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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nach einem Dusas, in dem ihr nichts als die Hüften und Handgelenke bewegt habt, nicht gut in Form seid«, sagte Roberto und klatschte in die Hände. »Jetzt marschiert. Die Kavallerie ist euch voraus.«
    Er ritt den gleichen Weg zurück und nahm sein Pferd zur Seite, um sein Heer vorbeizulassen. Dabei ermunterte er jeden Bürger, der seinen Blick erwiderte, und versicherte ihnen allen, dass sie dem Ruhm mit jedem Schritt näher kamen.
    Sein Kopf schwirrte vor Aufregung. Der Kampf war nahe.
     
    Noch vor Einbruch der Nacht war das Lager vollständig aufgebaut, und die Flammen der Feuer sprangen im Zwielicht empor. Kochgerüche wehten aus einem Dutzend Richtungen herbei. Die Baumeister hatten ein leicht erhöhtes Plateau gefunden, das dem Lager der Tsardonier fast genau gegenüberlag. An seinem Fuß verlief ein Bach, und der Boden war fest genug, damit man Zelte aufschlagen und den Palisadenzaun aufbauen konnte.
    Während sich die meisten Legionäre und Kavalleristen um Ausrüstung und Pferde kümmerten, arbeiteten die Zimmerleute und Schmiede unter Anleitung der Ingenieure daran, die Wagen zu reparieren, die unter dem schwierigen Weg gelitten hatten. Die Ärzte mussten sich um Insektenstiche, Blasen, Zerrungen, Verrenkungen und einige Knochenbrüche kümmern. Im Lager herrschte Zuversicht, wie die lauten Unterhaltungen, die Rufe und die Aktivitäten bewiesen.
    Die Tsardonier auf der anderen Seite der Ebene hatten sich, genau wie Roberto es vermutet hatte, entschlossen, vorerst nicht anzugreifen. Er hatte die Klingen bereits ins Lager zurückbeordert, und jetzt patrouillierten nur noch einige Reiter auf dem freien Gelände vor dem Lager. Sie konnten die anderen früh genug warnen, falls ein Überfall oder gar ein voller Angriff drohte. Roberto war sicher, dass keines von beidem passieren würde.
    An diesem Abend speiste er mit seinen höchsten Kommandeuren in seinem Zelt. Bis zum frühen Morgen war nicht mehr mit zurückkehrenden Spähern zu rechnen, und ihm war danach, sich ein wenig zu entspannen und vor den konkreten Informationen, die sie mitbringen würden, einige Spekulationen anzustellen.
    Er hob seinen silbernen Weinkelch mit dem Wappen der Del Aglios, auf dem das Familiengebet eingraviert war. Diese Worte hatte er schon als kleiner Junge gelernt.
     
    Wenn die Welt dunkel ist, brennt doch ein Licht für uns
    Wenn die Flut steigt, bleibt doch ein Land für uns
    Wenn die Berge einstürzen, bleibt doch ein Schutz für uns
    Wenn der Feind angreift, gibt es doch einen Schild für uns
    Wenn Gottes Umarmung uns umfängt,
    müssen wir uns niemals fürchten.
     
    »Meine Damen und Herren, willkommen in eurer neuen Heimat. Wenigstens für die nächsten paar Tage.«
    Sie tranken, und Ellas Lennart, der Ordenssprecher des Heeres, sprach das Gebet.
    »Mögen die Arme Gottes immer diese Truppen schützen, auf dass sie sein Werk in seinem Namen verrichten. Möge jeder von uns in seiner Umarmung sicher sein.«
    »So soll es sein, bis die Dämmerung den Himmel erhellt«, antworteten sie.
    »Danke, Ellas«, sagte Roberto. »Und nun greift zu und esst.«
    Der niedrige Tisch, um den sie lagerten, war voller geräuchertem Fleisch, Brot und heißen und kalten süßen Soßen. Fläschchen mit Wein und Wasser standen dreifach bereit. Schweigend füllten sie ihre Teller, da sie warteten, wie er die Debatte beginnen wollte. Nur zu gern kam er der stummen Aufforderung nach.
    »Wir haben verschiedene Möglichkeiten«, begann er. »Ihr kennt sie so gut wie ich. Also erklärt mir heute Abend, was im Kopf eines tsardonischen Kommandanten vorgeht.«
    »Wir sind hier die Invasoren«, sagte Elise Kastenas, die Rittmeisterin der Achten Legion. Sie war eine Caradukierin aus den nördlichen Ebenen und praktisch im Sattel geboren. Die kleine, kräftige Frau hatte sich hochgedient und war stolz auf die Narben von vielen Kämpfen in ihrem schmalen, hübschen Gesicht. »Am liebsten würden sie uns ewig auf Armeslänge entfernt halten. Aber in gewisser Weise sind sie auch neugierig, und wir konnten sie in den letzten fünf Jahren immer wieder herauslocken. Ein Marsch geradewegs auf ihre Stellung wird eine Versuchung sein, der sie nicht widerstehen können.«
    »Ich stimme zu«, sagte Goran Shakarov, der Schwertmeister der Pfeile Gottes. Er war ein riesiger Atreskaner mit einer tonnenförmigen Brust, einem fleischigen Gesicht und schwarzem Haar, das ihm fast bis zur Hüfte herabhing. »Sie sind ein stolzes Volk, und unsere Gegenwart in ihrem Land

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