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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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er sich darauf, die Arme vor der Brust zu verschränken und knapp zu nicken.
    »Vielen Dank, dass du mir wenigstens darin zustimmst«, sagte Herine. »Und jetzt hörst du mir zu. Ich will so etwas in meinem Palast oder auf der Straße nicht hören. Du redest, als sei die Konkordanz in Gefahr. Das ist sie nicht. Du redest, als stünden wir am Rande des Bankrotts. Das trifft nicht zu. Ich habe sechzehn Legionen und vierzehn Alae in Tsard, die ich weiter verstärken werde, wie du genau weißt. Ein größeres Heer hat die Konkordanz noch nie in den Krieg geschickt, und jeder, der bei Verstand ist, weiß, dass wir siegen werden.
    Selbst wenn das Undenkbare geschieht und Tsard unsere Grenzen bedroht, ist die Macht der Bürger und der stehenden Heere in der ganzen Konkordanz einfach überwältigend. Die Tsardonier wissen dies. Sie werden sich verteidigen, so gut sie können, bis sie aufgeben müssen, aber sie werden uns nie besiegen. Du sprichst von Entbehrungen, die jeder spüren soll. Bitte, Paul, es war schon immer so, dass die Grenzstaaten sich den neuen Feinden stellen, während die anderen im Herzen der wachsenden Konkordanz das Leben genießen, für das ihre Mütter und Väter so lange gekämpft haben. So ist es eben. Wir sind eine Meritokratie. Wir haben uns das Recht verdient, den Luxus zu genießen. Wenn Tsard sich der Konkordanz anschließt, wird auch Atreska davon profitieren. Die Spiele, die wir angesetzt haben, sollen den Ruhm all dessen feiern, was wir aufgebaut haben und was wir noch aufbauen werden. Sie werden stattfinden, und du wirst es nicht verhindern.«
    »So wenig, wie ich etwas damit zu tun haben will. Weder ich noch irgendein anderer Einnehmer wird daran teilnehmen. Ich habe dir zugehört und hoffe, dass du recht hast. Das hoffe ich wirklich. Aber es sind meine Leute, die unter Lebensgefahr in die Provinzen reisen müssen, und ich will nicht, dass man ihnen vorwerfen könnte, sie hätten dazu beigetragen, Gelder zu verschwenden, die anderswo besser eingesetzt worden wären. Ihre Aufgabe ist jetzt schon gefährlich genug.«
    Eine Weile starrten sie einander an. Sie brauchte seine Unterstützung, um die Spiele in der geplanten Weise durchführen zu können. Außerdem musste sie einen zwingenden Grund als Erklärung finden, wenn Jhered nicht daran teilnahm. Glücklicherweise herrschte daran kein Mangel.
    »Paul, ich achte dich und alles, was du sagst, aber du hast immer noch die Fähigkeit, mich zu überraschen und zu enttäuschen.«
    »Deshalb behältst du mich ja auch«, grollte er.
    Sie nickte. »Vielleicht hast du recht. Aber manchmal ist deine Vorstellung von der Wahrheit so voreingenommen, wie du es mir unterstellst.« Sie trank einen Schluck Wein, und Jhered erkannte, dass sie zu einer Entscheidung gekommen war. »Ich habe hier viel zu tun, wie du sehen kannst, und offen gestanden will ich dich nicht in der Nähe haben, wenn du doch nur die Stimmung drückst und schlechte Laune verbreitest. Andererseits will ich auch nicht, dass du zu weit entfernt bist.
    Wir haben die Überprüfung von Arvan Vasselis und Westfallen lange genug aufgeschoben. Es beschäftigt mich schon den ganzen Dusas. Was bedeutet dies für den Orden und für mich als Erste Sprecherin? Ich brauche Antworten, Paul, und um ehrlich zu sein, gibt es niemanden außer dir, dem ich diese Aufgabe anvertrauen könnte. Allerdings habe ich Angst vor dem, was du da unten vielleicht findest.« Sie flüsterte nur noch. »In Albträumen habe ich mich den Befehl für Vasselis’ Hinrichtung unterzeichnen sehen.«
    »Ich leide an ähnlichen Ängsten«, gab Jhered zu.
    »Zweifellos. Dann reise nach Caraduk. Finde heraus, was dort vorgeht, und komme erst zurück, wenn die Spiele vorbei sind. Sage Arvan, dass er nicht kommen muss. Ich rechne damit, dass er mit anderen Dingen beschäftigt ist, wenn du ihn aufsuchst.«
    Jhered lächelte zufrieden. »Da wir gerade dabei sind – wie hat die Ordenskanzlerin die Entscheidung aufgenommen, dass Spiele abgehalten werden sollen?«
    »Wie zu erwarten, war sie entzückt«, sagte Herine. »Spiele bieten dem Orden eine großartige Bühne, die Menschen zu bekehren, nicht wahr? Und da so viele Marschälle aus Provinzen kommen, in denen die heimischen Religionen noch blühen, geifert sie förmlich angesichts dieser Gelegenheit.«
    »Ein äußerst unangenehmes Bild«, erwiderte Jhered. »Ich mache mich dann auf den Weg.«
    Er salutierte mit dem rechten Arm an der linken Schulter und wandte sich zur

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