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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Tür.
    »Paul.« Er hielt inne und drehte sich wieder um. Herine war aufgestanden. »Du bist mein ältester Freund, und ich vertraue dir. Aber auch du stehst nicht über dem Gesetz. Sei vorsichtig und hüte deine Zunge. Der Senat hat die Spiele bereits abgesegnet. Sie in den Schmutz zu ziehen, wäre ein Verbrechen.«
    Er seufzte. »Alles, was ich tue und sage, geschieht aufgrund meiner Liebe zu dir und der Konkordanz. Du solltest dich fragen, was dich zu deinen Entscheidungen treibt.« Er ging zur Tür. »Dein innerer Kreis ist dein größter Fehler. Lass dich nicht von diesen Leuten blenden. Die Konkordanz braucht dich.«
    Sie blieb mit gerunzelter Stirn zurück und wusste nicht, ob sie seine Worte als Beleidigung oder Kompliment auffassen sollte.

 
20

     
    848. Zyklus Gottes, 8. Tag des Genasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    D ie Späher, die den Klingen von Haroq zugeordnet waren, hatten die tsardonischen Truppen schon vor sieben Tagen gesichtet. Sofort hatte Roberto die Marschgeschwindigkeit erhöht und hoffte nun, binnen eines weiteren Tagesmarschs in Reichweite zu gelangen. Mühelos waren sie tief ins tsardonische Hinterland vorgestoßen. Soweit möglich, hatten sie ausgetretene Wege und Straßen benutzt, ansonsten waren sie auf kürzestem Wege querfeldein marschiert. Hier zogen sich Täler und Klüfte durch das Land, und als Schutz vor Hinterhalten waren mehr Späher denn je unterwegs. Bisher hatte es drei Scharmützel gegeben, die Estorea ausnahmslos für sich entschieden hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es bald zu einem größeren Kampf kam, wuchs mit jeder Stunde.
    Sie hatten bereits die Siedlungen in der Gegend ausgekundschaftet und bewaffnete Trupps ausgesandt, um Vorräte zu beschaffen. Die Vorausabteilungen hatten Befehl, Gewalt nur dann anzuwenden, wenn sie auf Widerstand stießen. Roberto bezweifelte nicht, dass manche seiner Trupps solche Probleme eigens heraufbeschworen, damit sie die Klingen schwingen konnten. So lief es eben, und vielleicht war es gar nicht so übel, wenn die Konkordanz hin und wieder ihre Entschlossenheit unter Beweis stellte.
    Nach drei schnellen Tagesmärschen bemerkten sie endlich eine Staubwolke, und die tsardonischen Truppen waren auf allen Hügeln deutlich auszumachen. Wie die Späher berichteten, bewegten sich die Feinde langsamer und suchten anscheinend günstiges Gelände, auf dem sie den Kampf ausfechten wollten. Unterdessen berichteten Botschafter aus dem Süden und Osten, dass die beiden estoreanischen Armeen auf große tsardonische Verbände gestoßen waren.
    Roberto hatte in seinen Antworten auf die Botschaften seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass der Feind anscheinend hervorragend organisiert war und über gute Informationen verfügte. Noch wichtiger war die Zahl der Kämpfer, die gegen sie ins Feld geschickt wurden. Seiner Schätzung nach war die gegnerische Truppe immerhin zwei Drittel so groß wie die seine, und das entsprach den Beobachtungen an der ganzen Front. Sorgfältig suchte er mögliche Schlachtfelder aus, zeigte sich im Angesicht von Provokationen geduldig und widerstand dem Drang, sich in die vom Feind angezettelten Gefechte zu stürzen, die doch nur der Ablenkung dienten.
    Zwei Tage später bewegte sich sein Heer durch schwieriges felsiges Gebiet, in dem die Wagen nur mühsam vorankamen. Die Späher hatten berichtet, dass die Tsardonier angehalten hatten und lagerten. Roberto beschloss, sich Zeit zu lassen, befahl halbe Marschgeschwindigkeit und beorderte vier Manipel zurück, die den Wagen in dem schwierigen Gelände helfen sollten.
    Es war eine Zeit voller Anspannung. Die Tsardonier waren vor ihnen hier gewesen, überall standen Totems und Schreine. Robertos Gelehrte deuteten die meisten als Flüche, die den Gegner treffen sollten, und als Warnungen vor den Göttern, die den Eindringlingen gebrochene Knochen und Krankheiten bescheren sollten. Einige waren auch Drohungen, Aufforderungen zum Rückzug, weil die Armee vernichtet werden würde, wenn sie die nächste Anhöhe bezwang, durch den nächsten Fluss watete oder das nächste Tal durchquerte.
    Die Alae aus Atreska waren abergläubisch, da ihre Religion große Ähnlichkeiten mit dem tsardonischen Glauben aufwies. Ihre Befürchtungen griffen auch auf die Legionen über, und Roberto zögerte nicht, energisch einzuschreiten. Er ließ seine Extraordinarii zurück und ritt an der Spitze des Zuges, bis zur Mitte eines Tals, das zu beiden Seiten von schroffen Felsklippen begrenzt war. Vor

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