann nichts dafür. Er will dich fragen, ob du wirklich den schwarzen Hund mit bloßen Händen getötet hast.«
    »Mit bloßen Händen und einem Apfelholz«, erklärte Hagen. »Und wer bist du?«
    Der Sprecher trat ins Licht. Es war ein flachshaariger Junge, sicherlich einen Kopf kleiner als Hagen selbst. »Mein Name ist Laegaire Buadach, du kannst Laeg zu mir sagen.« Es klang wie ›Loy‹. »Wenn du mal einen Wagenlenker brauchst, ich kann am besten mit Pferden umgehen. Obwohl wir eigentlich nicht mehr mit Wagen kämpfen, so wie früher«, fügte er hinzu. »Und das hier sind meine Brüder«, fuhr er fort, »wir gehören zum Trupp der Wölflinge.«
    Die beiden anderen, ein oder zwei Jahre älter als er, waren ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.
    »Dann seid ihr vermutlich die Krieger von morgen?«
    »Wir können kämpfen, so gut wie die Großen«, sagte Laeg beleidigt. »Wir kämpfen jeden Tag. Wir ziehen nur noch nicht auf Kriegsfahrt.«
    Hagen unterdrückte ein Schmunzeln. »Und was macht ihr, wenn ihr nicht gerade kämpft?«
    »Das hier.« Er zauberte ein Stück Holz hervor, eine Art Keule mit abgeflachtem Blatt, und eine mit Schweinehaut überzogene Holzkugel. »Hurling.« Er ließ den Ball auf dem Schläger tanzen. »Spielst du Hurling?«
    Jetzt galt es, den gewonnenen Status nicht zu verscherzen. »Na klar.« Er hatte schon einmal ein Spiel gesehen, während eines Besuchs bei seiner Tante. Ein verdammt schnelles Spiel, wie er sich erinnerte, eine Mischung von Football und Feldhockey. Wenn er auch annahm, dass die Regeln in der Anderswelt nicht die gleichen waren wie die der Gaelic Football Association.
    »Spielst du mit uns?« Die Sehnsucht in der Stimme war nicht zu überhören.
    »Warum nicht?«
    »Jaaa!« Die Jungen jubelten. Und Laeg, der sich offensichtlich zu ihrem Sprecher gemacht hatte, fügte übermütig hinzu: »Komm, Cúchullin, komm! Auf in den Kampf!«
    Sie rannten hinaus aus der Halle, über den Hof und durch das Tor der Umfriedung, wo das freie Feld begann.
    In der Nacht hatte es geregnet, die Ausläufer eines Unwetters, das weiter im Süden getobt hatte. Hagen hatte davon überhaupt nichts mitbekommen, so fest hatte er geschlafen. Dafür war die Luft jetzt rein und klar. Der Boden war noch feucht. Die Sonne spiegelte sich in den Pfützen, die nur langsam trockneten.
    Hier fand er auch die Krieger wieder, die er in der Burg vermisst hatte. Typen, denen Hagen nicht unbedingt nachts in einer einsamen Gasse begegnen mochte, wenn auch die meisten von ihnen ihm an Körpergröße unterlegen waren. Davon abgesehen, sagte er sich, war er ihnen bereits in der Nacht begegnet, wenn auch unter besonderen Umständen. Und er hatte sich nicht so schlecht geschlagen.
    Einige der Männer kämpften mit schweren Holzschwertern gegeneinander; es war weniger ein Fechten als ein aufeinander Eindreschen, wobei jeder abwechselnd mit aller Wucht auf den Schild des anderen haute. Das Klack-klack hallte über das ganze Feld. Andere übten sich im Speerwerfen, und wieder andere ritten auf Pferden einen Parcours ab. Sie ritten

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