Die Kinder von Erin (German Edition)
in voller Kriegsrüstung, aber ohne Steigbügel, wie Hagen feststellte. Nicht unbedingt die beste Voraussetzung für einen Kampf zu Pferd.
Am Rande des Feldes hatten sich die übrigen Wölflinge versammelt und warteten. Sie waren zu fünft. Da waren die drei Söhne des Königs: Follaman und Fiachra, beide blond, und ihr schwarzgelockter Bruder Cormac. Dann war da noch Erc Mac Felimid, der spitznasige, mausgesichtige Sohn des Barden, dessen Haar so hell war, dass es fast weiß wirkte, und ein dunkelhaariger, hochgewachsener Junge mit tödlichen grünen Augen.
»Das ist Conall Cearnach, unser bester Spieler. Wir nennen ihn Lamtapaid, die schnelle Hand.«
Conall musterte Hagen mit wenig Begeisterung.
»Gut«, sagte er dann, »so können wir zwei Mannschaften bilden, zu je fünft. Eigentlich brauchen wir neun, aber soviel kriegen wir nie zusammen. Ich führe die eine Mannschaft an, du kannst die andere übernehmen.« Es klang wie ein großzügiges Zugeständnis.
Hagen zog eine Braue hoch. Conall war offensichtlich alles andere als erfreut, dass jetzt ein anderer kam, der ihm die Führerschaft im Team streitig machte. Sollte er den Burschen brüskieren oder gute Miene zum bösen Spiel machen?
Aber, dachte er sich, was soll’s. Ich bin ja hier nur ein Gast.
Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, als ihn eine raue Stimme in seinem Rücken der Antwort enthob.
»Ach, Cullens Hund spielt heute mit den Welpen.«
Hagen wandte sich langsam um. Vor ihm, breitbeinig, die Arme in die Hüften gestützt, stand Fergus Mac Roy, der Recke des Königs, dem er gestern beim Gelage den Anteil des Helden weggeschnappt hatte. Er war nackt bis auf einen buntkarierten Kilt und ein paar feste Schuhe. Das lange rote Haar und der buschige Bart standen von seinem Kopf ab. Rot war auch der borstige Pelz, der Brust, Arme und Beine bedeckte. Auch sein narbiges Gesicht war unter der blauen Bemalung rot angelaufen – rot vor Wut.
Na, dachte Hagen, jetzt habe ich nicht nur einen, sondern gleich zwei gegen mich. Der Tag fängt gut an.
Er versuchte es mit Diplomatie. »Hör mal«, sagte er, »es tut mir leid wegen gestern Abend. Ich wollte dich da nicht irgendwie kränken.«
Fergus ließ auch nicht den geringsten Willen zum Einlenken erkennen. »Gestern beim Met hast du den Mund weit genug aufgerissen. Mit jedem von uns würdest du’s aufnehmen, hast du getönt.« Hatte er wirklich so etwas gesagt? Er erinnerte sich nicht. »Und jetzt zieht der Hund wohl den Schwanz ein, was?«
Diese Anspielungen auf seinen neuen Namen machten Hagen langsam sauer. Aber das war wohl auch der Zweck der Übung. Er ließ sich nichts anmerken.
»Ich habe mir sagen lassen, hier wird nicht gekämpft.« Er erinnerte sich an Laegs Worte.
»Wer spricht denn von Kämpfen?« Fergus grinste. Es war kein freundliches Grinsen. »Machen wir ein Spiel. Du und die Welpen gegen mich und meine Krieger.«
Hagen zögerte einen Moment. »Mit Conall und dir haben wir vielleicht eine Chance«, zischte ihm Laeg ins Ohr.
»Also gut«, sagte Hagen. »Zwei Mannschaften. Wer als Erster neun Punkte hat, hat gewonnen.« Das würde das Spiel nicht so sehr in die Länge ziehen.
»Das ist ein Scheiß-Spiel«, knurrte Conall Cearnach und warf seinen Schläger auf den Boden. »Da mache ich nicht mit.«
Fergus’ Grinsen wurde tückisch. »Du kannst bei uns mitspielen, Conall. Einen Mann mit einer schnellen Hand können wir Krieger immer brauchen.«
Hagen und die anderen sahen einander entgeistert an …
Und so war es gekommen, dass Hagen nun mit einer Horde Jungs gegen die besten Krieger von Teltin im Hurling angetreten war.
Hagen hob den Blick und konnte sehen, dass er allein auf weiter Flur stand. Ohne lange nachzudenken, senkte er den Schläger unter den Ball. Es klappte, als hätte er nie etwas anderes getan. Hagen balancierte die Holzkugel auf der Schaufel aus.
Ohne auf den Ball zu blicken, rannte er los. Von rechts erschien Fergus’ mächtige Gestalt. Der Kilt und die lange Mähne des Recken wehten wie Fahnen um die Wette.
Hagen konnte ihn kommen sehen. Der Recke des Königs galt als der beste Spieler, doch Hagen hatte schnell bemerkt, dass dieser Ruf insbesondere daher rührte, dass er roh und voller Kraft spielte. Fergus suchte das Zusammenspiel nur, wenn es zu seinem Vorteil war. Er war kein Mannschaftsspieler, eher ein Einzelkämpfer, der sich in der Sportart geirrt hatte. Doch gerade diese Tatsache machte ihn im direkten Zweikampf so gefährlich.
Und so hatten auch
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