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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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beide Mannschaften während des Spiels ein unterschiedliches Gesicht gezeigt. Cúchullins Wölflinge hatten sich ihre Chancen erspielt, während Fergus’ Krieger oft nur auf Einzelleistungen gesetzt hatten. Dennoch war Hagens Mannschaft inzwischen hoffnungslos im Rückstand: Es stand acht zu fünf für den Gegner.
    Hagen sah sich um. Seine Mitspieler waren alle gut abgeschirmt. Fergus’ Mannschaft lernte so langsam. Und so sehr sich die Jungen auch bemühten, es gelang niemanden, sich freizulaufen, sodass Hagen ihn hätte anspielen können.
    Es gab keine andere Möglichkeit, als sich Fergus zum Zweikampf zu stellen. Im harten Einsatz Mann gegen Mann war Hagen dem muskulösen Kämpen unterlegen, aber er war jünger und wendiger. Und mit einer List mochte es möglich sein, den Zweikampf zu gewinnen.
    Hagen stoppte seinen Lauf, ließ den Gegner herankommen. Alles in allem machte der Junge den Eindruck, als wisse er nicht weiter. In Fergus’ blaurotes Gesicht trat ein triumphierender Ausdruck. Kein Zweifel, der Junge, der den Hund Conors getötet hatte und ihm quasi den Platz streitig gemacht hatte, würde jetzt dafür büßen.
    Doch das hier war Hurling – ein Spiel, das auf der einen Seite mit großem Körpereinsatz gespielt wurde, aber zum anderen auch im und mit dem Kopf gewonnen wurde. Sicher, das Spiel war wilder in der Anderswelt. Foulspiel gab es so gut wie gar nicht, und Hagen schmunzelte bei dem Gedanken, als man ihm erklärte, dass Faustschläge und Beißen verboten waren. Die Härte und Wildheit dieser Welt hatte auch auf das Spiel abgefärbt. Aber Hagen hatte das ins Kalkül gezogen.
    Fergus’ Männer schirmten alles ab, damit der Recke des Königs den Ball erobern konnte. Das war typisch für Fergus’ Mannschaft. Die Leute spielten nur mit Blick auf ihren Mittelstürmer, und gerade sein wilder Angriff mochte die entscheidende Lücke reißen, die Hagen suchte.
    Noch wenige Schritte, dann war Fergus heran. Der Junge stand da, den Ball auf dem Schläger balancierend. Und in dem Moment, wo Fergus ihm den Ball vom Blatt spitzeln wollte, kam Bewegung in Hagen. Beinahe lässig lupfte er die Kugel über den Anstürmenden hinweg, und mit einer Körpertäuschung war er an Fergus vorbei, der voller Ungestüm noch einige Schritte weiterlief, bevor er merkte, dass sein Gegner ihn überlistet hatte.
    Der Weg war frei. Hinter sich hörte er den keuchenden, von Flüchen durchsetzten Atem von Fergus, der sich wieder an seine Fersen geheftet hatte. Hagen musste sich ihm noch mal stellen, und wieder bedurfte es einer List, um Fergus aussteigen zu lassen.
    Hagen hob den Ball leicht an. Dann drehte er sich im Laufen herum, sodass er den Ball zwischen sich und seinem Verfolger hatte und Fergus direkt ins Gesicht sah. Der stutzte einen Moment, und dieser Augenblick des Zögern genügte Hagen. Er ließ sich fallen, riss dabei den Schläger hoch, und während der Ball über seinen Kopf hinweg in Richtung Tor sauste, traf Hagens Schuhspitze genau gegen Fergus’ Kinn.
    Der Ball klärte die Latte, die in Schulterhöhe zwischen zwei Pfosten aufgehängt war, um Haaresbreite. Leider darüber. Hätte er nicht so wuchtig zugeschlagen und etwas präziser zielen können, hätte er das Tor unter der Querlatte getroffen. So gab es nur einen Punkt anstelle von dreien.
    Sechs zu acht. Der gegnerischen Mannschaft genügte ein einziger Treffer, ganz gleich in welchem Feld, um das Spiel zu entscheiden. Cúchullins Wölflinge mussten sich dagegen schon etwas Besonderes einfallen lassen um das Blatt noch zu wenden.
    »Auszeit!«, rief Hagen. Die anderen glotzten ihn blöde an. »Nur eine kleine strategische Besprechung«, grinste er. Fergus setzte sich gerade wieder auf und blinzelte wie eine Eule. Er machte den Eindruck, als sei mehr als nur sein Kinn beschädigt worden.
    Hagen und sein Team steckten die Köpfe zusammen. Hagen umfasste die beiden Nächststehenden an den Schultern, und die anderen taten es ihm gleich, sodass sie einen geschlossenen Kreis bildeten. Es sah aus wie ein geheimes Ritual; aber wenn es bei den Gegnern diesen Eindruck erweckte, so konnte das nicht schaden.
    »Okay, Jungs«, sagte er. »Sie werden Fergus schicken. Er wird mit aller Gewalt versuchen durchzubrechen. Wir müssen ihn hindern, koste es, was es wolle. Ich versuche ihn wütend zu machen, damit er die Beherrschung verliert. Geht an den Mann, achtet nicht auf den Ball. Um den kümmert sich Laeg.«
    »Und wen schicken wir nach vorn?«
    »Den kleinsten von uns.

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