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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Kopf, Brust, Unterarme und Schienbeine bedeckte, trug er die grüne Kleidung der Konkordanz, die frisch gebügelt und mit dem Siegesgebet bestickt war, das vor zweihundert Jahren bei der Schlacht am Reeth-Pass zum ersten Mal gesprochen worden war. Nach dieser Entscheidungsschlacht war Tundarra an die Konkordanz gefallen, und sie hatte den Del Aglios zum Ruhm verholfen.
    Er hob die Arme, damit sein Diener ihm den Gladius und die verzierte Scheide anlegen konnte. Sein schwarzer Mantel mit der grünen Schärpe und dem Wappen der Konkordanz wurde an der rechten Schulter befestigt.
    »Danke, Garrelites«, sagte er.
    Der junge Hastati neigte den Kopf und schlug die linke Faust an die rechte Schulter.
    »Werden wir heute kämpfen, General?«, fragte er.
    Roberto lächelte ihn an. »Wie oft hast du mich das schon gefragt? Und was antworte ich dir immer?« Er klopfte Garrelites auf die Schulter und deutete auf seinen Bogen, der in einer schützenden Lederhülle auf einem Gestell bereitstand.
    »Dass Ihr, wenn Ihr wetten würdet, draufsetzen würdet, dass wir nicht kämpfen, sondern nur herumstehen und schreien, Herr.«
    »Du sagst es«, stimmte Roberto zu. Er nahm den Bogen und verließ das Zelt. »Geh zu deinem Manipel, Garrelites, und achte darauf, dich nicht töten zu lassen. Ich brauche morgens jemanden, der mir den Brustharnisch verschnürt.«
    »Auch das sagt Ihr jedes Mal, General.«
    Roberto lachte. »Nun geh schon.«
    Unter ohrenbetäubendem Lärm machte sich das Heer kampfbereit. Wie eine Welle umspülten ihn die Geräusche im Regen unter den düsteren dunklen Wolken. Roberto hob die Stimme.
    »Fünfzehnte Kavallerie, warum seid ihr noch nicht aufgesessen?«, brüllte er. »Wo ist die Marschordnung? Falken und Fäuste, ihr seid heute Morgen nicht bei der Sache. Es ist ein schöner Tag für einen Kampf. Warum ist meine Rüstung die einzige, von der die Regentropfen abperlen? Ist uns gestern Abend etwa die Politur ausgegangen? Das wollen wir doch mal sehen. Bogenschützen, haltet die Bogen noch unter Verschluss. Konkordanz, wir marschieren. Es wird ein geordneter Marsch. Die Tsardonier sollen sich in die Hosen machen, wenn sie uns anrücken sehen!«
    Die breiten Straßen im Lager waren mit Blick auf die Marschordnung angelegt, und jedes Zelt stand an der richtigen Stelle, damit die Manipel sich mühelos formieren und einreihen konnten. Rasch füllten sich die Straßen. Speere und Piken ragten wie Stacheln in die Luft. In den Koppeln saß die Kavallerie auf. Die Pferde spürten die Ängste und Anspannung der Kämpfer; sie stampften und schnaubten. Ein Helfer führte Robertos Pferd zu ihm. Er verstaute seinen Bogen hinter dem Sattel, ehe er elegant aufsaß und von der höheren Warte aus seine Truppen überblicken konnte.
    Allmählich legte sich das Stimmengewirr, und nun waren auch die Befehle der Zenturionen und Meister zu verstehen, die ihre Bürger in enger Formation aufstellten. Roberto nickte. Die Mühen im Dusas zahlten sich aus. Mehr als sechzehntausend Infanteristen und zweitausend Berittene, die unermüdlich die Aufstellung und den Marsch geübt hatten. Die Legionen waren in Wettkämpfen gegeneinander angetreten, die Kavallerieabteilungen hatten sich Rennen geliefert und Flankenmanöver geprobt.
    Roberto trabte auf die Kuppe eines Erdhügels, der eigens für ihn beim Haupttor aufgeschüttet worden war. Dort erwartete ihn schon der Signalgeber. Er drehte sein Pferd herum und sah, dass sein Heer bereit war. Angesichts des sintflutartigen Regens war es eine recht ordentliche Aufstellung geworden.
    »Es geht los. Gib das Signal für die Tore.«
    »Ja, Herr.«
    Er hob die grün und rot geviertelten Flaggen hoch, hielt sie im Winkel von dreißig Grad zur Seite, hielt inne und nahm sie wieder herunter. An allen vier Toren hielten sich Leute bereit, die schon auf das Signal warteten. Als die Befehle gegeben waren, zogen sie die in Scharnieren hängenden Tore auf. Den Graben davor überspannten verstärkte Brücken, über die nun die Armee ausrückte. Es sollte in diesem Genastro das erste Mal sein, dass die Tsardonier eine Truppe der Konkordanz in Kampfformation sah.
    Roberto genoss diesen Augenblick. Furcht und Erregung spiegelten sich in den Mienen der Hastati, Gelassenheit und Erfahrung in denen seiner Triarii. Es war das überwältigende Gefühl einer Armee, die zum Kampfbereit war. Und dann die Geräusche, die ihm immer wieder einen Schauer über den Rücken jagten. Der Rhythmus der Stiefel, das Klappern Tausender

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